Die Frau des Polizisten
war alles schwarz, etwas zog sie nach unten. Erika keuchte und versuchte krampfhaft, die Augen zu öffnen. Um sie herum drehte sich alles, und die Übelkeit, die sie verspürte, ließ sie erneut die Augen schließen. Sie zog die Nase hoch und versuchte zu atmen. Mühsam schnappte sie nach Luft und spürte Spucke auf ihrem Kinn. Da stellte sie fest, dass sie nur durch die Nase atmen konnte und ihr Gesicht auf etwas Weiches gebettet war. Panik erfasste sie, sie stöhnte auf und versuchte sich aufzurichten.
»Wenn ich du wäre, würde ich das nicht tun«, sagte eine heisere Stimme neben ihr. Erika blinzelte. Alles war verschwommen und verhangen. Abermals schloss sie die Augen und merkte unter zunehmendem Entsetzen, dass sie gefesselt war. Schmale Riemen übten Schmerzen und Druck auf ihren Körper aus. Etwas Weiches, Dickes war in ihren Mund gestopft. Sie schlug die Augen wieder auf, und allmählich kehrte ihre Sehvermögen zurück. Als sie sich in einem großen Spiegel sah, schluchzte sie auf.
Das Bild, das sich ihr bot, glich einem bizarren Gemälde. Sie wusste, dass das ihr Körper war, aber er lag in einer so eigenartigen Stellung, dass sie vielmehr einem Krebs glich. Sie lag auf dem Bauch. Nackt. Arme und Beine waren hinter ihrem Rücken zusammengebunden. In ihrem Mund war ein schwarzer Ball, der an einer Art Trense befestigt war, die um ihren Kopf verlief. Die Riemen waren schwarz und schmal. Was sie jedoch vor Todesangst schluchzen ließ, war die Schlinge, die um ihren Hals lag und mit den Füßen verbundenwar, die schmerzhaft über ihren Rücken nach oben gebogen waren.
Sie mühte sich ab, den Kopf gerade zu halten, ohne die Beine zu bewegen. Ein Schenkelmuskel zitterte, und sie spürte, dass sich ein Krampf ankündigte. Schnell ließ sie den Blick durch den Raum schweifen, ohne den Kopf zu bewegen. Sie zuckte heftig zusammen und spürte, wie der Ruck sich in ihren Hals fortpflanzte und der Riemen strammer gezogen wurde. Unmittelbar vor ihr, an der Wand, saß eine Frau.
Sie trug einen beigefarbenen Mantel, braune Handschuhe und ein gemustertes Kopftuch aus glänzender Seide. Als Erika ihre Atmung wieder unter Kontrolle gebracht hatte, sah sie, dass die Frau vollkommen still saß. Ihre Augen blickten starr und waren unnatürlich blau. Ihr Mund war kräftig mit rotem Lippenstift geschminkt und stand weit offen, als ob er in einem erschrockenen O erstarrt wäre. Nach einem Moment wurde Erika klar, dass es eine Gummipuppe war, nicht Barbro. Sie hatte braune Augen, keine blauen.
Erika versuchte krampfhaft festzustellen, wo sie sich befand. Der Raum wirkte nüchtern und unmöbliert, wie ein Kellerraum. Eine seltsame Stille herrschte. Nur ein schwaches Rauschen war zu vernehmen, das wohl von einer Klimaanlage stammte. Und ein dumpfes monotones Brummen, es klang wie der Kompressor eines Kühlschranks.
Als Jan Olof sich mit einer ruhigen, fließenden Bewegung neben sie auf das Bett setzte, brach sie in Tränen aus. Er streichelte ihr zärtlich übers Haar und zeigte ein strahlendes, hochzufriedenes Lächeln.
»Wenn du versprichst, ein braves Mädchen zu sein, kann ich den Knebel aus deinem Mund nehmen.«
Sanft strich er ihr eine Haarsträhne aus der Stirn. Sie rührte sich nicht, schnaubte und versuchte das Weinen zu dämpfen,das aus ihrer Kehle dringen wollte. Vorsichtig lockerte Jan Olof das Mundstück und zog den Gummiball aus ihrem Mund. Erika weinte offen, als der Druck nachließ; Rotz tropfte auf den Bettüberwurf.
»Ja, das ist wirklich alles traurig. Wie unsere Leben sich entwickeln. Was wir einander antun«, sagte er gedehnt mit geistesabwesender Stimme. »Aber manchmal bleibt einem keine Wahl. Oder?« Jan Olofs schmale Finger streichelten gedankenverloren ihren Kopf; er wickelte sich ihre Locken um die Finger.
»Gefällt sie dir?«, fragte er mit einem Lächeln und nickte zur Puppe hinüber. Erika schloss und öffnete die Lider als Antwort. Jan Olofs Gesicht erhellte sich.
»Ja, sie ist ziemlich gut geworden, muss ich sagen.«
Er gluckste amüsiert, verstummte aber rasch wieder und versank ins Grübeln.
»Ich war außer mir vor Wut auf Barbro«, fuhr er mit heiserer Stimme fort.
»So außer mir, dass ich sie beinahe getötet hätte. Ich habe ihr ein Kissen aufs Gesicht gedrückt, als sie gefesselt war. Sie hat es geliebt, beim Sex gefesselt und unterworfen zu werden. Aber im letzten Moment hab ich mich eines Besseren besonnen. Ich wollte nicht, dass sie starb. Wollte nur, dass sie bei mir blieb,
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