Die Frau des Täuferkönigs: Historischer Roman (German Edition)
verdingst du dich für einen Mann, der Kinder entführt.«
»Man wird deine Tochter schon ordentlich behandeln. Du solltest dir nicht zu viele Gedanken darüber machen. In wenigen Wochen wird sie wieder bei dirsein. Aber um Amalia zu befreien, muss ich euch einschätzen können. Also, was ist mit deinen Gefährten? Kann man ihnen trauen?«
»Ich ziehe mit den beiden schon seit Jahren über die Straße«, erklärte ich und fügte recht süffisant hinzu: »Wir sind eine verschworene Gemeinschaft, in der einer für den anderen durchs Feuer gehen würde.«
Ein lautes Schimpfen ließ mich zusammenzucken. Im nächsten Moment stürzte Jasmin wütend aus dem Nebenraum, zog die Schluppen an ihrem Hemd zusammen und keifte: »Reynold! Ich habe den Dreckskerl erwischt, wie er mich durch eine Lücke in der Bretterwand begafft hat, als ich mein Hemd abgelegt habe.« Sie trat mit ausgreifenden Schritten an uns vorbei nach draußen und zeterte: »Wenn ich diesen elenden Hurenbock in die Hände bekomme, zerquetsche ich ihm die Hoden.«
Cort runzelte die Stirn und sagte: »Eine verschworene Gemeinschaft …?«
Ich zuckte verlegen mit den Schultern. »Streitereien gibt es in jeder guten Ehe.«
Cort lachte. »Deine Gefährtin besitzt ein wahrhaft feuriges Temperament.«
»Das liegt ihr wohl im Blut.«
»Es scheint so. Woher stammt diese Frau? Wurde sie hier in den deutschen Landen geboren? Ihre Haut schimmert bronzen, und ihre Augen sind dunkel wiedie einer Zigeunerin. Aber in ihrer Stimme liegt kein fremder Klang.«
»Jasmin redet nicht gerne über ihre Vergangenheit«, erklärte ich ihm. »Ich habe von ihr nur erfahren, dass ihre Mutter aus einem fernen östlichen Land stammt und einst einem Lübecker Handelsreisenden als Leibeigene überlassen wurde. Die Frau wurde gezwungen, diesen Mann in seine Heimat zu begleiten, und als sie mit einem Schiff in Lübeck eintrafen, war sie bereits von ihm geschwängert worden.«
»Also ist Jasmin auf deutschem Boden geboren worden«, sagte Cort. »Und da sie nur zur Hälfte orientalisches Blut besitzt, sieht man ihr das Fremde nicht sofort an. Aber warum zieht sie mit einem Halunken wie dir über das Land?«
Ich schenkte Cort Bier nach und strafte ihn für diese herablassende Bemerkung mit einem missbilligenden Blick. »Nach allem, was ich weiß, starb ihre Mutter, als Jasmin noch ein Kind war. Bald darauf lief sie der Familie ihres Vaters davon. Den Grund dafür hat sie mir nicht verraten. Sie zog mit zwielichtigem Gesindel durch die Lande, und vor etwa drei Jahren stolperte sie mir in die Arme, als sie sich auf der Flucht vor einer Gruppe Straßenräuber befand. Sie hatte zuvor dem Anführer dieser Galgenstricke mit einem Beil drei Finger abgehackt, als der zudringlich geworden war. Es hätte böse für sie enden können,wenn diese Kerle sie ergriffen hätten. Wir versteckten sie jedoch auf unserem Wagen, und ich erkannte sofort, dass mir dieses Mädchen eine große Hilfe beim Verkauf meiner Reliquien sein würde. Also überredete ich sie, uns fortan zu begleiten.«
»Teilst du das Lager mit ihr?«
Ich stutzte. »Was genau meinst du?«
»Lässt sie dich zwischen ihre Beine?«
»Was willst du noch wissen?«, sagte ich und lachte. »Ob sie unter mir liegt oder auf mir sitzt, wenn wir es miteinander treiben?«
»Ich vermute, sie sitzt auf dir.« Cort grinste.
»In den letzten Wochen bin ich weder in den Genuss des einen noch des anderen gekommen«, gestand ich aufrichtig.
»Die Launen der Frauen«, sagte Cort. »Womit hast du sie so sehr gegen dich aufgebracht?«
Ich zögerte mit einer Antwort. »Warum sollte ich ausgerechnet dir davon erzählen?«
Cort leerte seinen Becher und stellte ihn auf den Boden. »Trägst du mir immer noch nach, dass ich dich in Osnabrück so hart angefasst habe?« Er klopfte mir auf die Schulter. »Sei mir nicht gram. Ich habe nur eine Anweisung befolgt. Und nun werde ich euch helfen, diesen Auftrag auszuführen. Aber zuvor möchte ich erfahren, wer die Leute sind, mit denen ich mich in große Gefahr begebe.«
Ob Cort sich als Hilfe oder als Hindernis erweisen würde, musste sich erst noch herausstellen. Ich wusste nicht, ob wir ihm trauen konnten. Dennoch kam ich seiner Bitte nach und erzählte ihm von dem Streit, der mich daran zweifeln ließ, ob ich Jasmin überhaupt noch als meine Gefährtin bezeichnen konnte.
»Ich bin anfällig für die körperlichen Verlockungen«, erklärte ich. Cort runzelte die Stirn, doch er schien zu begreifen, worauf ich
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