Die Frau des Praesidenten - Roman
ja schließlich herausgefordert, oder? Da ich nicht weiterwusste, sammelte ich die Zeitschriften zusammen und legte den Stapel in den Nachttisch zurück; wo der Schlüssel war, wusste ich natürlich nicht. Durch die Fenster konnten wir die Kinder im Garten rufen und spielen hören. Als ich mich umdrehte, saß Megan immer noch so da wie vorher. »Ich würde mir wünschen, dass du darüber nicht mit Ella oder deinen anderen Mitschülern sprichst, weil es sie in Verlegenheit bringen könnte. Abgemacht?« Ich sah ihr in die Augen – ich glaubte fest an die Wirkung von direktem Augenkontakt, nicht nur bei Kindern.
»Das ist eine blöde Party«, sagte sie. »Sie haben nicht mal einen Pool.«
Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Nun, zum Glück hast du ja einen.«
»Nur bei meiner Mom zu Hause.«
»Wie wäre es, wenn du mit mir nach unten kämest?«, sagte ich. »Ich wollte gerade die Torte anschneiden und könnte dabei deine Hilfe gebrauchen.«
Megan stand auf und zupfte ihre kurze Hose zurecht. Also war sie doch nicht so unkooperativ, dachte ich, und dann sagte sie: »Ich wette, Mr. Blackwell mag diese Zeitschriften so gern, weil die Frauen da drin hübscher sind als Sie.«
Sie war keine Soziopathin, wie Jadey es behauptet hatte, aber ganz offensichtlich war sie ein Mädchen, das es den Leuten so schwer wie irgend möglich machte, sie zu mögen. Dieser Gedanke erlaubte es mir, Mitgefühl mit ihr zu haben, statt mich über sie zu ärgern. Wahrscheinlich würde sie letztendlich alsErwachsene genauso ein normales Leben führen wie alle anderen, aber als wir einander im Schlafzimmer gegenüberstanden, wurde mir klar, dass sie es in den nächsten Jahren nicht leicht haben würde.
»Megan«, sagte ich, »unsere Familien sind schon lange miteinander befreundet, und daher weiß ich, dass das vergangene Jahr für dich nicht einfach gewesen ist. Aber du bist ein sehr wertvoller, einzigartiger Mensch, und ich hoffe, dass in der vierten Klasse alles besser wird. Hör zu, ich weiß, dass Ella und ein paar andere Mädchen gerade Ringewerfen spielen, vielleicht macht dir das ja mehr Spaß, als die Torte anzuschneiden.«
Wir gingen gemeinsam durch den Flur, und als wir oben an der Treppe angekommen waren, sagte sie: »Ich habe beim Basketball einen Drei-Punkte-Wurf geschafft.«
»Das ist ja großartig«, sagte ich.
»Das war in unserer Einfahrt, und mein Bruder glaubt es mir nicht, aber es stimmt wirklich.«
Ich klopfte ihr auf die Schulter. »Ich glaube es dir.«
Am Telefon sagte Charlie zu mir: »Hol die Sektgläser raus. Du sprichst gerade mit dem frischgebackenen geschäftsführenden Teilhaber der Milwaukee Brewers.«
»Meinen Glückwunsch. Das ist ja großartig, Schatz.«
»Ich hätte Lust auf ein Abendessen im Club. Reservierst du einen Tisch?«
»Charlie, das ist eine tolle Idee, aber würde es dir etwas ausmachen, zu Hause zu essen? Ich muss noch für Princeton packen, wir hatten einen anstrengenden Nachmittag mit Ellas Abschlussfeier …«
»Wie lange ist es her, dass ich zuletzt vorgeschlagen habe auszugehen?« Damit hatte er recht. Wenn man die Baseballspiele nicht mitzählte, musste es Monate her sein. »Es ist Zeit zu feiern, Baby«, sagte Charlie. »Morgen wird es in allen Zeitungen stehen, aber du hast es hier von mir als Erste gehört.«
»Ich nehme an, du hast es deiner Familie erzählt?«
»Gerade habe ich Dad angerufen, und gleich will ich es Artyund John sagen. O Mann, meine Brüder werden so neidisch sein. Was hältst du von halb acht?«
»Ich freue mich so sehr für dich, Liebling, wirklich, aber kann ich dich nicht irgendwie dazu überreden, hier zu essen? Ich habe noch nicht fertig aufgeräumt, und … und es gibt da etwas, worüber wir sprechen sollten.«
»Was denn?«
»Ich würde gern damit warten, bis du zu Hause bist.« Megan war gar nicht von Carolyn abgeholt worden, sondern Joyce Sutter hatte sie mit anderen Kindern zusammen heimgefahren, so dass mir nichts anderes übrig geblieben war, als bei Carolyn anzurufen. Das Gespräch war einigermaßen katastrophal verlaufen. »Ich bin schockiert, dass gerade du so etwas zulassen konntest«, sagte sie, und dann noch: »Du weißt hoffentlich, dass Megan dein Haus nicht wieder betreten wird.«
Und das soll eine Drohung sein?
, dachte ich, entschuldigte mich aber in aller Form bei ihr. Während wir noch sprachen, wurde mir erst klar, wie sehr diese pikante Anekdote all unsere Bekannten in Maronee interessieren würde. Bis zu dem Augenblick
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