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Die Frau des Polizisten

Die Frau des Polizisten

Titel: Die Frau des Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Elfberg
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ist passiert? Warum ist sie abgehauen?«, fragte Torbjörn.
    Göran machte eine ratlose Geste und fuhr sich dann durch die Haare, schaute sich verlegen um, um sich zu vergewissern, dass niemand seinen Ausbruch gehört hatte. Aber keiner von den anderen Gästen im Lokal schien Notiz von der Unterhaltung der beiden Männer genommen zu haben. Resigniert schüttelte er den Kopf.
    »Ich brauche verdammt noch mal einen Whiskey, wenn ich das durchstehen soll«, sagte Göran und verzog die Mundwinkel in dem Versuch, mit einem Scherz darüber hinwegzugehen. Er hielt Torbjörn mit einer Handbewegung zurück, der Anstalten machte aufzustehen, und ging selbst zur Bar. Torbjörn musterte seinen breiten Rücken. Der sonst so energiegeladene, starke Körper wirkte gebrochen und kraftlos. Kurz darauf kam Göran mit zwei Gläsern Single Malt und Wasser wieder.
    »Hier«, sagte er und versuchte ein Lächeln, das aber nur zu einer flüchtigen Grimasse wurde. Er ließ sich lautstark auf den Stuhl fallen, trank einen großen Schluck und stöhnte.
    »Ich glaube, es ist eine Kombination aus zwei Dingen«, sagte Göran nachdenklich. Seine hellblauen Augen waren trübe geworden. »Erika hatte sich zu einem Problem für die Gruppe entwickelt, ihre Chefin Pernilla wollte sie loswerden. Und Erika … sie hat vor allem einfach Reißaus genommen. Ich wollte zusammen mit ihr eine Therapie machen, dass sie Hilfe bekäme, um aus allem herauszukommen. Sie hat sich rundheraus geweigert. Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, war ihr Tobsuchtsanfall gegenüber einer unserer Kolleginnen. Man sollte sich vielleicht geschmeichelt fühlen …«
    Torbjörn nahm weder die Ironie noch Schalkhaftigkeit in der Miene seines Freundes wahr, er sah nur Kummer und Erschöpfung. Und er selbst fühlte sich zum ersten Mal seit langer Zeit vollkommen hilflos.

Kapitel 14
    Per zog die Tür des Konferenzraumes auf. Erika saß am Tisch, ihr eingegipster Unterarm lag auf einer aufgeschlagenen Seite der Göteborgs-Posten. Ihre zerzausten Haare verbargen ihre Augen, sie folgte den Zeilen mit einem Finger der unverletzten Hand. Sie nickte kurz und wandte sich schnell wieder ihrer Zeitung zu.
    Per massierte sich den Nacken. Ein schneidender Kopfschmerz hatte hinter einem Auge Gestalt angenommen und saß wie eine dicke Larve in der Augenhöhle. Seine Zunge und der Gaumen waren trocken und der Hals wie zugeschnürt, obwohl er heute Morgen literweise kaltes Wasser getrunken hatte. Zum Frühstück hatte es nur einen Espresso gegeben.
    Als nächster erschien Aleks. Seine Wangen waren gerötet. »Hallo«, schnaubte er, schmiss sich schelmisch lächelnd auf den Stuhl neben Per und blinzelte Erika zu. Ihr Blick begegnete seinen grünen Augen, und sie konnte nicht anders als lächeln.
    »Mahlzeit«, fing Bengt sogleich an, als er mit dem Rest der Gruppe in den Raum kam. Er fuhrwerkte mit dem Stuhl herum und machte sich ein Bild von der um den Tisch versammelten Gruppe. Sie schienen etwas angespannt zu sein. Erika sah blass aus, Per verkniffen. Torbjörn hatte seinen versunkenen Blick aufgesetzt, der besagte, dass er sich gedanklich bereits mit der nächsten Aufgabe beschäftigte. Aleks und Erik wirkten als Einzige entspannt. Bengt seufzte innerlich. Manchmal fühlte er sich wie der Leiter einer Kindertagesstätte, der es mit einer Gruppe Dreijähriger, die kaum den Windeln entwachsen war, zu tun hatte.
    Bengt warf einen raschen Blick auf Erikas Zeitung. Er war wütend und frustriert. Das Verschwinden der Architektin und die Spekulationen rund um die Drohungen gegen einzelne Staatsdiener waren sogar von der Abendpresse aufgenommen worden. Die Schlagzeilen bestanden aus so entzückenden Kombinationen wie »Spurlos verschwunden«, »Drohungen gegen Staatsdiener«, »Seit einer Woche vermisst« und suggerierten darüber hinaus, dass die Polizei die Sache nicht ernst nehmen würde.
    Die Medienmeute witterte Extraausgaben und schlachtete alles genüsslich aus  – und sie überschlug sich mit der Berichterstattung. Oder aber es lag an dem technischen Fortschritt, dem Internet, dass niemand mehr anonym war und Klatsch sich wie ein Flächenbrand in einem staubtrockenen Sommerwald ausbreitete. Twitter und wie der ganze Mist sich schimpfte. Unschuldige wurden sofort ins Internet gestellt, und eine klassische Gegenüberstellung mit einem Verdächtigen war eine Methode, die schon bald Geschichte sein würde.
    Bengt fühlte sich gehetzt. Ein Mensch, der verschwand und bei dem nichts

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