Die Frau des Highlanders
Connor spricht gerade mit seinem Onkel, um alles zu klären. Ruht euch aus.«
Rosalyn umarmte sie und ging.
Cate zog ihren Seidenpyjama aus und ließ sich in den Bottich gleiten. Für die ausnahmslos großen Mitglieder dieser Familie musste das kleine Ding extrem unbequem sein, aber für sie, Cate, hatte es genau die richtige Größe.
Das Wasser war warm, und die Seife duftete nach Lavendel. Während Cate sich in herrlicher Ruhe den Reiseschmutz abwusch, ließ sie die Begegnung in der Großen Halle Revue passieren. Niemand, der sie kannte, hätte ihr einen solchen Auftritt zugetraut, und sie errötete im Nachhinein vor Verlegenheit.
Dann dachte sie an Connor. Wie er da mit der Hand auf dem Griff seines Schwertes gestanden hatte, war er die Verkörperung eines Kriegers aus alter Zeit gewesen. Cate schüttelte über sich selbst den Kopf: Connor
war
ein Krieger aus alter Zeit!
In Gedanken an ihn lächelnd, spülte sie die Seife aus ihren Haaren. Als sie aus dem Zuber stieg und sich in das Handtuch wickelte, fühlte sie sich wesentlich besser. Das Nachthemd war viel zu lang, aber im Bett konnte sie gemütlich die Füße hineinwickeln.
Auf dem Weg in den Schlaf sah sie im Geist wieder Connor kampfbereit in der Großen Halle stehen und empfand erneut das Gefühl von Sicherheit, das er ihr mit seinen starken Armen vermittelt hatte. Das hatte sie auch letzte Nacht im Wald empfunden. Mit all diesen Eindrücken war die Erinnerung an seinen Kuss verwoben, die leichte Berührung ihrer Lippen durch die seinen. Es war eine berauschende Mischung.
6
A ls Cate aus ihren Träumen erwachte, die von ungewöhnlich blauen Augen und ungewöhnlich starken Armen beherrscht wurden, und sich streckte, stießen ihre Füße gegen etwas Warmes, Struppiges.
Verblüfft setzte sie sich auf. »Wolf! Wie bist du denn reingekommen?« Der Hund sah sie freundlich an und kratzte sich gemächlich.
»Ich habe ihn hereingelassen. Er hatte so herzzerreißend vor Eurer Tür gewinselt. Das ist allerdings merkwürdig. Er ist bisher nie in die Burg gekommen, wenn Connor sich hier aufhielt.«
Cate war beim ersten Wort herumgefahren und hatte eine junge Frau mit einem dicken blonden Zopf über der Schulter in einem der Stühle am Feuer sitzen sehen. Eine jüngere Ausgabe von Rosalyn.
Die junge Frau stand auf, kam herüber, schob Wolf beiseite, setzte sich aufs Bett und zog die nackten Füße unter sich.
»Ich bin Mairi«, sagte sie und betrachtete Cate neugierig. »Und Ihr sollt Connors Frau werden, ja?«
Das also war seine Schwester. Auch sie hatte diese unglaublich blauen Augen.
»Ich bin Cate.« Sie streckte ihr die Hand hin.
»Ich werde Euch nicht die Hand küssen«, sagte Mairi ablehnend. »Sie haben mich schon gewarnt, dass Ihr Euch wie eine Königin benehmt.«
Cate ließ ihre Hand sinken. »Ich hatte nicht erwartet, dass Ihr sie küsst. Wo ich herkomme, geben wir einander die Hand zur Begrüßung.«
»Dann stimmt es also«, sagte Mairi mit leuchtenden Augen. »Ihr kommt aus
Outremer
. Oh, ich würde auch gerne in ferne Länder reisen und Abenteuer erleben! Ihr müsst mir alles über Euch erzählen.« Sie zog die Beine an, schlang die Arme darum und schaute Cate erwartungsvoll an.
Die Situation erinnerte Cate an eine Pyjamaparty. Alles, was fehlte, war ein Erwachsener, der sie ermahnte, leiser zu sein.
Wie aufs Stichwort klopfte es an der Tür, und Rosalyn trat, wiederum mit einem Arm voll Tüchern, ein.
»Mairi! Was tust du denn hier, Mädchen?«, schalt sie, doch ihre Augen lächelten.
Mairi setzte sich ordentlich hin. »Ich wollte sie unbedingt sehen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich einmal eine Schwester bekommen würde. Connor sagte doch immer, er würde nie heiraten.« Mit blitzenden Augen setzte sie hinzu: »Ich wollte mit eigenen Augen sehen, wie eine ›ausländische Dirnenprinzessin‹ aussieht.«
»Anabella hat also schon mir dir darüber gesprochen.« Rosalyn schüttelte missbilligend den Kopf.
»Nein, Tantchen – Florie hat es mir erzählt.« Sie drehte sich Cate zu. »Florie ist eine Magd, aber ich mag sie sehr. Sie erzählt mir alles.« Wieder zu ihrer Tante gewandt, fuhr sie fort: »Sie sagt, Anabella hätte gestern Abend einen richtigen Wutanfall bekommen.« Sie strahlte vor Begeisterung. »Allein dafür werden Euch hier viele wohlgesinnt sein, Cate. Lasst Euch von dieser schrecklichen Frau nicht unterkriegen.« Sie schaute wieder zu ihrer Tante. »Florie sagt, Artair wäre noch schlimmer gewesen, er hätte
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