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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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waren.
    Drei Monate nach der Wahl, im Februar 1979, kauften wir uns in Maronee, einem Vorort nördlich von Milwaukee, ein Haus und zogen am 31. März dort ein. Zu diesem Zeitpunkt war ich in der zehnten Woche schwanger, ich hatte es am Tag vor der Vertragsunterzeichnung für das Haus von meinem Arzt erfahren. Nachdem wir eingezogen waren, verbot mir Charlie geradezu, beim Auspacken zu helfen. Wir waren beide unglaublich aufgeregt. Bereits wenige Wochen nach unserer Hochzeit hatten wir aufgehört zu verhüten, und da seither siebzehn Monate vergangen waren und ich schon beinahe dreiunddreißig war, war das allmonatliche Einsetzen meiner Regel jedes Mal sehr entmutigend gewesen; immer öfter hatten wir über die Möglichkeit einer Adoption gesprochen.
    Unser Haus im Maronee Drive hatte fünf Schlafzimmer und kostete 163   000 Dollar. Wäre Nadine unsere Maklerin gewesen, hätte sie fast 5000 Dollar verdient, doch wir hatten uns für einen Mann namens Stuey Patrickson entschieden, denSquash-Partner von Charlies Cousin Jack. Wir richteten eines der Schlafzimmer für uns ein, ein anderes wurde zum Kinderzimmer bestimmt, daneben gab es ein Gästezimmer, ein Arbeitszimmer für Charlie und ein kleines Fitnessstudio, in dem er Gewichte heben konnte; an einer Wand hatten wir extra einen großen Spiegel anbringen lassen, doch meist ging er zum Trainieren in den Kraftraum des Maronee Country Club, dessen Golfplatz über die Straße lag. (Damals war der Kraftraum noch ein kleiner, trostloser Ort, doch als sportliche Betätigung im Land an Popularität gewann, wurde er zunehmend schicker.) Über die Möglichkeit, dass auch ich ein eigenes Büro in unserem neuen Haus haben könnte, sprachen Charlie und ich nicht – der Gedanke kam mir gar nicht und ihm wahrscheinlich ebenso wenig. Der Flur im ersten Stock war sehr geräumig, und an das eine Ende stellten wir in Fensternähe einen Schreibtisch, an dem ich, im Beisein meines Freundlichen Baumes aus Pappmaché, Rechnungen bezahlte und Dankeskarten schrieb. Ich war inzwischen ganz gut im Schreiben von Dankeskarten geworden; nach unserer Hochzeit hatten wir dutzendweise Geschenke von Freunden der Blackwells erhalten, die nicht zur Feier eingeladen gewesen waren. Jahrelang blieben mir die Menschen aus Milwaukee deshalb so im Gedächtnis: die LeGrands, die uns den Mini-Backofen geschenkt hatten; die Wendorfs, von denen wir die Servierplatte aus Porzellan bekommen hatten.
    Uns an das Zusammenleben zu gewöhnen fiel uns leicht; zwar verlor sich bald das Berauschende unserer Anfangszeit, doch diese Entwicklung fühlte sich natürlich, nicht bedauerlich an. Der Rhythmus der Hausarbeit gefiel mir, und während ich mich anfangs gefragt hatte, ob ich mich eventuell langweilen würde, stellte ich bald fest, dass ein Haus viel Arbeit machte: der Umzug, die Beaufsichtigung der Maler und Handwerker (wir ließen das große Badezimmer renovieren), die Gartenpflege. Wenn Charlie morgens zur Arbeit fuhr – er ging vier, manchmal fünf Tage die Woche zu Blackwell Meats –, las ich mindestens eine Stunde, und ich hatte lange genug selbst gearbeitet, um zu wissen, was für ein großer Luxus das war. Inder Anfangszeit konnte es passieren, dass ich am Ende eines Kapitels von meinem Buch aufsah und von meiner Umgebung überrascht war; eingetaucht in die Welt des Romans, hatte ich vergessen, was aus mir geworden war, war mir entfallen, dass ich geheiratet hatte, ein Haus besaß und mit meinem Mann in einem Vorort von Milwaukee lebte. In diesen, aber auch in anderen Momenten dachte ich an meine Wohnung in der Sproule Street, an meine früheren Schüler und Kollegen, meine Freundschaft mit Dena und Rita (Rita hatte ich am Ende meiner Zeit an der Liess die Brosche meiner Mutter geschenkt, denn obwohl sie hübsch war, hätte ich sie aufgrund der damit verbundenen unschönen Erinnerungen niemals selbst tragen können). Und auch wenn ich nicht bedauerte, dass sich mein Leben so verändert hatte, versetzte mir der Gedanke, was alles nicht mehr mir gehörte, einen kleinen Stich.
    Zunächst waren Charlie und ich Jungvermählte, doch sehr bald waren wir einfach nur ein weiteres verheiratetes Pärchen. Wir trafen uns oft mit seinen Brüdern und anderen Paaren, die unserem Country Club oder unserer Kirchengemeinde angehörten, und nach dem Arbeiten ging Charlie für gewöhnlich zum Squash- oder Tennisspielen; einmal pro Woche brachte er mir Blumen mit. Wenn Harold und Priscilla in der Stadt waren, gingen wir sonntags

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