Die Frau des Polizisten
die meine blieb, so wie immer. Also habe ich sie hier eingesperrt.«
Jan Olof drehte sich langsam zur Puppe, die hinter ihm an der Wand lehnte. Mit träumerischer Stimme fuhr er fort.
»Ich erkannte, dass ich es so aussehen lassen müsse, als ob sie abgehauen sei, mich verlassen hätte. Das hatte sie ja auch vorgehabt. Und was eignete sich besser, um eine Flucht vorzutäuschen, als der Besuch bei ihren Eltern? Ein Problem waren nur die Überwachungskameras, die heutzutage überallinstalliert sind. Und da kam mir der Gedanke, dass ich Klein-Barbro Barbros Sachen anziehen könnte.«
Erika schloss die Augen und verfluchte sich selbst. Sein Plan war so kindisch und naiv, dass es funktioniert hatte. Sie hatten das Theater geschluckt. Langsam drehte sich Jan Olof wieder zu Erika um. Er lächelte diabolisch und streichelte sanft ihre Haare, glitt mit einem Finger die Wange hinab, strich in einer langsamen Erkundung weiter. Er verharrte an ihrem Mund und steckte ihn in ihren Mundwinkel, zog leicht daran. Dann ließ er los. Mit einem Mal wirkte er unendlich müde. Erikas Puls schoss in die Höhe.
»Ja, Erika, meine hübsche blonde Freundin … ich hab gesoffen wie ein Loch, das habe ich – aber nicht ständig. Und nicht so viel, wie alle dachten.«
Jan Olof lehnte sich auf die Ellenbogen zurück. Das Bett neigte sich auf seine Seite, und die Stellung, in der sie lag, veränderte sich. Sie keuchte auf, als sich die Schlinge um ihren Hals spannte. Nicht eine Sekunde zweifelte sie daran, dass der Riemen zwischen ihren Füßen und ihrem Hals nur eine Zugrichtung kannte. Mit jedem bisschen Widerstand, den sie leistete, würde sich die Schlinge fester um ihren Hals ziehen – doch nie nachgeben.
»Es ist schon komisch, wie leicht die Menschen hinters Licht zu führen sind, nicht?«, fuhr Jan Olof monoton fort, als führte er Selbstgespräche. »Das muss euch ja häufig durch den Kopf gehen. Wie verflucht naiv wir sind – auch du. Und ich.« Er sah Erika fragend an und nickte dann grimmig.
»Noch nicht einmal Ingemar, der mich ja in- und auswendig kannte, hat es begriffen. Und die Nachbarn …« Er lachte amüsiert. »Ich habe gewusst, dass sie aus dem Fenster starren würden, wenn ich auf dem Grundstück umhertorkeln und im Februar Rasen mähen würde. Da hatten sie etwas überden deprimierten verlassenen Nachbarn zu klatschen, der sich rund um die Uhr betrank.«
In Jan Olofs Augen lag ein irres Glühen; Erika wand sich innerlich vor Angst. Aber sie rührte sich nicht, atmete so still, wie sie konnte, machte sich so unsichtbar wie möglich. Plötzlich lachte Jan Olof auf.
»Tüchtiges Mädchen. Ich wusste, dass dir das gefallen würde, wusste es schon beim ersten Mal, als ich dich sah.«
Jan Olof tätschelte leicht Erikas Pobacke. Dann ließ er eine Handfläche darauf hinabsausen, mit einem leichten, aber doch brennenden Klaps. Sie keuchte auf und erstickte ein Wimmern, während eine rasende Wut in ihr anschwoll. Jan Olof ging wieder dazu über, ihre Haare zu streicheln, Strähnen um seine Finger zu wickeln und ihre Augenbrauen und Wimpern zu mustern.
»Ingemar, ja«, murmelte er, seine Stimme war rauer geworden, seine Finger härter, zielgerichteter.
»Ihm etwas vorzumachen war längst nicht so einfach. Am Ende wurde er verflixt lästig. Als er herkam, wurde mir auch klar, dass mein Plan auf lange Sicht nicht klappen würde. Ich musste Barbro wegschaffen, sie mitnehmen, mit ihr fort. Aber sie weigerte sich. Also hatte ich keine andere Wahl …«
Jan Olof legte den Kopf schief, musterte interessiert Erikas Gesicht und hob ihr Kinn ein klein wenig hoch, näher zu sich heran. Er lachte. In seine blassen Augen war ein verschwommener Glanz getreten. Er saugte einen Augenblick an seinem Zeigefinger und zog mit der Fingerspitze eine feuchte Spur über Erikas Lippen. Erika schluchzte, eine Folge von Schauern überlief ihren Körper, und ihre Muskeln schmerzten vor Anstrengung. Eine Rückenhälfte drohte im Krampf nachzugeben. Sie atmete mit geöffnetem Mund.
»Hab keine Angst, alles wird gut. Und gleich spielen wirein wenig. Dir wird es hier bei mir gefallen. Und auch wenn du glaubst, dass sie nach dir suchen werden, so werden sie nichts finden. Bald sind wir fort. Ich habe ihr zuletzt das Leben genommen … Und dann gibt es nur noch dich und mich, meine Schöne. Nur noch mich und dich.«
Kapitel 67
Per biss vor Schmerz die Zähne zusammen und versuchte, seinen Körper so still wie möglich zu halten, während
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