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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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noch wahnsinnig. Du weißt doch, dass ich nicht allein sein kann. Willst du wissen, wo ich die letzte Nacht verbracht habe? Im Wauwatosa Ramada. Im Ramada, verstehst du? Du hast mich wirklich drangekriegt. Ich bin ein lausiger Ehemann. Aber ich brauche dich, Lindy.«
    Dieser Satz verfehlt selten seine Wirkung. Ich seufzte. »Charlie, wenn ich jetzt zurückkäme, wüsste ich nicht, was sich geändert haben sollte.«
    »Ich werde aufhören, mich wie ein kindischer Schwachkopf zu benehmen, ganz einfach. Ich weiß doch, was du mir sagen wolltest – ich war in letzter Zeit ziemlich egoistisch. Aber für mich hat sich eine Menge verändert, diese Baseball-Sache wird großartig, und ich bin bereit, von vorn anzufangen.«
    »Wirst du weiter trinken?« Ich wusste, dass er in den letzten Stunden getrunken haben musste. Er lallte nicht, aber seine Stimme klang etwas unsicher.
    »Ist es das, worum es hier geht?«
    »Ich weiß es nicht. Manchmal
hoffe
ich, dass es am Alkohol liegt, aber ich bin mir nicht sicher.«
    Er schwieg eine Weile, dann sagte er: »Seit wann hast du mich abgeschrieben?«
    »Das ist nicht fair.«
    »Seit Mai? Oder Januar? Seit zwei Jahren?«
    »Ich weiß, dass du Schwierigkeiten damit hattest, älter zu werden«, sagte ich, »mit deinem vierzigsten Geburtstag und deinem zwanzigjährigen Abschlussjubiläum in Princeton, aber ich hätte mir gewünscht, du wärst nicht so … Was ich sagen will, ist, dass es auch so etwas wie stilles Erdulden gibt.«
    Er lachte, ein düster klingendes Schnaufen. »Genau, und du hast offensichtlich das Monopol darauf.«
    »Ich werde jetzt schlafen gehen«, sagte ich. »Alle anderen hier schlafen auch schon, und ich will sie nicht stören. Wenn du möchtest, können wir morgen weiterreden.«
    »Hör dich doch bloß mal selbst. Du bist so verflucht kaltschnäuzig.«
    »Bitte beleidige mich nicht.«
    »Was willst du von mir? Was soll ich tun?«
    »Das habe ich dir schon gesagt – ich brauche Abstand.«
    »Alice, du weißt genau, dass ich es in diesem Haus nicht allein aushalte. Komm zurück, mehr verlange ich gar nicht, und dann klären wir alles. Ich werde dich auch nicht … belästigen oder so – meinetwegen schlafe ich in einem anderen Zimmer. Aber dieses Haus macht mich einfach fertig.«
    »Ich dachte, du bist im Ramada Inn.«
    »Da war es genauso unheimlich. Ich musste auschecken.«
    »Dann bist du jetzt zu Hause?«
    »Wo soll ich denn sonst sein?«
    »Unser Haus ist nicht unheimlich, Charlie, und wir leben in einem sehr ruhigen Viertel. Hast du im Wohnzimmer und im Esszimmer die Vorhänge zugezogen?«
    »Und wenn ich zu euch kommen würde?«
    Ich saß am Küchentisch und schloss die Augen. »Warum rufst du nicht bei Arthur und Jadey an? Das solltest du allerdings bald tun, denn sie gehen bestimmt auch demnächst schlafen, wenn sie nicht sowieso schon im Bett sind.«
    »Klar, und dann lasse ich mich die ganze Nacht von Lucky bespringen.«
    »Du könntest es auch bei John und Nan versuchen, oder bei Ginger …«
    »Ich will aber nicht bei meinen Brüdern übernachten! Ich will mein Privatleben nicht öffentlich rumposaunen. Ich will in meinem eigenen Haus schlafen, mit meiner Frau neben mir und meiner Tochter auf demselben Flur. Und weißt du was? Wenn du mich fragst, ist das verdammt noch mal nicht zu viel verlangt.«
    Ich antwortete nicht, und eine Zeitlang sagte auch er nichts. Schließlich fragte er in einem weniger anklagenden Tonfall: »Hat Ella schon nach mir gefragt?«
    »Sie vermisst dich. Wenn du morgen tagsüber noch mal anrufst, wird sie bestimmt liebend gern mit dir reden.«
    Nach einer kurzen Pause sagte er: »Nur damit du’s weißt – du hast mir die Brust aufgeschlitzt und mein Herz rausgerissen, und jetzt zerdrückst du es mit bloßen Händen. Ich hoffe, diese eheliche Selbstbeschau, oder was immer das werden soll, lohnt sich für dich.«
    »Ich gehe jetzt schlafen, Charlie. Ich hoffe für dich, dass du eine Übernachtungsmöglichkeit findest, die dir zusagt.«
    »Leg nicht auf.«
    »Ich lege nicht einfach so auf. Ich möchte dir gute Nacht sagen. Schlaf gut, okay? Gute Nacht. Sagst du es auch zu mir oder nicht?«
    »Bedeutet dir unsere Ehe überhaupt nichts?«
    »Charlie, ich will nicht einfach so auflegen, aber wenn du mir keine gute Nacht wünschst, werde ich das Gespräch trotzdem beenden. Also zum letzten Mal, gute Nacht.«
    »Du kannst mich mal«, sagte er, und dann war er derjenige, der das Gespräch beendete.
     
    Wir waren gerade am Pine Lake,

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