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Die Frau des Täuferkönigs: Historischer Roman (German Edition)

Die Frau des Täuferkönigs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Frau des Täuferkönigs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wilcke
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aber wohl nur die höheren Offiziere leisten. Es war nicht das erste Mal, dass ich mich in der Gesellschaft von Landsknechten befand, und darum wusste ich, dass der Kopfschmuck der einfachen Söldner nicht aus Federn, sondern nur aus zusammengesetzten Wollfäden bestand.
    Eine Weile streiften wir durch das Lager, bis wireinen ungenutzten Platz erreichten, der wohl auch bei auffrischendem Wind weit genug von der nächsten Latrinengrube entfernt lag, so dass einem nicht schon beim Aufwachen speiübel wurde. Jasmin und Reynold bekamen von Cort einige Münzen in die Hand gedrückt und erhielten von mir den Auftrag, Proviant zu besorgen sowie Stoff aus grober Leinwand, damit wir zum Schutz vor der gleißenden Sonne ein Zeltdach errichten konnten. Cort machte sich nützlich, indem er die Pferde zu einer Koppel führte, wo man sie gegen entsprechende Entlohnung während unseres Aufenthaltes versorgen würde. Zudem wollte er sich auf die Suche nach jemandem begeben, der uns mit der Lage vor Münster vertraut machen und vielleicht sogar helfen konnte, in die Stadt einzudringen. Cort war guten Mutes, dass ihm dies gelingen würde, denn durch die Jahre, die er als Landsknecht in den verschiedensten Haufen und Heeren verbracht hatte, war es sehr wohl möglich, dass er hier auf das eine oder andere vertraute Gesicht traf.
    Ich erkundete die nähere Umgebung und unternahm einen Streifzug durch das Lager. Hier vertrieben sich die meisten Landsknechte die Zeit, indem sie ihren Sold beim Würfeln aufs Spiel setzten, ihre Schwerter und Spieße schleiften oder die Feuerwaffen reinigten.
    Kurz darauf erreichte ich eine der Geschützstellungen– einen befestigten Erdwall, von dem aus die Rohre zwei gewaltiger Kartaunen auf eines der Stadttore gerichtet waren. Ich stieg auf den Hügel und konnte von hier aus das Gelände einsehen. Der Belagerungsring, der die ganze Stadt umschließen sollte, erwies sich als recht löchrig. Soweit mein Blick zu beiden Seiten reichte, buddelten die Bauern in den Schanzgräben und errichteten dahinter Schutzwände aus Weidenruten oder trugen mit Erde gefüllte Körbe zusammen. Ich nahm aber an, dass es noch Wochen dauern würde, bis der Bischof diesen Ring um die ganze Stadt schließen konnte.
    Etwa fünfhundert Schritte von der Schanze entfernt befanden sich die Wallanlagen Münsters. Wie ich so die hoch aufragenden Mauern, die kanonenbestückte Bastion und den breiten Wassergraben betrachtete, konnte ich mir kaum vorstellen, dass dieses massive Bollwerk jemals durch einen Sturmangriff überwunden werden konnte.
    Zwischen der Schanze und den Wallanlagen fiel mein Blick auf zahlreiche Gräben und eingestürzte Tunnel. Die Belagerer hatten wohl die Absicht, sich bis zum Wassergraben vorzuarbeiten und diesen stellenweise trockenzulegen. Erst damit war dann überhaupt die Möglichkeit geschaffen, einen Angriff auf den Wall zu unternehmen.
    Doch die Täufer verteidigten sich mit aller Entschlossenheit.Dies wurde besonders deutlich, als ich sah, dass von den Kirchen in der Stadt die Turmhauben abgerissen worden waren. Auf den erhöhten Plattformen hatten die Täufer nun Kanonen in Stellung gebracht, deren Schussweite von diesen Positionen aus gewiss bis an den Belagerungsring reichte.
    Am Vorwerk, durch das man in die Stadt gelangte, war ein Erdhaufen aufgeschüttet worden, der von den Verteidigern mit schweren Grabplatten verstärkt worden war. Wie es schien, hatten die Täufer die Kirchen und Friedhöfe der Stadt in Steinbrüche verwandelt, aus denen sie sich freimütig bedienten.
    Plötzlich zog mich einer der Landsknechte am Gürtel von der Schanze herunter und knurrte mir entgegen, ich würde wohl keinen Pfifferling auf mein Leben geben. Die Täufer würden dieses Ziel dankbar annehmen und ihre Kanonen auf mich richten. Ich hielt diese Befürchtung für übertrieben, denn aus dieser Entfernung mit einem Geschütz einen einzelnen Mann zu treffen, hätte sich wohl als rechter Glücksschuss erwiesen.
    Ohne etwas auf die Warnung des Soldaten zu erwidern, lief ich weiter und trat eine Weile die Schanzgräben entlang, bis ein weiteres Stadttor in Sicht kam, vor dem zwischen der Bastion und der Schanze ein riesiger Erdwall aufgehäuft worden war, der jedesandere Belagerungswerk überragte. Auf meine Frage hin erfuhr ich von einem der Landsknechte, dass ich mich auf Höhe des Hörstertores befand und dass mit dem Bau dieses Belagerungswerkes bereits vor mehr als zwei Monaten begonnen worden war. Die Breite des

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