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Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Tan
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er etwa Schadenfreude in ihrem Gesicht? Verhöhnte sie ihn?
    »Du trockenes altes Weib. Lachst du etwa über mich?«
    Luburgis brauchte einen Moment, bis sie seine Worte verstand, doch sie bekam auch danach nicht mehr die Möglichkeit zu antworten.
    Conrad ballte die Faust und schlug ihr mit aller Kraft ins Gesicht.
    »Ich werde dir dein Lachen schon noch austreiben, Weib. Füge dich gefälligst, wie es deine Pflicht ist!«
    Während er sie schlug, fing sie an zu wimmern und zu heulen. Sie flehte ihn an aufzuhören, doch das nahm er gar nicht wahr. Conrad schlug sie weiter. Wieder und wieder, bis er spürte, wie seine Manneskraft zu ihm zurückkehrte. Das Wimmern eines Weibes und die Macht, die er bei seinen Schlägen über sie verspürte, trieben ihn an. Unbarmherzig stieß er Luburgis sein nun hartes Geschlecht zwischen die Schenkel, bis sie schrie. Wie immer war es in ihr eng und wie ausgedörrt, doch das kümmerte ihn jetzt nicht. Er war wie im Wahn; wollte Albert vergessen, wollte wieder Herr seiner Gedanken sein. Wild stieß er zu, bis er sich endlich mit einem lauten Brüllen in sie ergoss.
    Sein schweißnasser Körper rollte von ihrem und blieb auf dem Rücken liegen. Schwer atmend und zufrieden lag er da und starrte an die Decke. Ein Lächeln umspielte seinen Mund. Das hatte er gebraucht. Sein Weib lag zusammengerollt und leise weinend neben ihm. Er fühlte kein Mitleid. Wenn sie schon nicht dazu zu gebrauchen war, ihm Nachkommen zu gebären, so sollte sie ihm wenigstens zum Vergnügen dienen.
    Er stand auf, um sich anzukleiden. Heute war ein guter Tag für einen Besuch in der Badestube.
    Conrads Wunsch war offenbar nur schwer zu erfüllen, denn nur eine Stunde später schalt er sich einen dummen Narren, gedacht zu haben, hier tatsächlich Ruhe zu finden. Kurz nachdem der Bader auf seinen Wunsch hin angefangen hatte, seine Glieder wohltuend zu kneten, betrat zu seinem Verdruss der beleibte und geschwätzige Tuchhändler Hans Wulfhagen die Badestube.
    Schwer schnaufend wuchtete er seinen massigen Leib ins Wasser und verursachte so eine enorme Welle, die das Wasser über die Ränder des Zubers treten ließ. »Ihr erlaubt doch, oder?«, sagte der Ratsherr mehr zu sich selbst als zu seinem unerwünschten Badegesellen und wartete gar nicht erst auf eine Antwort.
    Conrad hätte schreien können, so sehr ärgerte er sich über die Störung, doch er zwang sich zu einem schiefen Lächeln und nickte bloß.
    Sich keiner Schuld bewusst, fing Hans auch sofort an zu reden. Eine Woge an Beileidsbekundungen und Überschwänglichkeiten über Alberts vorbildliches Wesen folgte. »Mein tiefstes Mitgefühl für Euch. Ich selbst bin untröstlich, was für ein Verlust«, plauderte er vor sich hin. »Euer Bruder war ein Vorbild an … an …« Noch während der Ratsmann diese Worte aussprach, bemerkte er, dass er so gut wie nichts über Albert wusste. Schließlich hatte Conrad seinen jüngeren Bruder stets von allen Geschäften und somit auch von den hohen Herren der Stadt ferngehalten. Was blieb ihm also über den Toten zu sagen? Bevor die Situation peinlich wurde, berief sich Hans Wulfhagen schließlich auf jene Tugenden, die Albert aufgrund von Conrads Verhalten zwangsweise hatte aufweisen müssen. »Euer Bruder war ein Vorbild an Bescheidenheit und Mäßigung.«
    Conrad bemühte sich sehr um einen betroffenen Blick und nickte hin und wieder. »Habt Dank, mein Freund«, presste er mit unterdrücktem Zorn zwischen den Lippen hervor und schloss dann die Augen, während er sich im Zuber zurücklehnte. Seine Gedanken waren bereits weit weg. Natürlich. Es war Sonnabend. Wie konnte er so töricht sein? Die meisten Hamburger Bürger bevorzugten den Sonnabend und den Sonntag für einen Besuch in der Badestube. Er hätte sich heute also kaum einen unruhigeren Ort in ganz Hamburg aussuchen können.
    Kaum hatte er den Gedanken zu Ende gedacht, betraten auch schon die Ratsherren Ecbert von Harn und Bertram Schele die Badestube. Beide waren Conrad seit der Ratssitzung nach Alberts Abfahrt nicht gerade zugetan – seither hatten sie kein einziges nettes Wort mehr miteinander gewechselt. Ein kurzes Kopfnicken in Conrads Richtung war die einzige Begrüßung und zugleich die mindeste aller Gesten, ohne sträflich unhöflich zu sein. Anscheinend in ein wichtiges Gespräch vertieft, schenkten sie ihm keine weitere Beachtung und setzten sich zu zweit in den Badezuber, der am weitesten von dem Conrads entfernt stand.
    Das auch noch, dachte Conrad

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