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Die Frau des Germanen

Die Frau des Germanen

Titel: Die Frau des Germanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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seine unverhohlene Bewunderung zu reagieren.
    Wie leicht hatte es da Inaja! Sie durfte über Hermuts Plänkelei lachen, durfte sie sogar erwidern, durfte zeigen, dass sie
     sich geschmeichelt fühlte, durfte mit den Augen locken, mit dem Körper etwas versprechen und musste nicht an ihren Ruf denken,
     wenn ein Mann ihr heimlich folgte, weil er sie küssen wollte. Undenkbar für die Tochter des Segestes!
    Mit brennenden Augen beobachtete Thusnelda ihre Dienstmagd, die dem Gesinde der Teutoburg zur Hand ging. Jedesmal, wenn sie
     Hermut ein Getränk reichte, neckte er sie und berührte sie flüchtig. Es faszinierte Thusnelda zu sehen, wie perfekt Inaja
     dieses Spiel beherrschte. Sie wies Hermut zurecht, aber sie lachte dabei, sie entzog sich ihm, aber immer nur so weit, dass
     er erneut nach ihr greifen konnte.
    »Hermut ist bis über beide Ohren verliebt«, sagte da eine Stimme neben ihr.
    Thusnelda fuhr herum, sie spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. »Das ist nicht zu übersehen«, entgegnete sie mit
     einem hilflosen Lächeln. Ach, könnte sie doch so sorglos mit ihren Gefühlen umgehen wie Inaja!
    »Vielleicht müsst Ihr Euch bald nach einer anderen Dienstmagd umsehen«, sprach Arminius weiter. »Es würde mich nicht |85| wundern, wenn Inaja demnächst in die Teutoburg zieht, weil sie Hermut heiratet.«
    Nun hatte Thusnelda sich gefangen. »Das glaube ich nicht«, gab sie zurück und verbarg ihre Hände hinter dem Rücken, damit
     Arminius nicht merkte, dass sie zitterten. »Inaja will ihr ganzes Leben in meinem Haushalt verbringen, das hat sie mir oft
     genug gesagt.«
    Über Arminius’ Gesicht zog ein Schatten. »Sie wird also mit Euch zu Fürst Aristan ziehen?«, fragte er so leise, als wollte
     er es niemanden hören lassen. »Wenn Ihr ihn heiratet?«
    Thusnelda nickte. »Dort wird sie sich dann nach einem geeigneten Ehemann umsehen. Die Auswahl ist groß. Aristans Burg wird
     von vielen Männern bewacht. Und dann noch die Bauern, die im Umkreis leben, die Handwerker …«
    Arminius unterbrach sie. »Wollt Ihr das?«
    »Es ist Inajas Wille, dort zu leben, wo ich lebe. Wir sind aneinander gewöhnt.«
    »Ich meine etwas anderes. Wollt Ihr … Fürst Aristan heiraten?«
    Thusnelda sah sich unruhig um. Zum Glück war ihr Vater in ein Gespräch mit Ingomar vertieft, niemand schien sie zu beachten.
     »Seit wann hat eine Frau die Möglichkeit, sich selbst den Ehemann auszusuchen? Das ist Sache des Vaters.«
    »Jedenfalls, wenn es um eine Fürstentochter geht. Bei einer Dienstmagd sieht es anders aus.«
    »Inaja hat keinen Vater mehr«, gab Thusnelda zurück. »Und auch keine Verwandten. Sie kann über sich selbst bestimmen.«
    Arminius’ Blick ging an Thusnelda vorbei. »Es tut mir sehr leid für Hermut«, sagte er. »Ich habe noch nie erlebt, dass er
     sich verliebt. Ich hätte ihm das Glück gegönnt.«
    Darauf wusste Thusnelda nichts zu antworten. Sie sah Arminius nur hilflos an und hoffte, dass er nicht aussprach, was sich
     hinter dem Glück Hermuts und Inajas verbarg.
    Aber er tat ihr den Gefallen nicht. »Inaja wird Hermut also nur erhören, wenn er mit ihr in die Burg von Fürst Aristan zieht?«
    Thusnelda war verblüfft. Sie hatte eine andere Schlussfolgerung |86| erwartet. »Aber er ist doch Euer Freund!«, stieß sie hervor. »Warum sollte er Fürst Aristan seine Dienste antragen?«
    Nun lächelte Arminius. Und sein Blick war plötzlich von so großer Intensität, dass sie glaubte, ihn auf ihrer Haut zu spüren.
     Sie hätte sich ihm gern entzogen, wie sie sich vor der Sommerhitze ins Haus zurückzog oder sich bei eisiger Kälte in einer
     Felldecke verbarg. Aber seine Augen bannten sie auf den Fleck, auf dem sie stand. Sie konnte nicht einmal daran denken, wie
     ihr Vater reagieren würde, wenn er bemerkte, was mit ihr unter Arminius’ Blick geschah.
    »Ja, er ist mein Freund«, sagte Arminius nun. »Mein bester Freund! Er würde niemals als Krieger woanders anwerben. Auch er
     wird immer an meiner Seite leben. So wie Inaja an Eurer.«
    Thusnelda verbot sich, dieses Gespräch weiterzuführen. Was dachte sich Arminius dabei? Glaubte er, sie merkte nicht, dass
     er Inajas und Hermuts Glück benutzte, um über ein anderes Glück zu reden? Sie war sicher, dass er es nicht wagte, dieses andere
     Glück beim Namen zu nennen, dass er auf ein Zeichen von ihr wartete, das ihm Mut machen konnte, oder auf eins, das ihm jede
     Hoffnung nahm.
    Aber Thusnelda schaffte weder das eine noch das andere.

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