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Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Tan
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Runa, in einer Ecke zusammen und weinte. Ragnhild war gefangen.
    Walther erwachte von jenem hämmernden Geräusch, das ihn in letzter Zeit eigentlich immer weckte. Ohne aufzusehen, wusste er, dass die Alte auf irgendwelchen Kräutern herumklopfte, die sie zum Herstellen der Paste benötigte, mit der sie die Wunden der Männer behandelte.
    Mittlerweile vermochte er kaum mehr zu sagen, wie lange der Zusammenstoß mit den beiden anderen Boten bereits zurücklag. Er wusste nur, dass die Erinnerung an diesen Tag ihm immer noch den Schweiß auf die Stirn trieb.
    Unter Aufwendung fast unmenschlicher Kräfte hatte er es irgendwie geschafft, Albert und Thiderich und auch sich selbst das Leben zu retten. Sie mussten stundenlang ohnmächtig auf dem Boden gelegen haben. Erst als es bereits zu dämmern begonnen hatte, war Walther von seinem eigenen Husten erwacht, den das angestiegene Wasser der Pfützen ausgelöst hatte, weil es ihm in Mund und Nase gelaufen war. Zitternd vor Kälte und Nässe war er zuerst zu seinem blutenden Gefährten Thiderich und danach zu dem halbtoten Albert hinübergekrochen. Keiner der beiden reagierte auf seine Worte oder war in der Lage zu laufen. Walther selbst hatte die leichtesten Verletzungen davongetragen. Albert hingegen hatte es am schlimmsten getroffen. Er hatte zwei Stichwunden im Bauch, viele Platzwunden im Gesicht und einen abgetrennten Finger; es war der Ringfinger seiner rechten Hand.
    Heute konnte Walther sich kaum erklären, wie er es geschafft hatte, die beiden Verletzten auf den Rücken Millies und den des Rappens zu hieven. Zum Glück war der schwarze Wallach ein ruhiges Pferd, und auch die sonst so zickige Stute hatte dieses eine Mal alles brav über sich ergehen lassen. Danach war Walther losgelaufen. Den Arm über den Hals des Rappen hängend, stolperte er mehr, als dass er lief. Millie war ihm gefolgt, ohne dass er sie am Zügel führen musste. Immer wieder knickte Walther um und stürzte zu Boden. Jedes Mal dachte er, dass er dieses Mal nicht mehr würde aufstehen können. Doch er konnte. Schier endlos war der Weg durch die schlammige Landschaft gewesen. Seine Kräfte schwanden mit jedem Schritt. Dann wurde es dunkel, und Walther verlor endgültig die Orientierung. Niemals hätte er es bis zu seinem Ziel geschafft – die Hütte der alten Frau. Doch dann fand die Greisin Walther. Plötzlich kam sie aus der Schwärze der Nacht auf ihn zugelaufen. Völlig selbstverständlich wies sie ihm den Weg. Schon bei ihrem letzten Besuch hatte sie sehen können, dass die Männer wiederkommen würden. Seither war sie regelmäßig auf die Suche nach ihnen gegangen; in jener Nacht hatte sie die Verletzten dann endlich gefunden. Mit energischen Worten ermahnte sie Walther, sich zusammenzureißen; der Weg wäre nicht mehr weit. Dann hatte sie Millies Zügel ergriffen und die Männer zu ihrer Hütte gebracht.
    Seither lagen sie hier auf dem harten Boden. Thiderich und Albert kämpften noch immer um ihr Leben. Beide waren bisher nicht erwacht. Auch wenn es weit schlimmer um Albert stand, stellte sich heraus, dass auch Thiderich eine tiefe Wunde hatte. Sein Oberschenkel wies einen langen Schnitt auf, der bereits stark roch.
    Das Warten auf die Genesung seiner Gefährten machte Walther schier wahnsinnig. Er wusste genau, dass jeder Tag, der verstrich, die anderen Boten näher an ihr Ziel brachte. Jeden Morgen erwachte er getrieben von der Hoffnung, seine Gefährten bald wohlauf zu sehen. Doch bisher wurde er jeden Morgen von der Wirklichkeit enttäuscht. Irgendwann war so viel Zeit vergangen, dass es fast schon töricht war zu glauben, es bestünde noch Hoffnung. Walther hatte jedenfalls keinen Zweifel mehr, dass die Boten Hamburg inzwischen erreicht haben mussten. Ja, sie hatten gewonnen und Thiderich verloren!
    Eine kurze Zeitlang hatte Walther sogar mit sich gerungen, den Weg nach Hamburg allein anzutreten und so Thiderichs Auftrag zu Ende zu führen. Doch schnell war ihm klar geworden, dass es dumm war zu glauben, die Edlen Hamburgs würden ihm auch nur einen Funken Glauben schenken. Schließlich war er ein Fremder. Sehr wahrscheinlich hätte die schöne Ragnhild ihm sogar unterstellt, Thiderich getötet zu haben, um so an seinen Lohn zu kommen. Es war sinnlos, weiter darüber nachzudenken – also verwarf er den Gedanken wieder.
    Die Alte sah zu ihm herüber. »Ah, Ihr seid erwacht. Wie geht es Euch heute?«, fragte sie ihn auf Friesisch.
    Walther brachte zunächst nur ein Brummen zustande. Er

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