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Die Frau des Polizisten

Die Frau des Polizisten

Titel: Die Frau des Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Elfberg
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Gesicht.
    »Ja, das stimmt, ich hatte Kontakt zu ihm«, antwortete sie heiser und räusperte sich. Das Geräusch in dem kleinen Zimmer versickerte sofort.
    »Ihr Cousin Karl hat bestimmte Dinge zugegeben, ich möchte aber gern ihre Version der Geschichte hören.«
    Erika hustete und rang keuchend nach Luft. Verdattert starrte sie ihn an.
    »Können Sie uns Ihren Kontakt zu diesem Karl erläutern? Wie gut kennen Sie ihn? Haben Sie regelmäßigen Kontakt zu ihm?«
    Erika begegnete Anders’ Blick und sah in seine grauen müden Augen. Sie fing langsam an, formulierte jedes Wort erst in ihrem Kopf vor, bevor sie sprach. Berichtete von den SMS, dem kurzen Telefonat, dass ihre Beziehung zu Karl nur oberflächlich sei und sie ihn im Grunde nicht kennen würde. Und dass der Kontakt von ihm ausgegangen sei.
    »Ihr Cousin Karl hat uns ein etwas anderes Bild Ihres Mitwirkens gegeben«, fuhr Anders mit leicht fragendem Tonfall hinzu. »Er behauptet, dass Sie Kontakt zu ihm aufgenommen, ihm Ihre Dienste angeboten hätten, Sie sehr wohl über seine Verbindung zur Bandenstruktur Bescheid gewusst hätten und Sie für Ihre Informationen hätten Geld sehen wollen.«
    Erika blieb der Mund offen stehen, ohne dass sie es verhindern konnte. Es fiel ihr schwer, Anders zu folgen. Das Ausmaß der Lügen und des Wahnsinns begann langsam Form anzunehmen, ihr dämmerte allmählich, wie weit Göran zu gehen bereit war.
    »Wussten Sie über die Verbindungen Ihres Verwandten zu dieser Bande Bescheid?«, fragte Anders. Erika hörte Ungeduld in seiner Stimme mitschwingen.
    »Wir können mit Leichtigkeit nachvollziehen, was Ihr Cousin davon haben würde. Er hat seinen Bandenkumpels einen echten Dienst erwiesen und bestimmt jede Menge Ansehen gewonnen, vielleicht sogar eine Vollmitgliedschaft in der Bande. Aber was haben Sie davon?«
    »Nichts. Ich habe keinen Kontakt zu ihm aufgenommen und ihm auch keinen Tipp gegeben«, antwortete Erika heiser, klärte ihre Stimme und stritt alles ab, indem sie noch einmal ihre Geschichte wiederholte.
    »Sie behaupten also, niemals Geld dafür erhalten zu haben?«
    »Ich habe niemandem einen Tipp gegeben und kein Geld erhalten.«
    Anders seufzte leise. Schrieb etwas in seine Unterlagen.
    »Wenn Sie dadurch nichts gewonnen haben, könnte man annehmen, dass jemand Sie gezwungen hat, die Information preiszugeben? Haben Sie eine persönliche Theorie, was dahinterstecken könnte? Gibt es etwas, das Sie mir nicht zu erzählen wagen, etwas, wovor Sie Angst haben?«
    »Nein.«
    »Sind Sie sicher, nicht zu wissen, worum es sich hier handeln könnte?«
    Erika presste die Lippen fest aufeinander und nickte. Anders seufzte laut und nahm dieselben Fragen nochmals auf, von Anfang bis Ende. Als Erika bei ihrer Version blieb, entschied er, für heute Schluss zu machen.
    »Wir beenden das erste Verhör an dieser Stelle«, sagte Anders ruhig. »Wir werden Sie noch ein paar Mal einberufen, um herauszufinden, was passiert ist. Und, Erika …«
    Erika, die sich gerade erheben wollte, hielt in der Bewegung inne und ließ sich zurück auf den Stuhl sinken. Vorsichtig sah sie zu Anders hoch.
    »Ich werde auch noch auf so manches an Ihrem vorherigen Arbeitsplatz zu sprechen kommen. Wir haben eine Anzahl besorgniserregender Hinweise erhalten.«
    »Welcher Art?«, fragte Erika leise.
    »Sie haben offenbar eine Menge Probleme gehabt, was die Zusammenarbeit mit den Kollegen betraf. Waren über längere Zeit nicht beim Dienst. Hatten Stimmungsschwankungen und aggressive Ausbrüche. Und es ist von Tablettensucht und einem Alkoholproblem die Rede.«
    Erika wurde auf einmal übel. Sie sah sich verzweifelt nach einem Papierkorb um, doch es gelang ihr, den Brechreiz zu unterdrücken. Einen Moment später begriff sie, dass sie entlassen war, und stand mit weichen Knien auf. Als die Tür hinter ihr geschlossen wurde, suchte sie einen Augenblick am Türpfosten Halt.
    Der Korridor lag wie ein dunkler Tunnel vor ihr. Ein stickiger, staubiger Geruch hing in der Luft, vermischt mit dem Gestank von Müll und abgestandenem Kaffee. Die Übelkeit kehrte mit voller Wucht zurück, und sie schaffte es gerade noch, eine Toilette zu finden, bevor sie sich übergeben musste.

Kapitel 29
    Erika hatte das Wenige, das sie besaß, schnell in ihre zwei Sporttaschen verstaut. Krister begleitete sie zu ihrer neuen Unterkunft und trug eine IKEA-Startbox, eine unglaublich praktische Erfindung sowohl für die, die von zu Hause auszogen, als auch für die, die wie sie noch

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