Die Frau des Praesidenten - Roman
Befriedigung nicht versagen, sie zu korrigieren. »Du meinst, dass Charlie unter seinem Stand geheiratet hat.«
»Oh, nein, Charlie hat sich verbessert. Alice, er war ein dreißig Jahre alter Nichtsnutz, der trotzdem diese absurde Wahlkampagne losgetreten hat. Er ist mit Kellnerinnen ausgegangen. Wir konnten uns einfach nicht vorstellen, was du in ihm siehst!« Sie ließ ein sarkastisches Lachen hören, und ich saß, völlig vor den Kopf gestoßen, auf der Bettkante.
»Aber … hattest du nicht gedacht, ich hätte ihn mit irgendeinem Trick dazu gebracht, mich zu heiraten? Das sagtest du doch, als wir unsere Verlobung bekanntgegeben hatten.«
»So etwas habe ich ganz sicher nicht gesagt.«
»Du kamst zu mir rüber und hast bemerkt, wie clever ich sei.«
»Du warst vorher so zurückhaltend.« So bizarr es auch war, Priscilla klang beinahe, als bewunderte sie mich. »Das ganze Wochenende hattest du schon in Halcyon verbracht und nicht den kleinsten Hinweis darauf gegeben, dass ihr verlobt wart, und dann, gerade im richtigen Moment, hast du diese Neuigkeit aus dem Hut gezaubert. Das war eine perfekte Inszenierung.«
»Ich dachte …« Hatte ich sie all die Jahre über falsch eingeschätzt? Oder log sie jetzt? Oder ging es gar nicht darum, dass sie mich jemals besonders geachtet hätte, sondern dass sie Charlie geringeschätzt hatte und es immer noch tat? »Ich dachte, du hättest gedacht …«, begann ich, stockte dann aber wieder.
Priscilla ging darüber hinweg. »Was mir nur nicht einleuchten will, ist dieser Zeitpunkt. Warum musst du dich gerade jetzt so aufplustern, wo Chas die beste Entscheidung seinesLebens getroffen hat? Er wird das mit den Brewers großartig meistern, und Gott weiß, dass er nie etwas anderes fertiggebracht hat. Jahrelang hat er unsere Firma zugrunde gerichtet, und es war nur Harolds Einspruch zu verdanken, dass seine Brüder ihn nicht gefeuert haben. Jetzt, da Zeke Langenbacher uns allen diesen großen Gefallen getan hat, habt ihr nichts weiter zu tun, als auf euren vier Buchstaben zu sitzen und bei jedem Home run in die Hände zu klatschen, und
das
werdet ihr doch wohl noch schaffen?«
Mir schwirrte der Kopf. Glaubten die Blackwells, Charlie sei unfähig und beschränkt? Glaubten es alle? (Die Thayers waren jedenfalls dieser Meinung, wie ich unlängst von Joe erfahren hatte.) Und war folglich auch ich unfähig und beschränkt, weil ich ihn geheiratet hatte? In diesem Moment verspürte ich das Bedürfnis, Charlie zu verteidigen. Es mochte sein, dass er zu Prahlereien und Schlüpfrigkeiten neigte, aber Arthur war da nicht anders. Charlie war nicht das schwarze Schaf der Familie, er war kein Idiot.
»Es spielt gar keine Rolle, warum du aus deiner Ehe ausbrechen willst«, sagte Priscilla. »Ich kann mir ein Dutzend Gründe dafür vorstellen, und sie sind alle wirklich nicht besonders interessant. Niemand würde auch nur eine Sekunde lang bestreiten, dass du klüger und gebildeter bist als Chas, aber das warst du schon vom ersten Tag an. Das ist jetzt dein Problem, nicht seins und ganz sicher nicht meins. Aber ihr habt zusammen einen Hausstand gegründet, und ihr habt eine Tochter. Wenn du ihr schon keine Geschwister schenken konntest, kannst du ihr zumindest ihre Eltern erhalten.«
War das nun das lehrreichste Gespräch gewesen, das ich je geführt hatte, oder das beleidigendste? Ich atmete tief durch. Der Hauptgrund, aus dem ich mich immer bemühte, diplomatisch zu bleiben, war, dass ich es zwar gelegentlich bereuen mochte, eingelenkt zu haben, es mir aber andersherum sehr oft leid tat, schnippisch gewesen zu sein. Zu meiner Schwiegermutter sagte ich: »Also, Priscilla, es gibt eine Menge, worüber ich nachdenken muss.«
Die Entscheidung, eislaufen zu gehen, hatten wir nach dem Ausschlussprinzip getroffen: Ella weigerte sich, noch einmal zum Pine Lake zu fahren, und Fassbinder’s hatten wir schon besichtigt. Außerdem hatte sie sich schon lange gewünscht, die Eislaufbahn zu Hause in der Mayfair Mall auszuprobieren, und ich war nie mit ihr hingegangen – hier gab es nicht viel, was uns hätte davon abhalten können. Weil der Sommer noch jung war, noch nicht drückend heiß, war die Kunsteisbahn fast leer, und die Popmusik, die aus den riesigen Lautsprechern drang, klang aggressiv. Ich war zuletzt vor Ellas Geburt eislaufen gewesen, bei einem winterlichen Ausflug nach Halcyon, und es zählte nicht zu meinen Stärken. Wir schlitterten und rutschten vor uns hin, und ich bemerkte, wie
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