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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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entsetzlich leidtut.«
    »Es werden wohl kaum
deine
Magazine gewesen sein, Alice.« Joes Stimme hatte einen amüsierten Unterton, von dem ich jetzt bemerkte, dass er die ganze Zeit über da gewesen war.
    »Also … nein«, sagte ich. »Das ist nicht das, was ich üblicherweise lese.«
    »Vergiss nicht, wie lange ich deinen Mann schon kenne«, sagte Joe. »Ich weiß noch, wie er als Kind in Halcyon den altenTrick mit dem Indianermädchen auf der Butterpackung vorgeführt hat.« Ich war noch unschlüssig, ob ich es rührend oder deprimierend finden sollte, dass Charlie genau diesen Trick gerade vor ein paar Monaten an Ella weitergereicht hatte: Man schnitt dabei auf der Viererpackung von Land O’ Lakes die Knie des Indianermädchens aus und platzierte sie so, dass es, wenn man eine kleine Klappe anhob, so aussah, als ob sie dem Betrachter ihre ausladenden Brüste entgegenhielt. Bestimmte Dinge verloren offenbar nie ihren Reiz, selbst nach drei Jahrzehnten.
    »Ich muss zugeben, als Carolyn mir das erzählt hat, war mein erster Gedanke: Wenn ich eine Frau wie Alice hätte, würde ich mich nicht mit diesen Schundblättern abgeben. Charlie begreift einfach nicht, was er an dir hat, und das kannst du ihm gern von mir ausrichten, sobald wir aufgelegt haben.«
    Joe klang gut gelaunt, und ich bemühte mich, meinen Tonfall seinem anzupassen. »Das ist nett von dir.«
    »Viel wichtiger ist aber«, sagte er, »dass ich, nachdem ich dich an der Tankstelle getroffen habe, meine Reise nach Princeton gebucht habe. Ich war so von der Vorstellung besessen, wie traurig es wäre, allein hinzufahren, aber dann dachte ich mir: Das ist doch Unsinn. Mit alten Freunden zusammen zu feiern könnte genau das sein, was ein Arzt empfehlen würde.«
    »Joe, das finde ich wundervoll. Wie schön für dich. Und was wirst du anziehen müssen, einen schwarz-orangefarbenen Kimono vielleicht?«
    »Ich habe mich so spät angemeldet, so dass ich das Kostüm erst auf dem Campus bekomme, also kann ich nur darüber spekulieren, was es sein wird. Lass uns bei der Parade nach einander Ausschau halten, ja? Ich fürchte nämlich, dass du da außer mir die einzige vernünftige Person sein wirst.«
    »Oh, da überschätzt du aber meine Vernunft. Ich habe fleißig die Lokomotive geübt.«
    »Weißt du, ich habe Carolyn nie dazu bekommen, die Princeton-Lieder zu lernen«, sagte Joe. »Meinst du, das hätte mir eine Warnung sein sollen?«
     
    Nachdem wir aufgelegt hatten, klingelte das Telefon wieder, und als ich den Hörer abnahm, sagte Jadey: »Hat Chas die Brewers gekauft?«
    Ich zögerte. »So ungefähr.«
    »Wann hattest du vor, es mir zu erzählen?«
    »Es stand bis heute nicht fest, daher weiß ich es selbst erst seit eben. Du weißt aber, dass es nicht nur Charlie war, oder? Es war eine ganze Gruppe von Investoren, und sein eigener Anteil ist … Jedenfalls ist es sicher weniger, als du glaubst.« Es schien mir fast ironisch, dass Jadey und Arthur mit Jadeys Erbschaft vermutlich eine erheblich größere Summe hätten investieren können. War es nur ein Zufall gewesen, hatte es nur an Arthurs Entschluss gelegen, an jenem Sonntag nicht zum Spiel zu gehen, dass er nicht in das Geschäft einbezogen worden war?
    »Besorgt ihr uns jetzt also immer die besten Sitzplätze?«, fragte Jadey.
    Ich lachte. »Unsere jetzigen Plätze sind doch gar nicht schlecht.«
    »Wenn du aus Princeton zurück bist, musst du mich sofort anrufen, okay? Bei Arthurs Zwanzigstem waren draußen über fünfzig Grad, wirklich, und trotzdem war es einfach großartig. Und denk dran: Chas wird vermutlich mächtig einen heben, aber nimm es ihm nicht übel, denn alle anderen machen es auch.«
    Ich dachte einen Moment lang daran, ihr zu erzählen, was mit Megan Thayer passiert war, und vielleicht auch, dass Charlie mich ein Miststück genannt hatte, aber dann hätten wir sicher eine Dreiviertelstunde am Telefon verbracht, und ich hatte zu viel zu tun. Außerdem wollte ich nicht, dass Ella das Gespräch mithörte. »Ich rufe dich Montag an«, sagte ich.
     
    Für Ella machte ich mit Mozzarella überbackene Toastbrotscheiben zum Abendbrot – Pizza Toast nannten wir dieses Gericht, obwohl keine Tomatensauce dabei war und das Ganze einer Pizza nur sehr flüchtig ähnelte – und für mich selbst einen übriggebliebenen Burger, den ich aufwärmte und inDijon-Senf tunkte. Wenn Charlie bei seiner Rückkehr hungrig war, konnte er sich auch einen Hamburger machen. Weil am nächsten Tag keine Schule war,

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