Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frau des Täuferkönigs: Historischer Roman (German Edition)

Die Frau des Täuferkönigs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Frau des Täuferkönigs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wilcke
Vom Netzwerk:
widerspenstiger, als ich erwartet hatte. Zumindest blieb hinter uns noch alles ruhig. Die Bischöflichen schienen uns überhaupt nicht zu beachten.
    Ich packte Cort am Arm und zog ihn neben mich. »Seht euch diesen Koloss an. Er ist ein zäher Haudegen, der in zahlreichen Schlachten seinen Mut bewiesen hat. Allein mit seinen Fäusten würde er es mit einem halben Dutzend Männern aufnehmen.«
    Es blieb still auf dem Rondell, aber zumindest verhöhnte man uns nicht mehr. Ich wertete das als ein gutes Zeichen und deutete auf Jasmin, die in ihrer Verkleidung nicht als Frau zu erkennen war. Zumindest nicht aus der Ferne. »Dieser Jüngling«, rief ich, »besitzt die Augen eines Falken und ist ein so vortrefflicher Schütze, dass er von euren Wällen aus eine Maus von der Schanze der Bischöflichen herunterschießen könnte.« Ich breitete die Arme aus. »Und ich habe in den Kriegen der Bauern gekämpft und in diesen Schlachten mehr Feinde erschlagen, als ich an meinen Fingern, Zehen und anderen Körperteilen abzählen kann.«
    Auf dem Rondell rührte sich nichts. Mittlerweile war ich so angespannt, dass ich erschrocken zusammenfuhr, als Reynold mich in den Rücken stupste. Als ich mich umdrehte, schnitt er eine seltsame Grimasse, deutete mit dem Daumen auf sich und drängte: »Mach schon! Sag was über mich! Was Beeindruckendes!«
    Mir fiel auf die Schnelle nicht ein, welche glorreichen Fähigkeiten ich Reynold andichten konnte, aber das war auch nicht mehr nötig, denn nun rief einer der Täufer: »Dafür, dass ihr so großartige Kämpfer seid, scheint es euren Leuten aber nicht viel auszumachen, dass ihr die Fahnen wechselt.«
    Ich seufzte, denn der Mann hatte recht. Niemandhinter uns scherte sich darum, dass wir hier vor den Toren Münsters standen und um Einlass baten. Nicht einmal eine Warnung oder die Aufforderung zurückzukommen, wurde uns hinterhergerufen. Wen konnte es da verwundern, dass die Torwächter unbeeindruckt blieben.
    »Öffnet endlich das Tor, ihr verdammten Hunde!«, brummte Cort hinter zusammengepressten Zähnen.
    »Die vertrauen uns nicht«, raunte Jasmin. »Lasst uns umkehren und uns wieder in unser Quartier begeben.«
    »Den Teufel werden wir tun!« Ich schlug die Faust in die Hand und schaute zurück zur Schanze, wo die Landsknechte es vorzogen zu saufen, anstatt uns daran zu hindern, zu den Täufern überzulaufen.
    Es musste etwas geschehen. Kurzentschlossen drückte ich Cort meine Pistole in die Hand und forderte die Gefährten auf, sich bis zu meiner Rückkehr nicht von der Stelle zu rühren.
    Ich stapfte zur Schanze und lief hinter die Befestigung, wo die Soldaten noch immer die Branntweinkrüge kreisen ließen und mir keine Beachtung schenkten.
    Mein Vorhaben mochte waghalsig sein, dennoch zögerte ich nicht, sondern suchte mir ein schmales Stück Holz und entzündete es am Lagerfeuer. Die Täufer verlangten einen Beweis unserer Entschlossenheitund unseres Kampfeswillens. Den sollten sie bekommen.
    Ich ging ein paar Schritte, bis ich vor dem Fass mit dem Schwarzpulver stand, hob den Deckel an, warf das brennende Holzstück hinein und verschloss es wieder. Sofort nahm ich die Beine in die Hand, denn hinter mir zischte es bedrohlich. Einer der Landsknechte fluchte laut. Ich sprang über die Schanze und rannte auf meine Gefährten zu. Die drei schauten mich verwirrt an, doch schon im nächsten Moment ließ mich die Explosion stolpern und zu Boden fallen.
    Ich drehte mich auf die Seite. Hinter der Schanze stieg eine dichte Rauchsäule auf. Schreie und wütende Rufe waren zu hören. Eine Hakenbüchse wurde abgefeuert, und jemand rief: »Euch Schweinehunde schicken wir zur Hölle!«
    Ich kam auf die Beine und forderte mit wedelnden Armen die Täufer auf, uns einzulassen. Währenddessen surrten die Bleiladungen so dicht über unsere Köpfe, dass wir uns ducken mussten. Die Schanze war noch in Rauch gehüllt, doch als ich mich umwandte, erkannte ich mindestens sieben Landsknechte, die ihre Hakenbüchsen und Pistolen auf uns richteten.
    »Glaubt ihr noch immer, dass wir dem Bischof treu sind?«, rief ich, so laut ich konnte, in Richtung des Rondells.
    Ich zuckte zusammen, denn eine Kugel streifte dicht an meinem Ohr entlang. Ich befürchtete, jeden Moment niedergestreckt zu werden, doch plötzlich vernahm ich ein quietschendes Geräusch. Erleichtert atmete ich auf, als die Tür des Torhauses geöffnet wurde und ein bärtiger Mann uns zu sich heranwinkte. Wir rannten auf die Tür zu. Als wir uns nun

Weitere Kostenlose Bücher