Die Frau des Praesidenten - Roman
Papierschlangen den Raum, die gelb und blau glasierten Muffins wurden mit Begeisterung gegessen – ich versuchte zu erkennen, wie meine abschnitten, doch zwischen all den anderen auf den Tischen konnte ich meine nicht erkennen – und auf der Bühne spielte eine vierköpfige Coverband aus Madison namens Little Brothers, gekleidet in Smokings, »Who Put the Bomp«.
»Hey, Alice«, sagte Robert.
Ich sah ihn an.
Er grinste anzüglich. »Larry freut sich schon sehr darauf, mit dir zu tanzen.«
Dena und Larry lachten, und ich fühlte Panik in mir aufsteigen. Hatte Dena Larry via Robert etwa Versprechungen bezüglich meiner körperlichen Verfügbarkeit für den heutigen Abend gemacht? Dena und Robert hatten inzwischen schon sechs Mal miteinander geschlafen – ein Mal für jeden Monat, den sie zusammen waren, wie sie mir erklärte, obwohl die Hälfte der Male rückwirkend stattgefunden hatten. Sie sagte,sie wolle es nicht zu häufig tun, da es sonst nichts Besonderes mehr wäre. Außerdem mache es Robert nur noch verrückter nach ihr, nicht zu wissen, ob er sie diesmal bekäme oder nicht; in der Woche zuvor hatte er ihr einen ausgestopften weißen Pudel mit einem kleinen Knochen aus Goldimitat geschenkt.
Als Larry und ich auf die Tanzfläche gingen, versuchte er, zu meiner Erleichterung, nicht gleich mich zu begrapschen. Er war ein guter Tänzer, besser als ich, und wir blieben bis zum Ende des Liedes und warteten, bis das nächste begann, und dann das nächste und nächste. Es waren allesamt schnelle Lieder. Mitten in »The Watusi« schrie er mir plötzlich ins Ohr: »Robert hat was dabei …« Er machte eine Geste, als würde er aus einer Flasche trinken. »Wir treffen uns auf dem Parkplatz.«
»Aber da sind überall Lehrer.«
»In Roberts Auto wird uns niemand sehen.«
»Ich muss nach meinen Muffins schauen.«
Er zuckte mit den Schultern. »Wie du willst.«
Als er davonging, sah ich, dass Dena und Robert, die neben uns getanzt hatten, bereits fast an der Tür waren. Ich steuerte auf den Tisch mit den Erfrischungen zu, an dem Betty Bridges Punsch ausschenkte, und war noch einige Meter weit weg, als ich eine Hand auf meinem Unterarm spürte. Ich drehte mich um und sah Andrew Imhof neben mir stehen: »Hast du Lust zu tanzen?«
»Klar.« Dann erkannte ich die ersten Takte von Ricky Nelsons »Lonesome Town« und sagte: »Oh, aber es ist ein langsames Lied.«
Er lächelte. »Macht das was?«
»Nein, ich denke nicht«, sagte ich, fragte mich jedoch, ob es ungehörig war, mit jemand anderem als der eigenen Verabredung zu langsamer Musik zu tanzen.
Wir fanden einen Platz im Getümmel und sahen einander an. Nach kurzem Zögern legte ich meine linke Hand auf seine rechte Schulter, woraufhin er seine rechte auf meinen unteren Rücken legte. Die freien Hände fassten wir und hielten sie seitlich von uns gestreckt.
»Mit wem bist du hier?«, fragte ich.
»Bess Coleman.« Er machte eine Geste mit dem Kinn, und ich sah Bess unter einem Basketballkorb mit Fred Zurbrugg tanzen, einem guten Freund von Andrew.
»Du und Bess, seid ihr …?« Später dachte ich, wenn mir an diesem Abend bewusst gewesen wäre, dass ich mich für Andrew interessierte, wäre ich wohl nicht so direkt gewesen.
Er schüttelte den Kopf. »Du bist mit Larry hier, oder?«
»Dena hat das arrangiert, aber so langsam fange ich an, ihre Fähigkeiten als Kupplerin in Frage zu stellen.«
Andrew lachte. »O ja, du bist definitiv viel zu gut für Nagel.«
Beide sagten wir nichts, dann fragte Andrew: »Weißt du noch, als deine Großmutter dachte, ich wäre ein Mädchen?«
»Das hast du mitbekommen?«
»Nachdem sie zu meiner Mutter gesagt hat: ›Ihre Tochter ist wirklich hübsch‹, war es nicht mehr schwer zu erraten.«
»So hat sie das nicht gesagt«, protestierte ich.
»Aber fast.«
»Es war nur wegen …«
»Ich weiß.« Er verdeckte mit der rechten Hand seine Augen – seine Wimpern – und schüttelte den Kopf. »Meinem schlimmsten Feind würde ich die nicht wünschen. Mein Bruder sagt immer, Max Factor sollte mich als Modell für Wimperntusche anheuern, und das meint er nicht als Kompliment.«
»Ich wette, er ist nur neidisch«, sagte ich.
Auf der Bühne sang ein Mitglied der Band: »Goin’ down to lonesome town / Where the broken hearts stay …«
»Was ich vorhin gesagt habe … Ich meinte damit nicht, dass Larry ein schlechter Kerl ist.« Andrews Stimme klang nun ernster. »Er ist nur nicht das, was ich mir für dich
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