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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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sieben- oder achtmal hintereinander. So kündigte er gelegentlich seine Heimkehr an.
    »Ich verspreche Ihnen, dass so etwas nicht wieder vorkommen wird«, sagte ich.
     
    Als ich den Hörer auf die Ladestation zurücklegte, schlug mir das Herz bis zum Hals.
    »Wer war da dran?«, fragte Ella, und ich sagte: »Eine Freundin von mir, die du nicht kennst.« Über den Bildschirm flackerte gerade ein Waschmittelspot, als Charlie unten das Haus betrat, und dann kam er die Treppe hoch und sang dabei »Wenn Johnny wiederkehrt«:
    »Wenn Johnny nach Hause wiederkehrt,
    Hurra! Hurra!
    Das ist uns ein großes Willkommen wert,
    Hurra! Hurra!
    Die Jungen rufen, die Männer schrein,
    Die Damen eilen, dabei zu sein,
    Und wir jubeln laut, wenn Johnny wiederkehrt.«
    Er kannte nur die erste Strophe, also begann er wieder von vorn, als er im Schlafzimmer angekommen war. Er beugte sich vor, um mir einen Kuss zu geben – offenbar hatte man mirmeine Zickigkeit vergeben –, und Ella sprang vom Bett und stürzte sich auf ihn. Er hob sie hoch und drehte sie kopfüber, so dass das Kleid über ihr Gesicht fiel und er sie am nackten Bauch kitzeln konnte. Sie quiekte und wand sich, schlug nach ihm und versuchte gleichzeitig mitzusingen: »Die Damen eilen, dabei zu sein …«
    Wie ein Operntenor zog Charlie die letzte Zeile in die Länge und warf dann Ella aufs Bett. Sie strampelte ihr Kleid zurecht und versuchte gleich wieder, an ihm hochzuklettern. Als ihr das nicht gelang, hob sie die Arme und forderte: »Heb mich hoch!«, und Charlie sagte: »Du brichst mir noch den Rücken, Ellarina. Was wiegst du inzwischen? Tausend Kilo?« Er schubste sie zurück aufs Bett und kitzelte sie durch. »Wer hat denn hier kistenweise Eis gefuttert?«, sagte er. »Wo sind denn die vielen extragroßen Pizzen geblieben?« Ella lachte so sehr, dass ihr Tränen die Wangen hinunterliefen, sie japste, kreischte und lief rot an, ein Zustand, den ich selbst als Kind nie erlebt hatte. Trotz meiner Wut auf Charlie war ich auf distanzierte Weise beeindruckt, und das nicht zum ersten Mal: Er besaß unbestreitbar das einzigartige Talent, ein kaum merklich bewohntes, ruhiges Haus durch bloßes Betreten mit Lärm und Lebensfreude zu füllen; er war seine eigene Party, sein eigener Festumzug. Und sie waren so glücklich, mein Mann und meine Tochter, dass ich es nicht über mich brachte, ihn zu tadeln, sondern den beiden nur beim Herumalbern zusah. »Hey, Ella«, sagte Charlie, »willst du wissen, was ich heute gekauft habe?«
    »Einen Heißluftballon!«, rief sie.
    »Noch viel besser.« Charlie grinste. Er wirkte gar nicht besonders betrunken – fröhlich, das ja, aber nicht fahrig. »Ich habe die Milwaukee Brewers gekauft. Bist du bereit, dir jede Menge Spiele anzusehen?«
    »Yay!«, kreischte Ella.
    Charlie sah zu mir herüber. »Wie schön, dass es hier doch noch jemanden gibt, der das zu schätzen weiß.«
    »Kann Kioko Akatsu mitkommen?«, fragte Ella.
    »Schatz, Kioko müsste dafür zwölf Stunden mit dem Flugzeug fliegen«, sagte ich.
    Ella begann in die Hände zu klatschen und griff dann nach Charlies Handgelenken, um auch ihn dazu zu bewegen. Mit einer möglichst erwachsenen, männlichen Stimme verkündete sie: »Ich bin der beste Baseballspieler aller Zeiten. Du bist der dümmste Mensch der Welt.«
    Charlie entwand ihr seine Hände, legte sie ihr über beide Ohren und hielt ihren Kopf fest umschlossen. »Ich bin der König von Milwaukee, Wisconsin«, sagte er. »Und ihr seid die Lutscher mit den Bürojobs.«
     
    Es war viertel vor zwölf, als ich ins Bett stieg, und Charlie lag mit geschlossenen Augen auf dem Rücken. Ich spürte, dass er nicht schlief, und sagte: »Ich finde, wir sollten für Jessica Sutton das Schulgeld bezahlen, damit sie auf die Biddle Academy gehen kann.«
    Seine Augen öffneten sich und verengten sich zu angestrengten Schlitzen. Er klang eher verwirrt als ablehnend, als er antwortete: »Wovon zur Hölle redest du überhaupt?«
    »Ich ertrage den Gedanken einfach nicht, dass sie auf die Stevens gehen soll. Ich habe Nancy Dwyer von der Stipendienstelle angerufen, um zu fragen, ob sie noch im Herbst in Biddle anfangen könnte, und es sieht so aus, als könnten sie sie in der siebten Klasse unterbringen, aber die Stipendiengelder sind schon verteilt worden.«
    »Dabei fällt mir ein …« Er rollte sich auf die Seite. »Rate mal, wen ich heute getroffen habe?«
    »Wenn du nichts dagegen hast, würde ich lieber beim Thema bleiben.«
    »Rate doch

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