Die Frau des Praesidenten - Roman
mal.« Er grinste.
Ich antwortete kühl: »Ich weiß, mit wem du dich getroffen hast, und ich finde es ganz und gar nicht komisch.«
»Du hast doch keine Ahnung!« Er wirkte immer noch aufgeräumt und selbstzufrieden.
»Charlie, Shannon hat mich angerufen, kurz nachdem du sie zu Hause abgesetzt hattest. Sie klang sehr erschüttert, und das kann ich ihr wirklich nicht verdenken. Hast du überhaupt eine Vorstellung davon, wie das alles auf sie gewirkt haben muss?Du bist doppelt so alt wie sie, und du bist ihr
Arbeitgeber
. Ich glaube nicht, dass wir sie jemals wieder bitten können, auf Ella aufzupassen, und selbst wenn wir es täten, würde sie vermutlich ablehnen. Ich würde das an ihrer Stelle jedenfalls tun.«
»Du spinnst doch. Sie hat sich prächtig amüsiert! Sie ist erstklassig, wirklich von der besten Sorte. Wusstest du, dass ihr Vater Klempner ist?«
Ich saß gegen das Kopfteil des Bettes gelehnt und verschränkte die Arme vor der Brust. Es fiel mir schwer, darauf eine Antwort zu finden, ihm etwas zu erklären, das so schreiend offensichtlich war. »Sie ist unsere
Babysitterin
«, sagte ich. »Du bist vierundvierzig, und du hast sie in eine Bar mitgenommen.«
»Aber Miss Ruby in ein Theaterstück mitzunehmen findest du in Ordnung?« Er grinste verschlagen, und ich begriff: Er hatte mich reingelegt. Diesen ganzen Abend hatte er einzig und allein zu dem Zweck choreographiert, mir diese Frage stellen zu können. Nur deshalb hatte er ausgerechnet Shannon eingeladen: nicht weil er so viel Wert auf ihre Gesellschaft legte, sondern um mir eine Lektion zu erteilen. Und das war auch der Grund, warum ich seit Shannons Anruf zutiefst besorgt gewesen war, ohne mich als Ehefrau bedroht oder betrogen zu fühlen. Charlie war einfach kein Schürzenjäger. Er flirtete gern, das schon, mit Männern ebenso wie mit Frauen, aber es schien mir schwer vorstellbar, dass er sich tatsächlich auf eine Affäre einlassen würde, auf all die Ausreden und logistischen Komplikationen. Er mochte mich verspotten oder erniedrigen, aber betrügen würde er mich nicht.
»Du weißt, dass das was ganz anderes ist«, sagte ich.
Er zuckte mit den Schultern. »Haushaltshilfe, Babysitterin – das klingt in meinen Ohren ziemlich ähnlich.«
Unsere Blicke trafen sich, und ich hätte ihn am liebsten geohrfeigt oder zurückgestoßen. Stattdessen schob ich die Decke weg und stand auf. »Was ist bloß los mit dir? Begreifst du denn nicht, dass das alles kein Spiel ist? Und Shannon hat mir erzählt, wie viel du getrunken hast. Was, wenn du angehalten worden wärst? Wenn du einen Unfall gehabt hättest und gestorben wärst, oder wenn du jemand anderes getötet hättest?«
Charlie rollte sich wieder auf den Rücken und stützte sich auf die Ellbogen. Ruhig und in gesetzten Worten antwortete er: »Alice, ich finde nicht, dass du in der besten Position bist, mir Vorträge übers Autofahren zu halten.«
Es war verblüffend – seit Wochen glaubte ich immer wieder, wenn Charlie mir etwas an den Kopf warf, schlimmer könnte es nicht kommen, und jedes Mal dauerte es höchstens ein paar Tage, bis er sich selbst übertraf. Wütend lief ich um das Fußende unseres Bettes herum, und als ich seinen Nachttisch erreicht hatte, riss ich die untere Schublade auf, zerrte die
Penthouse -Magazine
hervor und schleuderte ihm eins nach dem anderen entgegen. »Du widerst mich an!«, rief ich. Mir wurde vage bewusst, dass ich schrie und dass Ella nur wenige Türen entfernt schlief, aber ich war außerstande, mich zurückzuhalten. »Du bist ein verzogenes Muttersöhnchen, das auf nichts und niemanden Rücksicht nimmt! Du hältst das Leben für so amüsant, so einfach, aber das ist es nur, weil du so reich bist. Für dich hat immer irgendjemand die Drecksarbeit erledigt, hat dich in Schulen eingeschleust, dir eine Stelle im Familienunternehmen frei gehalten, dir sogar ein
Baseballteam
zu Füßen gelegt, und jetzt bin ich diejenige, die dein unmögliches Verhalten auszubügeln hat. Aber ich habe es satt, Charlie, verstehst du? Mir reicht es! Nur weil du nie in Schwierigkeiten gerätst, heißt das nicht, dass du nie etwas falsch machst.«
Es waren keine Zeitschriften mehr übrig. Charlie hielt die Arme über den Kopf, um sich zu schützen, und was von seinem Gesichtsausdruck durch seine Finger hindurch zu erkennen war, wirkte überrascht, aber immer noch nicht völlig ernst. Er schien sich weiterhin an die Hoffnung zu klammern, dass ich ihm etwas vorspielte. Ich machte auf
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