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Die Frau des Polizisten

Die Frau des Polizisten

Titel: Die Frau des Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Elfberg
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sind nicht so gut darin, uns um uns selbst zu kümmern.«
    Erikas Finger zeichneten den Rand des Glases nach. Sie beobachtete das Flackern der Öllampe, die sich im Glasrandund im goldgelben Wein spiegelte. Die Flammen wurden größer und länglicher.
    »Weißt du, was für mich das Schlimmste ist?«, fragte Erika, den Blick starr in die Flamme gerichtet.
    »Was?«
    »Dass ich mir wünsche, dass Göran eine andere findet«, sagte Erika heiser.
    »Aber so schlimm ist das doch nicht.«
    »Doch. Wenn er einen neuen Prügelknaben hat, lässt er mich vielleicht in Ruhe.«

Kapitel 6
    Erika hastete mit ihrer neuen Passierkarte den Flur hinunter; sie hatte ein Déjà-vu, alles kam ihr vertraut und doch so fremd vor. Sie versuchte sich so gut es ging, den Grundriss und die Himmelsrichtungen in dem großen Polizeigebäude in der Skånegatan zu vergegenwärtigen, während sie Anna dicht auf den Fersen blieb und zerstreut ihren fröhlichen Ausführungen lauschte, wie der Arbeitsplatz erweitert und mit dem neuen Justizzentrum verbunden worden sei. Erika begrüßte kurz ihren Gruppenleiter Bengt Steen und setzte sich neben Erik Fahlén, der ihr mit einem warmen Lächeln einen Stuhl anbot.
    Die große Sitzung fand in einem größeren Konferenzraum statt und scharte jedes Mal an die fünfzig Personen von der Streife, dem Ermittlungsdezernat, dem Dezernat für Öffentliche Angelegenheiten und manchmal auch ein paar aus dem Technischen zusammen. Der Raum füllte sich schnell, und bald herrschte wie in einem muffigen Studierzimmer Sauerstoffmangel. Die Arbeit der vergangenen Woche und des Wochenendes wurde zusammengefasst, Arbeitsaufgaben verteilt. Die Routine, die Menschen und das Stimmengemurmel waren dieselben wie an ihrem ehemaligen Arbeitsplatz, auch die Aufgabengebiete waren dieselben  – häusliche Gewalt, Schlägereien in Lokalen, Jugendgangs, die Feuer legten und Steine warfen, Kriminelle, die auf ihre eigene Art abrechneten, Streit und Betrunkene auf den städtischen Straßen, Raub und Vergewaltigungen.
    »Und dann gibt es da noch diese Vermisstenmeldung.«
    Die Miene des Dezernatsleiters war unergründlich, aberseine Körperhaltung strahlte Gereiztheit und Widerwillen aus. Vermisste zu suchen gehörte normalerweise nicht in sein Ressort. Erika verspürte einen Anflug von Neugier und betrachtete interessiert den dunkelhaarigen Mann vor sich.
    »Eine Frau ist vor fünf Tagen von ihrem Mann als vermisst gemeldet worden«, fuhr der Dezernatsleiter fort. »Den Medien zufolge wurde sie an ihrem Arbeitsplatz bedroht. Kollege Nils Sundström hat mit dem Ehemann gesprochen und eine Aktennotiz verfasst. Wendet euch zuerst an ihn«, ergänzte er mit einem raschen Blick auf Bengt Steen.
    Die anschließende Gruppenbesprechung war kurz und effektiv. Bengt verteilte Nils’ Aktennotiz.
    »Eine Frau von 45 Jahren wurde, wie erwähnt, am dritten Januar von ihrem Ehemann als vermisst gemeldet. Zu dem Zeitpunkt hatte er seit vier Tagen nichts mehr von ihr gehört. Er hatte sie bei einer Autowerkstatt in Mölndal abgesetzt. Ihr Auto war fertig, sie wollte es abholen und für ein paar Tage zu ihren Eltern nach Alingsås fahren. Sie hat das Auto nicht geholt, ist nie bei ihren Eltern eingetroffen und auch nicht zu ihrem Mann zurückgekehrt. Die Medien sprechen davon, dass es im Vorfeld Drohungen an ihrem Arbeitsplatz gegeben haben soll. Sie arbeitet als Architektin im Stadtbauamt.«
    Erik stöhnte hörbar auf.
    »Das ist doch nur die Nachrichtenflaute nach Weihnachten. Und wenn jemand diese lahmen Typen im Bauamt bedroht, haben sie zumindest meinen Segen.« Er lachte zufrieden in sich hinein und ignorierte die gereizte Falte, die sich auf der Stirn seines Chefs zeigte.
    Das Gespräch mit Nils und dem verzweifelten Ehemann aus Askim zu führen, fiel Per und Erika zu. Die anderen sollten das Personal der Autowerkstatt befragen, die Bilder derÜberwachungskameras auswerten und die Nachbarschaft oben in Trollåsen, wo das Paar wohnte, befragen.
    »Und du bist also nach Göteborg gezogen«, begann Per das Gespräch, während er den Wagen vom Polizeigelände fuhr. Er erhielt nur ein kurzes Nicken zur Antwort. Per ließ die Frage auf sich beruhen, schaute nach links und rechts auf den fließenden Verkehr und musterte seine neue Kollegin diskret aus dem Augenwinkel.
    Erika war blass, ja nahezu weiß im Gesicht, und es gehörte nicht viel dazu zu erraten, dass ihre Verletzungen sich nicht nur auf einen Arm beschränkten. Sie war circa eins siebzig

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