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Die Frau des Germanen

Die Frau des Germanen

Titel: Die Frau des Germanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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paar Schritte hin und her. »Das geht Euch nichts an. Tatsache ist,
     auch Ihr habt Euer Ziel erreicht.«
    Flavus stellte sich ihr in den Weg. »Also werdet Ihr mich heiraten, sobald mein Bruder nicht mehr lebt?«
    Severina betrachtete ihn nervös. »So war es abgemacht.«
    »Und ich kann Euch trauen, schöne Severina?«
    Sie zog den großen schwarzen Umhang um ihren Körper und die weite Kapuze tief ins Gesicht, als ginge es bereits jetzt darum,
     nicht erkannt zu werden. »Diese Frage stellt Ihr Euch zu spät, Flavus. Ihr seid mir in Eure Heimat gefolgt, der Augenblick
     ist gekommen.«
    »Ich hatte keine Wahl. Es war ein Befehl des Kaisers, Euch zu begleiten.«
    »Ein Befehl, der sich mit Euren Wünschen deckt und Euch zum Vorteil gereichen wird!«
    Wieder begann Severina hin und her zu gehen. Erst, als sie auf eine glitschige Unebenheit trat und beinahe ausgeglitten wäre,
     stellte sie sich wieder neben Flavus an den Planwagen. »Wärt Ihr mit Eurem ersten Versuch nicht so jämmerlich gescheitert,
     hätten wir uns diese Reise sparen können!«
    Flavus schwieg einen Moment, als müsste er Severinas Tadel zunächst überwinden, dann sagte er mit leiser Stimme, die voller
     Staunen war: »Warum nehmt Ihr das alles auf Euch? Ihr, die Ihr an Luxus gewöhnt seid, die Ihr den Luxus liebt und braucht!
     Ausgerechnet Ihr nehmt die Strapazen und Unannehmlichkeiten einer solchen Reise auf Euch! So gern ich |386| glauben würde, dass Ihr das alles für mich tut – ich kann es nicht.«
    Severina stieß ein kurzes Lachen aus. »Es geht vor allem um meinen Sohn. Für Silvanus tue ich alles. Ich will, dass er ein
     gutes Leben hat, eine sichere, eine große Zukunft.«
    »Wenn er offiziell mein Sohn ist, kann er das alles haben.« Wieder war Flavus‘ Stimme angefüllt mit Zweifel.
    »Ich will mehr für ihn«, entgegnete Severina. »Ich will Thronansprüche!« Sie berührte Flavus’ Arm und stellte zufrieden fest,
     dass diese kleine Geste nicht ohne Wirkung blieb. »Malt Euch aus, wie es wäre«, flüsterte sie, »der Vater des römischen Kaisers
     zu sein! Und dann redet noch einmal von Euren Zweifeln.«
    Flavus’ Antwort war Schweigen. Schließlich seufzte er auf und entfernte sich mit einem nachdrücklichen Schritt von Severina.
     »Ich werde Euch einen Offizier schicken zu Eurem Schutz. Ich selbst gehe nun zu meinen Leuten. Wenn Euer Zeichen kommt, hören
     sie auf mein Kommando.« Er drehte sich noch einmal zu Severina um, trotz der Dunkelheit konnte sie sehen, dass er lächelte.
     »Nun kommt die Zeit des Wartens. Ihr wisst, es war wichtig, lange vor Arminius am Treffpunkt zu erscheinen, damit er nichts
     von unseren Vorbereitungen mitbekommt. Lasst die Lichtung nicht aus dem Auge. Sobald Arminius erscheint, tretet Ihr hervor.
     Lasst ihn nicht warten. Er kennt diesen Wald von Kindheit an. Wenn er Zeit hat, auf seine Stille zu lauschen, wird er merken,
     dass er nicht allein ist. Dann weiß er bald, dass Krieger auf ihn warten.«
     
    Inaja hockte in der Nähe der Burgmauer, lauschte und wartete. Diese Nacht war wie alle Vollmondnächte, voller Unruhe und angefüllt
     mit Warten. Bisher war es immer das Warten auf den nächsten Tag gewesen, auf die nächste Nacht, die wieder ruhigen Schlaf
     bringen würde. Aber diesmal war es das Warten auf Gewissheit. Diese Nacht würde alle Fragen beantworten, mit dem Morgen würde
     alles Ungewisse verblassen. Der Weg nach Rom! Erneut hatte er sich ihr geöffnet, und diesmal würde sie ihn beschreiten. |387| Aufrecht und mit großen, schnellen Schritten! So schnell und aufrecht wie Flavus!
    Als sie Geräusche hörte, blickte sie über die Mauer. Arminius und Hermut führten ihre Pferde vors Tor und redeten leise miteinander.
     Dann saßen sie auf und ritten langsam auf den Wald zu, in gemächlichem Tempo. Schließlich sah Inaja, dass Arminius zurückblieb.
     Die Wiese wurde vom Mondlicht überflutet, so konnte sie erkennen, dass er sein Pferd grasen ließ, während Hermut geradewegs
     auf den Wald zuhielt. Inaja wusste, er wollte die Umgebung der Lichtung auskundschaften und Arminius warnen, falls er einen
     Hinterhalt entdeckte.
    Kurz darauf war sie auf den Beinen und holte leise, ohne dass einer der Knechte es merkte, ein Pferd aus dem Stall. Noch nie
     hatte sie allein ein Pferd bestiegen, keine germanische Frau ritt, ohne einen Mann hinter sich zu haben, der die Zügel in
     der Hand hielt. Aber darauf kam es jetzt nicht mehr an. Es würde niemanden geben, der ihr später

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