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Die Frau des Germanen

Die Frau des Germanen

Titel: Die Frau des Germanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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würde er sich beleidigen und treten lassen und sich nach der Hochzeit mehr
     um den Kaiser als um seine Gemahlin kümmern und dem Kind, das seinen Namen erhalten würde, bei jeder Gelegenheit heimzahlen,
     dass es einen Vater hatte, mit dem er sich nicht messen konnte. Glaubte er wirklich, dass sie ihn nicht durchschaute? Dass
     Antonius Andecamus ein gutaussehender Mann mit angenehmen Manieren und einem scharfen Verstand war, tat nichts zur Sache.
    Severina stieß Terentilla weg, der erst jetzt klar wurde, dass die Übelkeit ihrer Herrin nur dazu gedient hatte, den lästigen
     Besucher loszuwerden.
    »Hol mir einen Gaukler oder einen Zwerg!«, befahl sie. »Ich will unterhalten werden. Und untersteh dich, noch einmal Antonius
     Andecamus zu mir zu lassen. Nie wieder! Verstanden?«
    Die Sklavin nickte gehorsam, fragte sich jedoch gleichzeitig, wie ernst sie diese Anordnung nehmen sollte. Würde Severina |174| sich darauf berufen, wenn Terentilla Andecamus noch einmal ins Haus ließ? Oder würde sie im Bordell landen, weil sie gehorchte,
     aber nicht bedacht hatte, dass ihre Herrin längst ihre Meinung geändert hatte?
    Je länger Terentilla ihrer Herrin diente, desto sicherer schien ihr Schicksal besiegelt zu werden. Ihre Vorgängerin Gaviana
     hatte angeblich am besten jede Laune ihrer Herrin durchschaut, aber hatte es ihr etwas genützt? Nein, nichts! Terentillas
     Angst nahm von Tag zu Tag zu. Und sie begann zu zittern, als der nächste Besucher sich anmeldete.

11.
    T hordis hatte ihrer Tochter behutsam das Kind aus dem Arm genommen. Während Arminius sich um seine Schwester kümmerte, betrachtete
     sie das kleine Mädchen traurig und schüttelte schließlich verzweifelt den Kopf. Mit einer Zartheit, die Thusnelda der unerschütterlichen
     Frau nicht zugetraut hatte, zog sie die Decke über das Köpfchen, drückte das Kind einmal fest an sich und reichte es dann
     einer Magd. Die gab mit einem Nicken zu verstehen, dass sie begriffen hatte, was von ihr erwartet wurde. Ehe Wiete Einwände
     erheben konnte, trug sie das tote Kind weg.
    Arminius legte seiner Schwester den Umhang wieder um und nahm sie in den Arm. »Was ist passiert, Wiete?«
    Aber seine Schwester war unfähig zu antworten. Ihr Körper bebte, ihre Lippen zitterten, in ihren Augen stand das blanke Entsetzen.
    Einer der beiden Männer, die sie begleitet hatten, meldete sich zu Wort. »Wir sind Gefolgsleute Eures Schwagers«, erklärte
     er Arminius. »Der Gemahl Eurer Schwester …« Er zuckte die Schultern, ehe er fortfuhr: »Ob er noch lebt, wissen wir nicht.
     Und wenn er noch lebt, weiß niemand, wo er ist.«
    |175| Thordis stieß einen erschrockenen Laut aus und schlug die Hände vor den Mund. Sie sah in die Richtung, in die die Magd mit
     dem toten Kind verschwunden war, dann zog sie ihre Tochter an sich. Alles, was man mit ihr tat, ließ Wiete geschehen, als
     bemerkte sie es gar nicht.
    Die beiden Reiter hießen Argast und Jorit. Sie waren grauhaarige Männer, die schon manchen Kampf erlebt und viele Siege errungen
     hatten. Bald saßen sie am Feuer und hatten ein Trinkhorn in der Hand, das mit Met gefüllt war. Guda hatte das Feuer neu entfacht
     und einen Kessel darübergehängt, in dem der Rest der Suppe erwärmt wurde, die mittags übriggeblieben war. Thordis hatte ihrer
     Tochter ein dichtes, warmes Fell umgehängt, wiegte sie wie ein kleines Kind und schien froh zu sein, dass Wiete nicht nach
     dem kleinen Mädchen fragte, dem sie in den letzten Jahren eine Mutter gewesen war.
    »Ihr wisst, dass wir Brukterer uns nicht mit der römischen Herrschaft abgefunden haben«, begann Argast zu berichten. »Anders
     als die Cherusker, die bald mit Rom paktiert haben.«
    Arminius wusste, wovon Argast redete. »Ich bin in großer Sorge, seit meine Schwester mit einem Brukterer verheiratet ist.
     Dieser Stamm hat immer wieder versucht, sich gegen die römische Herrschaft zu wehren. Dabei hätten die Brukterer wissen müssen,
     dass sie mit den Überfällen auf die Römer nichts bewirken. Sie waren allein, für einen Krieg gegen Rom viel zu schwach.«
    Argast nickte. »Ich bin Eurer Ansicht. Die Angriffe auf die kleinen römischen Einheiten haben nichts gebracht.«
    »Außer fetter Beute«, warf Jorit ein.
    Argast bestätigte seine Worte mit einem grimmigen Lachen. »Davon haben sich viele blenden lassen. Kriegsbeute ohne einen richtigen
     Krieg!«
    »Einen Krieg der Nadelstiche, so nennen die Römer diese Überfälle«, erklärte Arminius, der wusste,

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