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Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Tan
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ignorierte den hitzigen Ton Conrads und begann in dem kalten Verlies umherzuwandern. »Wie wir wissen, haben unser ehrenwerter Bürgermeister und Domdekan Sifridus heute entschieden, dass Ihr einen Boten nach Friesland schicken müsst, um nach Eurem Bruder suchen zu lassen. Sollte Albert wie der Smutje tatsächlich überlebt haben, müsst Ihr dafür Sorge tragen, dass er die Stadt nie wieder betritt. Das heißt, anstatt Albert wohlbehalten nach Hamburg zurückzuführen, wie es eigentlich der Plan ist, soll der Bote ihn aufspüren und töten!« Bei diesem Satz ballte der Vermummte die Faust und erhob die Stimme. Dann wurde er wieder ruhiger und sagte an Conrad gewandt: »Bis zu dieser Stelle könnte Euch der Plan noch ganz gelegen kommen. Schließlich ist es offensichtlich, dass Ihr Euren Bruder hasst. Ich fürchte allerdings, dass das Folgende Euch weniger gut gefallen wird. Bedauerlicherweise habt Ihr jedoch keine Wahl.« Der Sprecher baute sich abermals zu seiner vollen Größe vor seinem gefesselten Opfer auf. Langsam verschränkte er die Arme vor der Brust und genoss, was er sah.
    Conrad zitterte vor Kälte am ganzen Leib, und das Klappern seiner Zähne übertönte fast die nächsten Worte.
    »Die Hochzeit zwischen der Dame Ragnhild und Symon von Alevelde wird nicht stattfinden. Nicht jetzt und auch nicht nach der Rückkehr der Boten, wenn sie offiziell eine Witwe sein wird. Ihr werdet sie stattdessen in das Beginenkloster schicken. Bedauerlicherweise wird Euch das etwas mehr kosten als die lächerliche Mitgift, die Ihr mit von Alevelde vereinbart habt.«
    Conrad schaute auf. Woher wusste sein Gegenüber von den Vereinbarungen über die Mitgift? Wut keimte in ihm auf und ließ seinen steifen Körper sich aufbäumen, doch seine Stimme klang noch immer dünn. »Das werde ich nicht tun. Die Hochzeit ist bereits besprochene Sache. Warum sollte ich dem Weib meines Bruders mein Silber nachwerfen, wenn ich sie fast ohne Verlust für mich verheiraten kann?« Conrad war so wütend, dass er nicht darüber nachdachte, ob seine unüberlegt ehrlichen Worte ihm schaden könnten.
    Doch der Vermummte antwortete nur mit einem kurzen Lachen und sagte: »Glaubt mir, Ihr werdet tun, was wir von Euch verlangen, ansonsten bereut Ihr es, von Holdenstede.« Dann entfernte sich der Sprecher von Conrad und stellte sich zu den anderen beiden Gestalten. »Da ich mich nicht noch einmal wiederholen werde, lege ich Euch nahe, nun weiter gut zuzuhören. Das war nämlich noch nicht alles, was Ihr tun müsst, um uns zufriedenzustellen.«
    Die anderen Männer lachten leise über den beißenden Ton ihres Anführers.
    »Die Kinder Eures Bruders werdet Ihr als Eure legitimen Erben annehmen. Alle drei. Ihr werdet sie aufziehen, als wären es Eure eigenen, und somit die Erbfolge Eures Eheweibes und die ihrer Sippe sichern.« Ein siegessicheres Lachen leitete den nächsten Satz ein. »Na, kommt Ihr langsam darauf, wer vor Euch steht?«
    »Ich soll was tun? Diese dänischen Bastarde als meine eigenen …« Conrad blinzelte. Noch immer fiel ihm das Denken schwer. Was hatte sein Peiniger zum Schluss gesagt? Die Erbfolge von Luburgis’ Sippe sichern? Der Familie derer vom Berge? Diese Stimme …
    »Johannes!«, entfuhr es Conrad atemlos.
    Sein Gegenüber ließ die Kapuze von seinem Kopf gleiten und klatschte betont langsam in die Hände. »Sehr gut. Euer Kopf hat anscheinend keinen großen Schaden genommen.«
    »Ihr!«, spie Conrad jetzt voller Verachtung aus. »Wie könnt Ihr es wagen, mich hier in Ketten zu legen wie einen Verbrecher? Das wird Euch den Kopf kosten. Ich werde …«
    »Gar nichts werdet Ihr«, unterbrach ihn sein Schwager barsch. »Meine Freunde hier werden ihr Gesicht, im Gegensatz zu mir, nicht preisgeben. Doch vergesst nicht, sie kennen das Eure. Seid gewarnt, Conrad von Holdenstede«, sprach Johannes vom Berge beschwörerisch ruhig. »Ein falscher Schritt, und Ihr landet wieder hier in Ketten. Doch dann werden wir Euch, im Gegensatz zu heute, nicht mehr gehen lassen. Ihr werdet hier verrotten, und niemand wird Euch an diesem gottverlassenen Ort je finden.«
    Johannes vom Berge legte eine Pause ein. Er blickte auf Conrad herab und wartete auf eine Antwort, doch dieser schien von seiner Drohung zunächst erstarrt.
    Um seinen Worten nochmals Nachdruck zu verleihen, setzte Johannes vom Berge mit gespielt gleichgültiger Miene nach. »Selbstverständlich können wir Euch auch gleich hierlassen und Eure Frau, meine Schwester, so zur Witwe

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