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Die Frau des Germanen

Die Frau des Germanen

Titel: Die Frau des Germanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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traute sich kaum zu reden, sah sich immer wieder verzweifelt nach Inaja um und wünschte sich nichts sehnlicher,
     als dieser Situation zu entkommen, die sie andererseits genoss, wie sie noch nie etwas genossen hatte.
    Als Inaja an Hermuts Seite aus dem Wäldchen zurückkehrte, waren ihre Haare zerzaust, ihr Gesicht war gerötet, in ihren Augen
     stand ein Geheimnis, das sich selbst verriet. Als sie sich wieder auf dem Moosbett niederließ, sah Thusnelda an ihren Beinen
     eine helle, feuchte Spur. Fasziniert beobachtete sie, wie Inaja mit dem Stoff ihres Rockes unauffällig die Innenseite ihrer
     Beine abrieb. Ihr wurde schwindelig, als sie sich vorstellte, was zwischen Hermut und Inaja geschehen war. Wieder brannte
     in ihr die Frage, die sie Inaja nun erst recht nicht stellen konnte …
    Arminius hielt lange ihre Hand, als sie sich verabschiedeten. Und als Inaja schon am nächsten Nachmittag, nachdem Fürst Segestes
     erneut aufgebrochen war, um die Ernte seiner Bauern in Augenschein zu nehmen, den Vorschlag machte, Beeren zu sammeln, damit
     Amma sie zu Mus verarbeiten konnte, da wusste Thusnelda, dass sie verführt werden sollte. Sie konnte sich |118| nichts mehr vormachen. Dennoch folgte sie Inaja, als ginge es tatsächlich nur um die Beeren, und blickte auf der Suche nach
     ihnen auch dann nicht auf, als sie schon das Schnauben der Pferde in ihrer Nähe vernahm.
    Diesmal setzte Arminius sich zu ihr auf das Moosbett, und Inaja und Hermut liefen in das Wäldchen, ohne sich noch die Mühe
     zu machen, ihre Absicht zu bemänteln. Als Arminius von seinem Leben in Rom erzählte, griff er nach Thusneldas Hand und hielt
     sie. Kerzengerade saß sie da, auf ihren Körper konzentriert, zu dem diese Hand nicht gehören durfte, die nichts zu tun haben
     sollte mit ihrem aufrechten Oberkörper und der anderen Hand, die sich in den Falten ihres Rockes verbarg.
    Von da an trafen sie sich täglich. Hermut und Arminius dachten sich alle möglichen Verkleidungen aus, um die Bewohner der
     Eresburg nicht misstrauisch zu machen. Manchmal erschienen sie in der Tracht germanischer Bauern, die frischgeschlachtetes
     Geflügel anboten, dann kamen sie wie Händler daher, die ihre Waren anpriesen. Manchmal machte Arminius auch ganz offiziell
     einen Besuch in der benachbarten Burg. Er führte dann ein Gespräch mit Segestes, redete mit ihm über seine Zeit in Rom, sprach
     über Varus und freute sich mit Thusneldas Vater auf das nächste Festessen bei dem Statthalter, zu dem sie beide eingeladen
     sein würden. Segestes verlor sogar sein anfängliches Misstrauen Arminius gegenüber. Als Ingomar einen Besuch in der Eresburg
     machte, hörte Thusnelda ihren Vater sagen: »Vielleicht haben wir uns getäuscht. Arminius scheint noch immer ein Römer durch
     und durch zu sein.«
    Ob Ingomar sich seiner Meinung anschloss, bekam Thusnelda nicht mehr mit. Denn sie nutzte die Gelegenheit, mit Inaja aus der
     Burg zu huschen und zu einer Eichengruppe zu laufen, unter der Arminius und Hermut warteten.
    An diesem Abend küsste Arminius sie leidenschaftlich und versprach ihr, sie auf die Teutoburg zu holen. »Du darfst Fürst Aristan
     nicht heiraten! Bitte, werde meine Frau! Komm zu mir auf meine Burg!«
    |119| Zu allem hatte sie »Nein« gestammelt, während ihr Körper »Ja« signalisierte. »Nein, ich bin Aristan versprochen! Nein, ich
     darf meinen Vater nicht hintergehen! Was soll aus mir werden, wenn unser Plan misslingt? Wenn mein Vater mich verstößt? Wenn
     …«
    Dann jedoch hatte sie in Arminius’ Armen gelegen, und er hatte ihr jedes Nein von den Lippen geküsst. Seine Nähe, sein Körper,
     sein Geruch, sein Atem, das alles konnte sie längst genießen, mit der Angst vor dem Unbekannten war es schon lange vorbei.
     Umso größer war die Angst vor dem geworden, was sie bei Fürst Aristan erwartete.
    »Wenn dein Vater sieht, wie sehr wir uns lieben, wird er einverstanden sein«, beteuerte Arminius ein ums andere Mal.
    Sie glaubte ihm nicht, aber es fiel ihr trotzdem leicht, ihm zuzustimmen. »Er muss uns einfach seinen Segen geben«, bestätigte
     sie. Immer wieder! So oft, bis in diesen Worten endlich die Hoffnung entstand, die ihr den Mut gab, ungehorsam zu sein.

7.
    S everina saß in der kaiserlichen Loge, langweilte sich und hätte sich am liebsten wieder in ihre Sänfte gesetzt, um sich nach
     Hause tragen zu lassen und dort ihre schlechte Laune zu pflegen, indem sie die Sklaven drangsalierte. Sie hatte sich an diesem
     Tag stark

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