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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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und hinlänglich hübsch, und mein Wunsch, ihn zu heiraten, bedeutete, dass er es wert war. Doch nein – dieser Gedankengang taugte nicht viel. Viele Frauen würden Charlie heiraten wollen. Wie überheblich, mir einzubilden, dass meine Bereitschaft, ihn zu heiraten, irgendetwas Grundlegendes oder Offizielles über ihn sagen würde – wie wahrhaft lächerlich in den Augen einer Priscilla Blackwell, die mich zweifellos für eine einfache Lehrerin aus der Provinz hielt. Ich
war
eine einfache Lehrerin aus der Provinz. (Doch dies war nur meine offizielle Schlussfolgerung. Die eigentliche Schlussfolgerung verbarg sich darunter: Ich hatte im Grunde doch recht. Gewiss wären eine Menge Frauen bereit, Charlie zu heiraten, doch das waren Frauen wie Dena. Ich aber heiratete ihn nicht aufgrund seines Geldes oder seines gesellschaftlichen Ansehens. Ich heiratete ihn, weil ich gern mit ihm zusammen war. Und ich war, in seinen Augen, ein ernsthafter Mensch – er sah mich so, wie ich Simon gesehen hatte –, und eben weil ich ernsthaft war, begriff ich Charlie als den, der er war, erklärte seine Verspieltheit mit Oberflächlichkeit, die der Ablenkung diente, und erkannte den klugen und gefestigten Charakter, der sich dahinter verbarg. Wäre Charlie Blackwell wirklich einverwöhnter Leichtfuß, würde Alice Lindgren ihn nicht heiraten. Aber wie gesagt, das ist die Schlussfolgerung, die ich vorgab, nicht gezogen zu haben.)
    Charlie gab mir einen Klaps auf den Hintern. »Los jetzt, zieh dich zum Baden um«, sagte er. »Ich will vor dem Essen noch ’ne Runde schwimmen.«
     
    Als ich zwei Stunden später, um eine Minute vor sechs, die Stufen zu der umbauten Veranda des Alamo hinaufstieg, fand ich diese leer vor. Instinktiv fragte ich mich, ob ich Treffpunkt oder Zeit des Umtrunks falsch verstanden hatte, und als ich mich umblickte und Charlies Bruder John den kleinen grasbewachsenen Hügel vom See heraufkommen sah, verstärkte sich meine Befürchtung. John trug eine karierte Badehose und hatte seine siebenjährige Tochter Margaret an der Hand. Ein zuckendes Lächeln umspielte seine Lippen, während er näher kam. »Wir machen eben noch eine Generalüberholung«, sagte er zu mir. »In Lichtgeschwindigkeit, stimmt’s, Margaret? Alice, du siehst hinreißend aus.« Um seinen Hals hing ein abgewetztes Handtuch, und in der rechten Hand trug er einen Gummireifen. Sowohl er als auch Margaret hatten einen leichten Sonnenbrand auf Nase und Schultern.
    Ich hatte John und einige andere Blackwells am Nachmittag auf dem Steg kennengelernt. Alle waren freundlich zu mir, und ich hatte Mühe, mir zu merken, wer wer war – bis auf Harold Blackwell, der bei unserer Ankunft gerade über eine Holzleiter aus dem Wasser stieg. Er sah aus wie eine ältere Version des Gouverneurs, den ich während meiner Highschool- und College-Zeit öfter mal, wenn auch nur flüchtig, in der Zeitung oder im Fernsehen gesehen hatte. Doch statt eines Anzugs, wie auf den Bildern, trug er nun eine Badehose. Sein graues Brusthaar klebte nass an seiner Brust, an der seine Brustwarzen wie malvenfarbene Münzen hervortraten. Es irritierte mich, die Brustwarzen des ehemaligen Gouverneurs zu sehen, und ich bemühte mich, rasch meinen Blick abzuwenden. (Mir kam der Gedanke, wie Dena diese peinliche Begegnung gefallen würde, gefolgt von einem leichten Bedauern, dass ich ihr nichtdavon würde erzählen können.) Als Charlie uns einander vorstellte, nahm Harold Blackwell meine beiden Hände in seine und sagte: »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr wir uns freuen, Sie bei uns begrüßen zu dürfen.« Er wirkte ganz anders, als ich ihn aus dem Fernsehen in Erinnerung hatte. Damals war er ein Mann mittleren Alters gewesen, kühl und selbstbewusst. Hatte die Zeit ihn verändert? Es ging eine Freundlichkeit von ihm aus, die sowohl traurig als auch authentisch war – ein trauriger Mensch, dessen Traurigkeit ihn, es hätte auch anders kommen können, hatte freundlich werden lassen.
    Ich hatte gerade die Fliegengittertür zur Veranda des Alamo geöffnet, als eine dünne Frau mittleren Alters in einem schwarzen Kleid mit weißer Schürze aus dem Haus auftauchte. In den Händen trug sie eine Schüssel mit Krabbendip und Kräckern, die sie auf einem großen runden Tisch abstellte. Dort standen, auf einem weißen Tischtuch, bereits mehrere Flaschen Wein, Whiskey, Brandy, süßer Wermut und Magenbitter sowie ein silberner Kübel mit Eis, eine Zitrone, eine Schale mit Maraschinokirschen,

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