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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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Auftritt, Ella!« Zuerst begann er selbst zu singen: »Oh, Princeton war Princeton, da lagst du noch in der Wiege …«
    Ella antwortete mit ihrer hohen, lieblichen Stimme: »… und Princeton bleibt Princeton, wenn ich unterm Rasen liege …«
    Dann sangen sie gemeinsam, mit zunehmender Lautstärke, die letzten beiden Zeilen, die ich allerdings für eine Neunjährige wenig geeignet fand: »Drum passt gut auf da drüben inYale, wir blasen euch den Marsch / Kniet euch schön hin und spitzt den Mund und küsst uns unsren Arsch!«
    Das war nur ein kleiner Teil der Princeton-Propaganda, die mein Mann unserer Tochter beigebracht hatte. Dann gab es noch das Kostüm, das er zur Vorbereitung auf das Treffen zugeschickt bekommen hatte und das alle Absolventen seines Jahrgangs bei der Campusparade tragen sollten. Bisher war Ella die Einzige, die es anprobiert hatte: Zu einem orangefarbenen Trainingsanzug mit schwarzen Streifen an den Außenseiten der Hosenbeine und am Reißverschluss der Jacke entlang gehörte ein baumwollener weißer Sonnenhut, über dessen Krempe ein Kreis mit einer schwarz-orangefarbenen »68« aufgedruckt war. Und dann war da noch Ellas Lieblingssprechchor, die Princeton-Lokomotive, die man gemächlich beginnen musste, um dann immer schneller zu werden. Jeden Augenblick, ob beim Abendessen oder kurz vor dem Zubettgehen, konnte es Charlie einfallen, ihr zuzurufen: »Lokomotive achtundsechzig!«, und dann skandierten sie: »Hip, hip, rah, rah, rah! Tiger, Tiger, Tiger! Sis, sis, sis, boom, boom, boom, bah! Achtundsechzig, achtundsechzig, achtundsechzig!« Sie johlten und klatschten und tanzten dazu; mal fand ich dieses Ritual herzerwärmend und mal nervtötend. Die Jahrgangstreffen in Princeton kamen mir wie eine akademische, institutionelle Version der Blackwell-Familie vor: Sie waren eindrucksvoll und narzisstisch, mitreißend und berauschend, großartig und abstoßend zugleich. Diesmal war ich besonders besorgt darum, wie viel Charlie trinken würde: Bei seinem fünfzehnten Jahrgangstreffen hatte er zum ersten Mal so viel Bier hinuntergestürzt, dass er sich hatte übergeben müssen, und das war zu einer Zeit passiert, da er viel weniger getrunken hatte als jetzt.
    Im Auto ging Charlie zu einem anderen Stück über: »Wenn jedes Herz und jede Hand / sich eint in uns’rer Schar …« Dieses Lied mochte ich, auch wenn es mit einer Geste endete, die dem Hitlergruß unangenehm ähnlich war. Aber wir saßen zusammen im Auto, unsere kleine Familie, und ich fiel mit ein: »Ein jeder singt, solang er lebt / ein Hoch auf Old Nassau.«Und dann sangen wir es noch einmal, weil wir eine Familie waren und weil Familien alles immer wieder und wieder tun, und dann sangen wir es ein drittes und ein viertes Mal, und als wir zum fünften Mal am Ende des letzten Refrains angekommen waren, waren wir zu Hause.
     
    Am Sonntag darauf spielten die Brewers gegen die Toronto Blue Jays. Das Spiel begann um viertel nach eins, und ursprünglich waren Charlie und Ella dort mit Arthur und seinem Sohn Drew verabredet gewesen, aber Arthur rief morgens an, um abzusagen. Er sagte, er hielte es nicht für klug, wenn Charlie und er so kurz nach dem Fleischskandal im Fernsehen dabei zu sehen waren, wie sie sich im Stadion amüsierten (die Sitzplätze der Blackwells lagen acht Reihen oberhalb der Spielerbank der Brewers, zwischen der Third Base und der Home Plate). »Wir sind doch rehabilitiert worden!«, protestierte Charlie, aber Arthur ließ sich offenbar nicht umstimmen. Sobald er aufgelegt hatte, sagte Charlie: »Da hat doch John seine Finger im Spiel!«
    Ich hatte mir vorgenommen, den Nachmittag mit Vorbereitungen für die kommende Woche zu verbringen – ich wollte am nächsten Tag zu meiner Mutter nach Riley fahren, um ihr dabei zu helfen, meine Großmutter wieder nach Hause zu holen, und am Dienstag sollte ich für ein Mittagessen des Garden Club bei Sally Gilman einen Kartoffelsalat für dreißig Personen mitbringen. Trotzdem stimmte ich gleich zu, an Arthurs statt mitzukommen. Wir riefen auch Harold an, um zu fragen, ob er uns begleiten wolle, aber sein Flug nach Washington ging um vier Uhr.
    Es machte mir nichts aus, meine Pläne umzuwerfen. Schon vor Ellas Geburt hatte es zu unseren schönsten gemeinsamen Unternehmungen gehört, uns Baseballspiele anzusehen. Es gefiel mir, Teil einer großen, aber wohlgeordneten Menschenmenge zu sein – dank der Aufteilung in Sitze und Reihen und Blöcke wirkte das Stadion auch mit Zehntausenden

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