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Die Frau des Polizisten

Die Frau des Polizisten

Titel: Die Frau des Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Elfberg
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hierherfinden.«
    Mia lachte zufrieden in sich hinein. Erika lehnte sich zurück und betrachtete liebevoll ihre Schwester. Erika war die Jüngste in der Geschwisterschar, also Kind Nummer sechs. Zwischen ihr und Maria lagen beinahe vier Jahre. Sie war die Zweitjüngste, was hieß, dass sie eine Nachzüglerin war. Lang ersehnt, hatte ihre Mutter mit etwas übertriebener Begeisterung gesagt. Erika dagegen war überzeugt davon, dass sie ein Fehler, eine ungeplante Überraschung war, ein neckischer Denkzettel der Natur, wer wirklich das Sagen hatte. Sie hatte zwei Schwestern und drei Brüder. Maria, die Mia genannt wurde, war Tierärztin und hatte sich gerade mit einer Kleintierpraxis in neuen, frisch renovierten Räumlichkeiten selbstständig gemacht, die vormals eines der drei Infanterieregimenter von Östersund beherbergt hatten; ein Gebiet, das jetzt rasch zu einem neuen Stadtteil heranwuchs.
    »Und hier haben wir einen meiner ersten zufriedenen Patienten, wenn ich so sagen darf.« Mia wackelte mit dem Kopf der Schlange vor dem Bildschirm. »Ein kleiner Eingriff an den Eierstöcken. Jetzt dürfen die Besitzer den Namen ihres Schützlings ändern, es war kein Malte, es ist eine Malta!«
    Erika lachte leise. Sie genoss die Energie und die Begeisterung, die von ihrer Schwester ausging. Alle Geschwister waren Energiebündel, so wie es auch ihre Eltern gewesen waren. Aber mit Mia und ihrem jüngsten Bruder stand sie am engsten in Kontakt.
    »Ich lege Malta kurz zurück ins Terrarium, damit sie nicht auch noch ’ne Lungenentzündung bekommt, ja?«, sagte Mia mit einem sichtlich zufriedenen Lächeln.
    Sie verschwand aus dem Bild, im Hintergrund waren Mias Gemurmel und fröhliches Hundegebell zu hören, bevor sie zurück an den Computer kam.
    »Aber du siehst mitgenommen aus, Erika, Süße. Und was sehe ich da, bist du etwa verprügelt worden …? Verdammt! Hat er etwa …«
    Mia ließ murmelnd einen Strom von Flüchen los, bevor sie verstummte, um sich voll auf ihre Schwester zu konzentrieren. Bis auf ihren jüngsten Bruder war Mia die Einzige, der sie alles erzählt hatte – jedoch unter der Bedingung, dass sie ihren Eltern und übrigen Geschwistern davon nur eine abgemilderte Version erzählen würden. Mias Flüche mündeten in einen resignierten Seufzer.
    »Verfluchtes Schwein«, knurrte sie. »Hat er sich schon gemeldet, seitdem du abgehauen bist?«
    Erika schüttelte den Kopf und spürte plötzlich, wie hinter ihren Lidern Tränen brannten. Sie schluckte hart, senkte den Blick und spielte an ihren Haaren herum, um ihre feuchten Augen und die geröteten Wangen zu verbergen.
    »Ich habe die Scheidungspapiere noch nicht eingereicht …«, sagte Erika mit einem Räuspern. »Wenn sie eintreffen, wird das seine Laune nicht gerade verbessern. Und dann haben wir ja auch noch das Haus. Ich habe mich schon einmal informiert, es dauert mehr als ein halbes Jahr, um einen Anwalt für die Aufteilung des Ehevermögens zu bekommen.«
    Mia nickte, machte eine schnelle Geste, verschwand für einen Augenblick aus dem Bild und tauchte rasch wieder mit einem kleinen weißen Hund mit braunem Gesicht auf.
    »Sag Hallo zu Morris, Schwesterherz«, sagte sie lächelnd und winkte mit der Hundepfote. Der Hund entdeckte Erika und machte einen ungestümen Satz nach vorn. Mia drückte den Hund lachend zurück auf ihren Schoß. Liebevoll betrachtete Erika das lebhafte Tier. Seine Schwanzspitze vibrierte vor neugieriger Erwartung. Ein weiterer Kandidat aus der süßen Patientenschar ihrer Schwester. Warum nur hatte sie sich nicht für einen Beruf mit Tieren und Natur entschieden statt für einen mit Menschen und Monstern – und ihren Nöten.
    »Wir sind zumindest schon mal zwei, die dich lieben.« Mia lächelte wehmütig, wurde aber jäh wieder ernst. »Nee, also, der Kerl wird ja wohl kaum freiwillig das Haus verkaufen oder dich auszahlen. Aber dir gehört doch die Hälfte, oder?«
    »Ja und nein«, bestätigte Erika mit einem bitteren Lächeln. »Mir gehört die Hälfte, ja. Aber ich habe einen unserer Juristen gefragt, und danach kann es bis zu drei Jahre dauern, bis eine Zwangsversteigerung stattfindet – wenn er sich weigert, die Papiere zu unterschreiben, und das wird er garantiert. Es wird in einen mittleren Weltkrieg ausarten und ebenso viel kosten. Ich muss mir also auf irgendeine andere Art eine Unterkunft organisieren«, stellte sie trocken fest. Mia nickte nachdenklich, sie sah besorgt aus.
    »Aber seit wann geht das denn schon

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