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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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Respekt ist mir noch immer nicht klar, woran du eigentlich Anstoß genommen hast.«
    »Oh, Alice.« Priscilla trat einen Schritt zurück und lachte leise auf. »Ich schäme mich für dich, dass du danach fragen musst.«
     
    Vor dem Essen trank ich ein Glas Wein und fand zu Beginn der Mahlzeit einen Platz zwischen Harold, der gutmütig wie immer Konversation betrieb, und John, der trotz der Spannungen zwischen ihm und Charlie nie ein unfreundliches Wort gegen mich gerichtet hatte. Priscilla hatte wie üblich eine Sitzordnung ausgearbeitet, hatte mich aber seit unserem Gespräch hinter dem Treppenaufgang im Großen und Ganzen ignoriert. Bis wir beim Nachtisch angekommen waren, hatte sich meine Überraschung über unseren Wortwechsel gelegt, und ich gab mich entspannt dem allgemeinen Geplauder hin. Gleich zu Beginn hatte Priscilla über jegliche Diskussionen zum Thema Blackwell Meats ein Moratorium verhängt, was sich jetzt als klug erwies. Wir verzehrten gerade die letzten Reste unserer Butterhörnchen mit Vanilleeis, als Arthur, der offenbar wie alle Anwesenden schon einiges getrunken hatte, Ed dafür kritisierte, dass er ausgerechnet mit Judith Pigliozzi zusammen eine Gesetzesvorlage unterstützt hatte. Sie war eine demokratische Abgeordnete aus dem nördlichen Kalifornien und der Öffentlichkeit vor allem durch ihren fehlgeschlagenen Versuch bekannt, einen Gesetzesentwurf zur medizinischen Nutzung von Cannabis durchzubringen. »Und als Nächstes rauchen Eddie und Judith Gras im Capitol!«, krähte Arthur, und Ginger, Eds Frau, entgegnete: »Weißt du, es gibt tatsächlich Studien, die darauf hindeuten, dass Cannabis zum Beispiel Migränepatienten helfen könnte.« – Das sagte die lammfromme,freudlose Ginger, die selbst an Migräneattacken litt, und es war derart untypisch für sie, dass alle in schallendes Gelächter ausbrachen. »Also
so
hältst du es aus, mit Ed verheiratet zu sein!«, rief Charlie. »Wir haben uns schon immer gefragt, wie du das machst!« Gleichzeitig sagte John: »Geht doch nichts über ein bisschen Dope am Nachmittag, oder, Ging?« Ginger protestierte: »Ich meinte doch nicht, dass
ich
es ausprobiert hätte, ich habe nur etwas darüber gelesen …«, und Arthur und Charlie taten, als würden sie an Joints ziehen. »Wirklich, ich habe nie Marihuana geraucht«, sagte Ginger, die ziemlich aufgebracht wirkte, »es war ein Zeitungsartikel.«
    »Alice, hast du schon mal einen durchgezogen?«, fragte Arthur, und Jadey sagte: »Bring sie nicht in Verlegenheit«, und Arthur: »Gut, dann fragen wir einmal um den Tisch herum. Dad, kann man davon ausgehen, dass deine Antwort nein lautet?«
    Harold lächelte müde und schüttelte den Kopf. Zu dem Zeitpunkt waren alle Kinder wieder im Keller verschwunden, und ich war dankbar, dass Ella nicht da war; ich fühlte mich gar nicht danach, ihr THC zu erklären.
    »Ginger hat gerade schon ihre Unschuld beteuert«, sagte Arthur. »Und ich? Ja, und wie! Nan?«
    Nan rümpfte die Nase. »Ich glaube nicht, dass mir dieses Spielchen besonders gefällt«, sagte sie, und Arthur meinte: »Das zähle ich als noch ein Ja. Ed?«
    »Ich war zu alt dafür«, sagte Ed. »Vergiss nicht, im Sommer der Liebe war ich schon Teilhaber bei Holubash & Whistler.«
    Arthur setzte die Fragerunde fort. »Maj, ich würde denken, nein, aber du bist ziemlich durchtrieben, würdest du es also bestätigen oder abstreiten?«
    »Ganz sicher nicht«, sagte Priscilla.
    Arthur zeigte mit dem Finger auf Charlie. »Chas, bei dir ist doch die einzige offene Frage, ob du mehr geraucht oder mehr verkauft hast.«
    Charlie grinste. »Hey, wir haben eben alle so unsere besonderen Fähigkeiten.«
    »Du hast doch keine Drogen verkauft, oder?«, fragte ich,und John sagte: »Alice, stell lieber keine Fragen, deren Antwort du nicht wissen willst.«
    »Jadey, ich weiß, dass deine Antwort ja heißt, weil ich dabei war«, fuhr Arthur fort, und Jadey protestierte: »Da war ich noch minderjährig! Das zählt nicht!«
    »Wenn du da noch minderjährig warst, musst du inzwischen ja fast fünfundzwanzig sein«, grinste Arthur süffisant. (Hatten die beiden wirklich keinen Sex? Wenn man sah, wie sie einander neckten … Oder hatte in ihrem Wortwechsel doch etwas Feindseliges gelegen, das mir entgangen war?)
    »John?«, fragte Arthur.
    »Hab’s mal probiert, klar, aber es hat mich nicht gerade vom Hocker gerissen.«
    »Und nun zurück zu unserer holden Alice.« Arthur saß mir gegenüber, zwischen Ginger und Nan. »Du

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