Die Frau des Highlanders
tut
was?
« Er starrte auf ihren Unterschenkel. »Ihr blutet!«
Als er die Hand ausstreckte, schlug Cate sie weg. »Das ist Eure Schuld! Versucht
Ihr
mal, Euch zu rasieren, wenn Leute in Euer Zimmer hineinplatzen – dann schneidet Ihr Euch auch.«
»Warum rasiert Ihr Eure Beine, um Himmels willen?«, fragte er.
»Aus demselben Grund, aus dem Ihr Eure Wangen rasiert«, antwortete sie ruhig, obwohl sie alles andere als ruhig war. »Um die Haare zu entfernen.« Sie stemmte die Arme in die Seiten. »Und ich bevorzuge, es ohne Publikum zu tun.«
»Gütiger Himmel, Ihr tragt ja nur ein Handtuch!« Dunkle Röte färbte seinen Hals und das Gesicht, und er drehte sich hastig weg.
»Natürlich«, erwiderte sie. »Ich habe ein Bad genommen. Wenn es Euch unangenehm ist, mich so zu sehen – ich habe Euch nicht hereingebeten.«
Er atmete tief ein. »Es tut mir leid. Als ich Janet mit ihrer Mutter reden hörte …« Er stockte und fuhr dann fort: »Warum tut Ihr das?«
»Rasieren? Weil ich nicht mit haarigen Beinen heiraten will.«
Er schüttelte den Kopf und steuerte auf die Tür zu. »Das ist mein Rasiermesser, oder?«
»Ja. Aber Ihr bekommt es rechtzeitig zurück, um Euer Gesicht der gleichen Behandlung zu unterziehen – ohne dass ungebetene Gäste hereinplatzen, natürlich.«
Connor schob Wolf auf den Korridor hinaus, folgte ihm und schloss die Tür.
»Und was sollte das nun?«, fragte Cate sich laut, während sie ihre Wade zu Ende rasierte. Sie könnte das Rasiermesser ja noch heute Abend zurückbringen und Connor fragen.
Connor stand auf dem Gang vor Cates Tür und kam sich töricht vor.
»Das kommt davon, wenn man zu viel Zeit in der Gesellschaft von Frauen zubringt«, sagte er zu Wolf, als er mit dem Hund die Treppe hinunterging. »Man wird völlig verdreht, kann nicht mehr geradeaus denken.«
Als er an der Backstube vorbeiging und Janet aufgeregt ihrer Mutter erzählen hörte, dass Cate ein Rasiermesser neben dem Badezuber liegen hätte, war er in Panik nach oben gerannt, um seine Braut vor sich selbst zu beschützen.
Stattdessen hätte sie beinahe Schutz vor
ihm
gebraucht.
Als er sie mit nichts am Leib als einem Handtuch und feucht glänzenden Beinen dastehen sah, hatte er sich mit jeder Faser seines Körpers danach gesehnt, Cate das Tuch herunterzureißen und sie zu nehmen.
Mit Müh und Not hatte er es geschafft, Würde zu bewahren und sich abzuwenden. Jetzt wurde er von seinem unerfüllten Begehren gebeutelt – und von der Scham über sein törichtes Benehmen.
Er musste sich abreagieren.
»Duncan!«, brüllte er beim Durchqueren der Großen Halle und riss die Tür auf. Ein paar Stunden auf dem Kampfplatz mit einem ebenbürtigen Gegner, und er wäre so gut wie neu.
Cates wieder über einen Stuhl drapiertes Hochzeitskleid war inzwischen so gut wie faltenfrei. Mairi und Rosalyn arbeiteten an dem Blütenkranz, den Cate dazu tragen würde. Sie hatten sich in Rosalyns Turm zurückgezogen, weil Cate, wie sie ihr erklärten, den Haarschmuck heute noch nicht sehen dürfe. Sie solle früh zu Bett gehen, denn morgen erwarte sie ein langer, turbulenter Tag.
Ein guter Rat, aber Cate war dummerweise hellwach. Und sehr, sehr nervös. Schließlich heiratete sie nicht alle Tage.
»Deshalb wurden die Junggesellinnenabschiede erfunden«, sagte sie zu sich, als sie sich zum hundertsten Mal im Bett auf ihr Kopfkissen zurückplumpsen ließ. Sie seufzte tief. »Das wird nichts. Also kann ich es auch aufgeben.«
Sie stand auf und machte sich daran, sich einen weiteren Kamillentee zuzubereiten. Nicht, dass der erste geholfen hätte.
Seit vier Tagen, nachdem sie erfahren hatte, dass sie auf Sithean Fardach bleiben würde, besaß sie einen kleinen Kessel und eine Teekanne auf ihrem Zimmer und sammelte Kräuter, die sie am liebsten mochte. Seitdem war der abendliche Tee eine liebe Gewohnheit für sie geworden.
Während sie vor dem Feuer auf dem Boden sitzend darauf wartete, dass das Wasser im Kessel kochte, fragte sie sich, ob es in dieser Zeit wohl auch den Brauch des Junggesellenabschieds gab. Genauer gesagt, ob Connor wohl gerade seinen feierte. Es wäre leicht festzustellen. Sie müsste nur hinunterschleichen und an seiner Tür horchen.
Er wohnte nach wie vor in dem Zimmer unter ihr, doch nachdem sie gedroht hatte, sein Schlafgemach zu boykottieren und mit Wolf auf dem Treppenabsatz zu nächtigen, hatte er Bettzeug in den Wohnraum geschafft. Seitdem schlief er zwar auf dem Fußboden, aber trotzdem
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