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Die Frau des Polizisten

Die Frau des Polizisten

Titel: Die Frau des Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Elfberg
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Architektin und den Verdacht der Untreue und Drohungen gegen Volksvertreter.
    Jan Olofs Gleichgültigkeit wirkte auf Erika befremdlich, aber sie sah ein, dass er sich in einem Ohnmachts- und Schockzustand befand. Und dass er ständig Alkohol im Blut hatte, machte sein Erinnerungsvermögen nicht gerade besser.
    Sie betrachtete ihre umfangreiche Mindmap und seufzte resigniert. Keiner der Namen auf Vanjas Liste hatte auch nur die geringste Reaktion bei Jan Olof hervorgerufen, bis auf einer – Toni Christensen. Als die Rede auf den Architekten gekommen war, hatte sie ein nervöses Zucken um seine Mundwinkel wahrgenommen.
    Lange schwebte Erikas Stift über dem Blatt. Sie zögerte, schrieb schließlich jedoch ein kleines Fragezeichen auf die gestrichelte Linie zwischen Jan Olof und Toni Christensen. Konnte die Veränderung, die Rastlosigkeit, welche die Freunde, das Ehepaar Meyer, erwähnt hatten, etwas mit Toni zu tun haben? Seine Witwe hatte gesagt, dass er mitgespielt habe. In welchem Ausmaß?
    Erika stöhnte laut auf, fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und zerrte grob daran. Sie reckte sich und gähnte laut. Sie fühlte sich müde, immerzu müde. Trieb zu wenig Sport,zugegebenermaßen so gut wie gar nicht. Und sie schlief fürchterlich. Sie vermisste Seelenruhe – und das Fitnessstudio. Sie könnte auch mit dem Gips trainieren, es war alles nur eine Frage des Willens, aber der hatte sich nicht eingefunden. Mit dem Gipsklumpen an der Hand fühlte sie sich behindert, eingeschränkt und unbeholfen. Angreifbar.
    Das Klingeln ihres Diensthandys riss sie aus ihren Grübeleien. Sie meldete sich kurz und gab sich Mühe, so freundlich wie möglich zu klingen.
    »Hallo, Lars aus Alingsås hier. Ein bisschen trübe das Wetter bei euch, vermute ich?«
    Erika gab ihm recht.
    »Julia Lindmark ist uns ins Netz gegangen«, fuhr er fort. »Sie ist vor kurzem am Flughafen gelandet. Tja, unsere werte Primadonna ist, wie wir schon festgestellt hatten, nicht ganz unbekannt hier in der Gegend. Und einer aufgeweckten jungen Frau aus dem Reisebüro ist eingefallen, dass Julia gemeinsam mit einem älteren Herrn eine Reise nach Lanzarote gebucht hatte, beide sind allerdings unter anderem Namen gereist.«
    Er lachte vergnügt.
    »Sie haben sich anscheinend bemüht, diskret zu sein, oder wie man das nennen will. Zumindest so diskret, wie man sein kann bei der Ausrüstung, mit der sie unterwegs ist. Der Mann ist mit einer anderen verheiratet.« Lars gab ein schallendes Gelächter von sich.
    »Wir haben kurz mit ihr gesprochen. Viel Sinnvolles haben wir leider nicht aus ihr herausbekommen. Sie hatte einen Kater, wie ich es selten gesehen habe. Und sie hat gefaucht wie ein alter Stubentiger. Ha, ha, … warte bitte einen Moment.«
    Lars wechselte ein paar Worte mit einem Kollegen. Erika vernahm ein paar Stimmen und hörte, wie ein Stuhl über den Fußboden schleifte. Lars kam wieder ans Telefon.
    »Verzeihung, wir stecken gerade bis über beide Ohren in Arbeit. Julia war also zehn Tage verreist und hat mit einem verheirateten Mann gekuschelt. Sie scheint währenddessen keine schwedischen Zeitungen gelesen zu haben und war offensichtlich schockiert darüber, dass ihre beste Freundin sich in Luft aufgelöst hat. Sie gibt an, vor ihrer Abreise keinen Besuch von Barbro bekommen zu haben.«
    Erika bedankte sich vielmals und legte erleichtert auf. Nach einem Moment merkte sie, dass ihr eigenes Handy regelmäßig und entnervend piepte, und sah, dass sie eine Anzahl SMS bekommen hatte. Widerstrebend rief sie sie auf. Sie wusste bereits, was sie finden würde.
    Ich vermisse dich so schrecklich, mein Schatz. Tu mir das nicht an … bitte, mein Liebes. Ich flehe dich an.
    Du bist mein Mädchen, das bist du immer gewesen.
    Du bist mein Mädchen, was auch geschieht, das weißt du.
    Warum tust du mir das an, Herzchen??? Antworte mir!
    Tu mir das nicht an! Du weißt, dass du mir das nicht antun darfst. Du bist meine Frau!
    Nachdem sie fünf von insgesamt fünfzehn Nachrichten aufgerufen hatte, sank sie auf den Stuhl und blieb mit dem Mobiltelefon auf dem Schoß sitzen. Sie fühlte sich leer und ausgelaugt, während gleichzeitig eine unbändige Wut in ihr hochstieg, ein Hass, der von ihr Besitz ergriff und den sie dankbar zuließ.
    Ihr Mobiltelefon klingelte, und Erika fuhr erschrocken zusammen. Es war Anna.
    »Hallo, wie geht’s dir?«
    »Na ja … wolltest du etwas Bestimmtes?«, fragte Erika und schämte sich sofort, weil sie so abweisend und

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