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Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Tan
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erledigen. Angewidert von der überheblichen Art der Männer, wandte Walther den Blick von ihnen ab.
    »He, du da, Bursche. Nimm gefälligst mein Pferd und mach dich nützlich!«, sprach ihn da der andere in Thiderichs Sprache an.
    Walther, der zunächst gar nicht bemerkte, dass er gemeint war, kam gar nicht dazu zu antworten. Aufgrund der Gesten des Sprechers verstand wohl auch der Stallmeister, was der Mann gesagt hatte, und machte gleich darauf deutlich, dass der Junge nicht sein Stallbursche war.
    Walther ärgerte sich fürchterlich über diese Beleidigung und wollte etwas erwidern, doch wegen seines schmerzenden Schädels hatte er nicht die geringste Lust auf einen Streit und ignorierte die hochnäsigen Männer. Diese jedoch machten es Walther zusehends schwerer, sich nicht provozieren zu lassen.
    Mit dem fälschlichen Wissen, dass sie hier ja sowieso niemand verstand, sagte der Größere: »Tja, hier ist es halt schwer, einen Edelmann von einem Stallburschen zu unterscheiden. Die sehen in Friesland nämlich alle aus wie Bauern.«
    Der zweite Mann konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und entgegnete: »Dann lasst uns zu unserem Herrgott beten, dass sie nicht auch alle so dumm wie Bauern sind. Ansonsten wird es wahrscheinlich schwierig, etwas über den verdammten Albert von Holdenstede zu erfahren – falls er überhaupt noch lebt und nicht schon in der Hölle schmort, wo er hingehört.«
    Sein Gegenüber sah den Geistlichen verwundert an und sagte: »Solche Worte von Euren Lippen? Mir scheint, die beschwerlichen Tage im Sattel lockern allmählich Euer Mundwerk. Wie erfrischend. Wo wir gerade bei erfrischen sind, fragt den Stallmeister doch mal nach der nächsten Schenke.«
    Der Geistliche tat, wie ihm geheißen, und kurz darauf waren die Männer verschwunden.
    Walther wunderte sich zwar darüber, so tief in Rüstringen Männer anzutreffen, die keine Friesen waren, doch das Denken fiel ihm schwer, und so verschwendete er keine weitere Zeit damit.
    In diesem Moment trat Thiderich mit Millie aus dem Stall heraus, und so machten sie sich auf den Weg nach Aldessen.
    Sie waren bereits eine geraume Zeit nebeneinander hergegangen, ohne ein Wort zu sprechen, als es Thiderich langweilig wurde. Zu gerne hätte er sich etwas unterhalten, doch er wusste, dass es Walther noch viel schlechter ging als ihm. Wo er selbst die erquickende Wirkung der frischen Waldluft durchaus positiv zu spüren bekam, schien Walther davon immer blasser zu werden. Ein wenig belustigt dachte Thiderich daran, dass es wohl ein Leichtes wäre, ihrer Spur zu folgen; man hätte sich nur an den in regelmäßigen Abständen auftretenden Kotzestellen seines Gefährten orientieren müssen. Doch so sichtlich schlecht es ihm auch zu gehen schien, sein Blick war nicht mehr so leer wie noch vor wenigen Stunden. Irgendwas beschäftigte ihn; das sah Thiderich ihm deutlich an.
    Wie aus dem Nichts fragte Walther: »Kannst du mir sagen, worüber wir uns gestern in der Schenke unterhalten haben?«
    »Warum ist das so wichtig für dich?«, entgegnete Thiderich verwundert.
    »Ich kann es nicht mit Gewissheit sagen. Ich versuche mich schon die ganze Zeit zu erinnern.«
    »Sei dir sicher, auch ich habe keinen blassen Schimmer mehr, worüber wir uns alles unterhalten haben. Ich weiß nur noch, dass das Gesöff furchtbar war und du entweder nichts verträgst oder ungefähr doppelt so viel getrunken hast wie ich.«
    Walther hätte zu gerne seine Ehre verteidigt, doch er brachte nur ein schiefes Lächeln zustande. Auch wenn diese Antwort unbefriedigend war, musste er sich wohl oder übel damit zufriedengeben.
    Als sie kurz vor Aldessen sein mussten, blieb Walther so ruckartig stehen, dass Millie erschrocken zur Seite tänzelte.
    »Heilige Muttergottes. Das waren sie. Die Boten!«
    Thiderich hatte alle Hände voll damit zu tun, die aufgeregte Stute zu beruhigen, ohne an ihren Zügeln zu zerren, was sie nur noch wilder gemacht hätte. »Wovon, zum Teufel, sprichst du?«
    »Die Männer. Als du noch im Stall warst, kamen zwei Männer. Sie sprachen deine Sprache und … und sie nannten einen Namen. Wie heißt der Mann noch gleich, den wir suchen? Du hast mir gestern in der Schenke von ihm erzählt.«
    »Albert von Holdenstede ist sein Name. Ich verstehe noch immer nicht, wovon du eigentlich faselst. Geht es vielleicht etwas genauer?«
    Walther presste seine rechte Handfläche an die Stirn, um besser denken zu können. Dann erzählte er Thiderich von dem Belauschten.
    »Was?

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