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Die Frau des Germanen

Die Frau des Germanen

Titel: Die Frau des Germanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Helm, der unter der Sonne blitzte, vom Rücken seines Pferdes
     stieg Dunst auf. Anscheinend hatte er einen scharfen Ritt hinter sich.
    |91| Inaja sah nun, dass er in eine lederne Tasche griff, die an seinem Sattel befestigt war, und eine Papyrusrolle hervorholte.
    »Vom Kaiser persönlich?«, hörte sie Flavus fragen.
    Aber der Kurier schüttelte den Kopf. »Nein, eine Nachricht von Severina, der Schwester des Germanicus.«
    Flavus streckte die Hand aus. »Gib her! Ich bin Arminius’ Bruder.«
    Der Kurier zögerte. »Mir wurde eingeschärft, die Nachricht Arminius persönlich zu überreichen.«
    Obwohl sie Flavus’ Gesicht nicht sehen konnte, wusste Inaja, dass er nun ärgerlich war. Seine Gesten wurden fordernd, seine
     Stimme nahm einen drohenden Klang an. »Wir haben gerade unseren Vater bestattet«, sagte er gefährlich leise, aber laut genug,
     dass Inaja ihn verstehen konnte. »Willst du die Trauer meines Bruders stören?«
    Inaja sah, dass der römische Kurier unsicher wurde. »Natürlich nicht.«
    »Also her damit! Ich werde meinem Bruder die Nachricht zukommen lassen. Bei passender Gelegenheit.«
    Immer noch zögerte der Kurier, aber seine Angst, Flavus zu widersprechen, war unverkennbar. Er murmelte etwas, was nicht zu
     Inaja hochdrang, dann reichte er Flavus die Papyrusrolle.
    Mit einer herrischen Bewegung riss Flavus sie an sich. »Lass dir zu essen und zu trinken geben. Obdach kann ich dir nicht
     gewähren. Die Teutoburg ist voller Gäste.«
    Ob der Kurier enttäuscht war, ließ sich nicht erkennen. Aber Inaja war sicher, dass er nach dem langen Ritt auf ein weiches
     Lager und ein wenig Ruhe gehofft hatte. Vermutlich hatte er sogar fest damit gerechnet. Nun aber würde er bald umkehren müssen,
     um sich bei einem Bauern ein Quartier zu suchen. Sie wusste nicht, wer mehr Mitgefühl verdiente, der Kurier oder der Bauer,
     der herausrücken musste, was seine Vorräte hergaben, ohne etwas dafür erwarten zu dürfen.
    Flavus gab den Torwächtern ein paar Anweisungen, die winkten daraufhin den Kurier herein, der sein Pferd eigenhändig in |92| die Burg führte. Neben dem Tor gab es eine sprudelnde Quelle, dort würde er sich erfrischen und sein Pferd tränken können.
     Wenn er sich auf den Rückweg machte, hatte vermutlich keiner der Gäste und kein Familienmitglied gemerkt, dass er überhaupt
     da gewesen war.
    Inaja überlegte, ob sie sich anbieten sollte, dem Mann etwas zu essen zu bringen, da sah sie Flavus zurückkehren. Auf demselben
     Weg, den er so eilig genommen hatte, als er auf den Reiter aufmerksam geworden war. Warum ging er nicht auf direktem Wege
     zu seinem Bruder und überbrachte ihm die Papyrusrolle?
    Eine Nachricht aus Rom! In Inaja regte sich bereits wieder die Sehnsucht, das Staunen stieg in ihr auf, das sie immer erfüllte,
     wenn von Rom gesprochen wurde. Am liebsten hätte sie sich zu dem Kurier geschlichen, damit er ihr von Rom erzählte, wie Hilger
     es getan hatte. Dem waren der Luxus und der Prunk selber nie vor Augen gekommen, dieser Kurier jedoch konnte berichten, was
     er gesehen und erlebt hatte!
    Doch so wagemutig Inaja auch oft war, das wäre zu viel des Leichtsinns gewesen. Schlimm genug, dass sie sich von der Arbeit
     entfernt hatte, dass sie Flavus gefolgt war, sich vor Hermut versteckt hatte und dann sogar Flavus hinterhergeschlichen war.
     Das alles würde schon reichen, um von ihrem Herrn schwer bestraft zu werden. Fürst Segestes war nur nachsichtig, wenn es um
     seine Tochter ging, beim Gesinde machte er kurzen Prozess, wenn sich herausstellte, dass jemand sich ungebührlich betragen
     hatte, ungehorsam oder aufsässig gewesen war. Nicht auszudenken, was geschehen würde, wenn er sie bei einer Plauderei mit
     einem römischen Kurier erwischte!
    Sie zuckte zurück, als Flavus hinter der Brombeerhecke auftauchte, und drängte sich ängstlich an die Wand des Schobers. Intuitiv
     begriff sie, dass etwas nicht in Ordnung war, dass sich etwas zutrug, was im Verborgenen geschehen sollte, etwas Geheimes,
     Unrechtes, eine Indiskretion, die Schande über den brachte, der sie beging. Wieder fühlte sie sich so hilflos und kleinmütig
     wie in der Nacht, in der sie gezwungen worden war, |93| das Gespräch zwischen Flavus und Arminius zu belauschen. Sie hatte es nicht gewollt, aber es war unmöglich gewesen, sich der
     Heimlichkeit zu entziehen.
    So war es auch hier. Sie wollte das Schreckliche nicht sehen, was Flavus jetzt tat, aber sie musste. Es blieb ihr nichts

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