Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)
lang. In dieser Zeit widmete er sich gänzlich der Verwaltung Hamburgs. Neben der Weiterführung und Erweiterung der Erbebücher seines Vorgängers und dem Ausbau des Stadtrechts legte er zahlreiche Stadtbücher an und schrieb Teile der Burspraken – der Ratsverordnungen.
Alle Straßennamen und Gebäude Hamburgs, angefangen von den Badestuben bis hin zu den Pfarrkirchen und Handwerksbetrieben, die im Laufe des Romans genannt werden, hat es zu dieser Zeit an den erwähnten Stellen gegeben. Lediglich die lateinischen Namen wurden von mir aus Gründen der Einfachheit ins Deutsche übersetzt. So hieß die Steinstraße in vielen Quellen beispielsweise »Platea Lapidea« oder die Trostbrücke »Pons Trostes«. Außerdem habe ich mich an manchen Stellen für eine Bezeichnung entscheiden müssen . So fand ich etwa in historischen Quellen zahlreiche Namen für das damalige Millerntor, welches – obwohl ungefähr einen Kilometer weiter südöstlich gelegen – namensgebend für den uns bekannten Platz im Stadtteil St. Pauli war: Myldernthor, Milderdor, Mildere Dor, Millerdor, Milderadis, Porta Milderadis, Porta Mildradis und Thor der Milderade. Vergleichbare Schwierigkeiten gab es auch in den Passagen, die in Friesland spielen. So hieß Stotel beispielsweise auch Stotlo oder Stotele und Varel damals auch Varle oder Farle. Um diese Problematik gänzlich zu umgehen, habe ich stets auf die gegenwärtigen Namen zurückgegriffen. Die Insel Buise allerdings, oder den Ort Aldessen, wird man heute vergeblich auf der Karte suchen, da beide vor langer Zeit während einer Sturmflut vom Meer verschluckt wurden.
Viele der im Roman erwähnten Details entsprechen den vertrauenswürdigen Inhalten von Büchern und Dokumenten, die ich bei meiner Recherche im Staatsarchiv und der Staatsbibliothek entdeckt habe. So hatte der Schneider Voltseco laut Hamburger Schuldbuch tatsächlich einmal sein komplettes Haus verpfändet oder einen Aufschub seiner Schulden von der Apothekersfrau bekommen, bis Gott ihm einen so großen Gewinn gewährte, der es ihm erlaubte, seine Verbindlichkeiten auszulösen. Auch gab es die Kogge namens Resens wirklich und ebenso die Stadtkiste, in der das versteckte Testament von Conradus gefunden wurde. Genauso wahr ist es, dass der Rat einen Kostenbericht über die Ausgaben des Grafenhauses anfertigte – wenn auch erst im Jahre 1285 – oder dass er über das Problem des Schlamms auf den Marktplätzen und die Überfälle der Dithmarscher auf Hamburger Schiffe sowie über den Weg hinter den Kurien entschieden hat, welchen die Domherren für sich allein beanspruchen wollten.
Doch sosehr ich mich auch bemüht habe, historisch korrekt zu sein, liegt es wohl in der Natur eines historischen Romans, dass man die Wahrheit manchmal für seine Zwecke angleichen muss. Nachfolgend gestehe ich nun ein paar meiner Mogeleien:
Während ich das eigentliche Datum des feierlichen Inkrafttretens des Ordeelbooks am 15. Oktober 1270 um einige Monate vorgezogen habe, habe ich das Ableben Jordan von Boizenburgs, dessen eigentlicher Todestag am 16. September 1269 war, einige Monate nach hinten verschoben.
Der große Brand am Ende meines Romans hat tatsächlich Anfang August 1284 gewütet. Doch über das genaue Datum sind sich die Quellen nicht einig. Ebenso uneins sind die Quellen sich, wenn es um den Grad der Zerstörung geht. Ich habe mir die Freiheit genommen, den Verlauf des Brandes und die anschließende Verwüstung selbst zu bestimmen.
Bei der Beschreibung des Rathauses sowie der damaligen Dreiteilung des Rates in die Extramanentes des alten Rates und die Electi und Assumpti des sitzenden Rates habe ich mich an historische Quellen gehalten, doch hinsichtlich des Sitzungsverlaufs entschied ich mich, meiner Fantasie freien Lauf zu lassen, da viele vorhandene Quellen sich auf eine spätere Epoche beziehen. Das regelmäßige Abstimmen zwischen den Ratsherren und das rhythmische Klopfen auf den Tisch als Zeichen der Zustimmung empfand ich jedoch als sehr zeitgemäß.
Ähnliches trifft auf das Beginenkloster und seine Schwestern zu. Es ist wahr, dass sie aufgrund ihrer Kleidung »Blaue Schwestern« genannt wurden, und es ist auch wahr, dass sie ihr Kloster auf dem Boden einer gräflichen Schenkung errichteten. Doch ihr Alltag ist in großen Stücken frei von mir erfunden. Erst ab dem Jahre 1360 gab es eine erste Beginenordnung. Diese besagte beispielsweise, dass die Schwestern das Kloster nicht ohne Begleitung verlassen durften, was
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