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Die Frau des Germanen

Die Frau des Germanen

Titel: Die Frau des Germanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Vorhaltungen machen konnte.
    Sie hatte Arminius fest im Auge, während sie das Pferd um die Burgmauer herumführte. Erst als sie im langen Schatten der Bäume,
     die das Mondlicht warf, angekommen war, wagte sie aufzusitzen und auf den Wald zuzureiten.
    Sie brauchte nicht lange zu suchen. Von den drei Eichen hatte der Händler gesprochen, von der verkrüppelten alten Weide und
     dem winzigen Weiher dahinter, der im dichten Gebüsch kaum auszumachen war. Drei Baumstämme weiter führte ein schmaler Pfad
     nach rechts und dort … Würde Flavus dort wirklich auf sie warten?
    Inaja stockte, als sie das Wasser des kleinen Weihers im Mondlicht glitzern sah, und lauschte. Fremde Geräusche gab es in
     diesem Wald. Nicht nur das Herabfallen eines trockenen Astes, nicht nur das Rascheln eines aufgeschreckten Tieres, nicht nur
     der Ruf der Eule. Es war etwas anderes. Flavus’ Nähe? Sie starrte in die Dunkelheit, ging langsam um den Weiher herum. Ein
     Baumstamm, ein zweiter, der dritte. Sie starrte in die Dunkelheit, das Mondlicht erreichte den Teil des Waldes nicht, in den |388| der schmale Pfad führte, der unter dichten Laubkronen verborgen war. Vorsichtig wagte sie Schritt für Schritt, setzte einen
     Fuß vor den anderen. Und wieder dieses Geräusch, das nicht zum Wald gehörte! Ein Atmen, das aber auch ein Windhauch sein konnte.
     Vielleicht nur das Wittern eines Tieres? Sie blieb wie angewurzelt stehen und schloss die Augen, damit sie besser hören konnte.
     Ein winziges metallenes Geräusch vernahm sie, und nun wusste sie genau: Ein Mensch war in ihrer Nähe. Sie spürte es, nun roch
     sie es sogar. Mehrere Menschen! Menschen, die schwiegen, die den Atem anhielten, die sich durch Gesten verständigten. Ja,
     das war es, was dieses kaum wahrnehmbare Vibrieren erzeugt hatte, das wohl nur der fühlte, der es erwartet hatte. Sie wagte
     einen weiteren Schritt, dann hörte sie ganz deutlich das Ausatmen. Aber schon als sich ein Arm von hinten um ihren Hals legte,
     wusste sie, dass irgendwas ganz anders war, als sie erwartet hatte …
     
    Severina löste sich vorsichtig aus der Nähe des Planwagens. Fest wickelte sie den schwarzen Umhang um ihren Körper, damit
     er kein Geräusch verursachte und sich nirgendwo verhakte. Gaviana rührte sich nicht, wie gebannt starrte sie ihre Herrin an.
     Seit sie begriffen hatte, dass die Reise nicht nach Baiae, sondern nach Germanien ging, hatte sie kaum ein Wort gesprochen.
     Dass sie Thusneldas Heimat besuchen sollte, erschien ihr wie blanker Hohn, wenn sie an deren Verzweiflung dachte, weil sie
     ihrer Heimat so fern war. Und die Frage, welche Absichten ihre Herrin hegte, quälte sie, seit sie die Grenze überschritten
     hatten. Dass nun eine Entscheidung fallen sollte, war ihr klar. Nur … welche? Wann erfuhr sie endlich, was ihre Herrin plante?
    Severina kniff die Augen zusammen und blickte angestrengt auf die Lichtung. »Ich glaube, es geht los«, flüsterte sie und wandte
     sich zu Gaviana um. »Die Zeit ist da. Also geh und hol Silvanus aus dem Wagen. Aber sorg dafür, dass er nicht aufwacht.«
    Gaviana sah sie verständnislos an. »Das Kind? Aus dem Wagen nehmen?«
    |389| Sie hatte nicht begreifen können, warum Silvanus an diesem Abend mitkommen sollte. Dass sie ihn nun sogar im Schlaf stören
     sollte, verblüffte sie völlig. Sonst war Severina der ruhige Schlaf ihres Sohnes heilig.
    »Bist du schwerhörig? Los, nimm ihn auf den Arm, halt ihn wie ein kleines Kind. Sorg dafür, dass er jünger aussieht, als er
     ist. Wenigstens aus der Entfernung.«
    Gaviana gehorchte, wie sie immer gehorchte, obwohl sie nach wie vor nicht verstand, was vor sich ging. Zum Glück erwachte
     Silvanus nur kurz, als sie ihn von seinem Lager hob, schmiegte sich jedoch, als sie ihn auf dem Arm hielt, an sie und schlief
     sofort wieder ein. Gaviana atmete auf. Wenn sie auch nicht wusste, worauf es ankam, ging sie doch davon aus, dass Lautlosigkeit
     von ihr erwartet wurde. Vorsichtig stieg sie wieder aus dem Planwagen und trug Silvanus zu seiner Mutter.
    »Bleib immer hinter mir«, zischte Severina, »egal, was kommt. Verstanden?«
    Gaviana nickte; zu sprechen wagte sie nicht.
    »Hast du deine Stimme verloren?«
    »Ja, ich bleibe immer hinter Euch, Herrin.«
    »Und jetzt ruhig!«
    Severina machte einen weiteren Schritt voran, Gaviana folgte ihr mit einem genauso großen Schritt und starrte in die gleiche
     Richtung wie ihre Herrin. An Severinas Haltung bemerkte sie, dass sich auf der anderen

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