Die Frau des Praesidenten - Roman
einer Partie Golf oder Tennis zu treffen, häufig im Anschluss an ein gemeinsames Mittagessen mit Hank Ucker und potentiellen Geldgebern für seine Wahlkampfkasse: Anwälten großer Firmen, dem Geschäftsführer eines Herstellers für Außenbordmotoren, Männern, die Charlie als Lackaffen bezeichnete. Einmal fragte ich ihn vorsichtig, ob er seine Arbeit bei Blackwell Meats als Vollzeitbeschäftigung sehe, und ohne zu zögern, gab er zurück: »Alice, ich gebe dir jetzt mal einen Einblick in das, was ich bin. Ein Blackwell zu sein ist meine Vollzeitbeschäftigung.«
Nachmittags oder an den Wochenenden, die ich immer seltener in Riley verbrachte, gingen wir am BB Clarke Beach schwimmen (»Du solltest einen Bikini tragen«, sagte er, als wir das erste Mal dort waren und er mich in meinem rot-weiß gestreiften Badeanzug sah), danach fuhren wir zu den Hickens und spielten Badminton oder trafen uns mit Howard undseiner neuesten jungen Eroberung – Petal war bereits Geschichte – auf der Mendota Terrace. Howard und Charlie tranken meist ein paar Krüge Bier (Charlie fuhr immer nur auf dem Hinweg, zurück dann ich), und anschließend gingen wir beide zu ihm und grillten. Keiner von uns erwähnte je wieder das Gilded Rose, und daher gingen wir auch nie hin. Ich machte mir sowieso nichts daraus.
Seit dem Moment, als ich das Barbecue bei den Hickens verlassen hatte, fühlte ich mich in Charlies Gegenwart, als hätte ich alle Zweifel zeitweilig über Bord geworfen. Es schien so unvorstellbar, dass wir zusammenpassen sollten, dass ich es anfangs amüsant und auch ein wenig verantwortungslos fand, mich mit ihm zu treffen.
Mitte August ging ich zum Haareschneiden in den Salon Styles. Ich hatte es mir nach dem Haarewaschen gerade in dem Sessel bequem gemacht, als mich Richard, mein Friseur, fragte: »Haben Sie das von Elvis gehört?«
»Ich glaube nicht.«
»Er ist tot. Im Radio haben sie gesagt, er hatte einen Herzinfarkt, aber wenn Sie mich fragen, klingt es eher, als hätte der alte Hound Dog den Tabletten zugesprochen.«
Im Spiegel vor mir konnte ich sehen, wie meine Augen immer größer wurden. »Er war noch gar nicht so alt, oder?«
»Zweiundvierzig.« Richard hatte meine nassen Haare in der Mitte gescheitelt und hielt nun zwei Strähnen seitlich von meinem Kopf weg. »Wie viel soll denn heute ab?«
An diesem Abend griff ich, sobald ich mir sicher sein konnte, dass sie vom Arbeiten zu Hause sein würde, zum Telefon und wählte Denas Nummer. Die Freundlichkeit, mit der sie sprach, bevor sie wusste, dass ich am anderen Ende war, brach mir ein wenig das Herz.
»Ich bin’s, Alice«, sagte ich. »Ich musste heute an dich denken, weil … Bestimmt hast du gehört, dass Elvis gestorben ist, und erinnerst du dich noch, wie deine Mom gleich am ersten Abend mit uns in
Jailhouse Rock – Rhythmus hinter Gittern
gegangenist und uns danach Erdnussbuttersandwiches mit Banane gemacht hat?« Dena gab nicht sofort eine Antwort, daher fügte ich hinzu: »Ist deine Mom sehr traurig?«
»Ich habe nicht mit ihr gesprochen.«
»Na ja, ich hab eben an deine Familie denken müssen.« Ich machte eine Pause. »Dena, du fehlst mir. Es tut mir leid, und du fehlst mir.«
Sie schwieg. Dann fragte sie: »Triffst du dich noch mit ihm?«
»Ich kann verstehen, dass du sauer auf mich bist, aber daran sollte unsere Freundschaft nicht zerbrechen. Ich habe das nicht gemacht, um dir eins auszuwischen.«
»Also triffst du dich noch mit ihm?«
»Dena, du hast eine Menge Verabredungen mehr gehabt als ich. Ich glaube einfach … Du bist so hübsch und so dynamisch, und ich bin mir hundert Prozent sicher, dass du jemanden finden wirst, in den du dich richtig verknallst. Du wirst quasi
froh
sein, dass du nicht bei Charlie gelandet bist.«
»Wie schön, wenn man hellsehen kann«, sagte sie trocken.
»Das, was da zwischen ihm und mir ist, so etwas habe ich noch nie zuvor erlebt«, sagte ich. »Ich würde unsere Freundschaft niemals leichtfertig aufs Spiel setzen, aber das mit ihm fühlt sich einfach anders an.«
»Hast du mich angerufen, um mir das zu sagen?«
Ich saß an meinem Küchentisch, starrte auf das orangefarbene Plastik-Platzdeckchen mit dem Schmetterlingsmotiv und wusste, dass Dena mir nicht verzeihen würde. Dennoch sagte ich: »Ist mit deiner Schwester alles in Ordnung? Meine Mom hat kürzlich erwähnt …«
»Alice, hör auf damit«, sagte sie. »Okay? Hör einfach auf.«
»Wenn du deine Meinung doch noch ändern solltest
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