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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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den Unterarm. Sie sah mit einer Mischung aus Nervosität, Aufregung und Heimlichtuerei zu mir hoch, und ich war mir ziemlich sicher, dass sie von ihrer älteren Schwester geschickt worden war. »Bist du die Freundin von Onkel Chas?«
    »Margaret, was sagt man, wenn man jemandem ins Wort fällt?«, tadelte John sie.
    »Entschuldigung«, sagte Margaret. »Entschuldigung, aber bist du die Freundin von Onkel Chas?«
    »Das bin ich«, sagte ich.
    »Trägst du Parfum?«
    Ich lachte. »Manchmal.«
    »Weißt
du
, wie das Fadenspiel geht?«
    »Ja«, sagte ich. »Weißt
du
denn, wie das Fadenspiel geht?«
    »Es ist Lizas Bindfaden, aber sie sagt, wenn du mitmachst, kann ich auch mal.«
    Ich sah John an. »Ich glaube, das war eine Aufforderung.« John lächelte, als wäre ihm die Sache unangenehm (was sie bestimmt nicht war, doch alle Blackwells verstanden sich auf die gewinnbringende Wirkung eines Hauchs von Bescheidenheit). »Du musst natürlich nicht«, sagte er zu mir, und dann, an Margaret gewandt: »Was sagt man zu Miss Lindgren?«
    »Danke, Miss Lindgren«, sagte Margaret, nahm meine Hand und führte mich durch die Fliegengittertür auf die Verandatreppe, wo Liza uns erwartete. Ein paar Meter weiter bekämpften sich ihre Cousins mit dünnen Stecken.
    Wir machten gerade zum dritten Mal eine Figur, die Liza Schwein auf der Leiter nannte, als jemand ein Glas zum Klingen brachte und die Gespräche auf der Veranda verstummten. Ich sah auf die Uhr; es war zwanzig vor acht. Hatten die Kinder schon gegessen? Falls nicht, benahmen sie sich bemerkenswert gut. »Wenn ihr einem tattrigen alten Mann ein paar Worte erlauben wollt«, sagte Harold Blackwell, und es ertönten zustimmende Rufe und Pfiffe – Letztere von Arthur. Charlie stand innen an der Fliegengittertür, und er stieß sie auf und gab mir zu verstehen, dass ich die Treppe hochkommen sollte. Als ich oben war, schlüpfte ich neben ihn, und er nahm meine Hand und fragte flüsternd: »Alles okay?« Ich nickte.
    »Priscilla und ich freuen uns sehr, euch alle hier bei uns zu haben.« Harold Blackwell ließ seinen Blick über die Veranda schweifen. »Und dass wir eine so gesegnete Familie sind.« Wieder war ich darauf eingestellt, dass seine Worte wenigstens ansatzweise gekünstelt oder abgespult klingen würden, und wieder war ich überrascht, wie freundlich und aufrichtig er wirkte. »Ich sehe in diese Gruppe von Menschen, und ihr ahnt nicht, wie stolz es mich macht«, fuhr er fort, und ich dachte, er würde gleich anfangen zu weinen. Stattdessen lächelte er und sagte: »Wir freuen uns sehr, Alice kennenzulernen, und heißen Sie, meine Liebe, ganz besonders willkommen.«
    »Hört, hört«, sagte Charlie und ließ die Eiswürfel in seinem Glas klirren – er trank Whiskey.
    John rief aus: »Alice, meinst du, du schaffst es, das jüngste Vollblut der Blackwells zu zähmen?«
    »Bis jetzt hat sie sich noch nicht abwerfen lassen«, sagte Charlie.
    »Sie sollte dich mal richtig einreiten«, rief jemand – es klang ganz nach Arthur, hätte aber auch von Onkel Trip stammen können.
    »Ruhig, meine Lieben«, sagte Harold. »Was ich sagen will, ist, ich hoffe, ihr werdet alle eines Tages auch die Möglichkeit haben, auf drei Generationen zu blicken und dabei die Liebe und den Stolz empfinden, die heute Abend mein Herz erfüllen. Möge Gott die Blackwell-Familie segnen und beschützen, und möge Sein Licht durch uns alle leuchten.« An dieser Stelle erhob er sein Glas, und aus allen Richtungen ertönte Zustimmung; ein paar Leute sagten »Amen«. Das Stimmengewirr begann gerade wieder anzuschwellen, als sich Arthur lautstark räusperte und dann auf einen Stuhl stieg. »Ich möchte etwas sagen«, sagte er. »Als ich hörte, dass Chasbo ein neues Mädchen mit nach Hause bringen wird, entschied ich mich, etwas zu ihren Ehren zu machen. Also habe ich ein Gedicht geschrieben …« An diesem Punkt brach die Veranda, Charlie eingeschlossen, in Beifallsstürme aus. Arthur zog ein gefaltetes Stück Papier aus seiner Hosentasche, sah es an und faltete es wieder zusammen. »Ich krieg es bestimmt auswendig hin.«
    »Aufgepasst, Shakespeare«, rief Charlie.
    »Okay.« Arthur schluckte und nickte einmal. »Oh, Moment … hab ich erwähnt, dass es ein Limerick ist?«
    »Sag einfach das verdammte Gedicht auf«, schrie John.
    Arthur sah mich direkt an und lächelte.
    »Nymphomanische Alice
    Nahm ’ne Dynamitstange als Penis
    Man fand ihre Vagina
    Drüben in Iowa
    Und ihr Popo liegt pupsend in

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