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Die Frau des Zeitreisenden

Die Frau des Zeitreisenden

Titel: Die Frau des Zeitreisenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Niffenegger
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sie.
    »Bestimmt nicht«, verspreche ich ihr wieder. Ich wünschte, ich könnte mir da sicher sein. Mir ist kalt und ein bisschen schwindlig. Clare dreht sich um und schmiegt sich an mich. Ich schlinge meine Arme um sie. Das Baby ist eine harte runde Kugel zwischen uns. Komm heraus, komm heraus, wo auch immer du bist. Clare keucht. Eine dicke blonde Schwester erscheint und sagt uns, das Zimmer sei fertig. Wir trotten hinein. Clare lässt sich sofort auf allen vieren am Boden nieder. Charisse fängt an, Sachen einzuräumen, Kleider in den Schrank, Toilettensachen ins Bad. Gomez und ich beobachten hilflos Clare, die ständig stöhnt. Wir sehen uns an. Gomez zuckt die Schultern.
    »Hey, Clare«, sagt Charisse, »wie wär’s mit einem Bad? Im warmen Wasser wirst du dich besser fühlen.«
    Clare nickt. Charisse bedeutet Gomez mit den Händen, sich zu verziehen. Er sagt: »Ich glaube, ich geh eine rauchen«, und verlässt das Zimmer.
    »Soll ich bleiben?«, frage ich Clare.
    »Ja! Geh nicht weg... bleib da, wo ich dich sehen kann.«
    »Gut.« Ich gehe ins Bad, um das Wasser einzulassen. Badezimmer in Krankenhäusern sind mir ein Gräuel. Immer riechen sie nach billiger Seife und kranken Körpern. Ich drehe den Hahn auf, warte, bis das Wasser warm ist.
    »Henry! Bist du da?«, ruft Clare.
    Ich strecke den Kopf ins Zimmer. »Hier bin ich.«
    »Bleib bei mir«, befiehlt Clare, und Charisse übernimmt meinen Platz im Bad. Clare gibt ein Geräusch von sich, wie ich es noch nie bei einem Menschen gehört habe, ein tiefes verzweifeltes qualvolles Stöhnen. Was habe ich ihr bloß angetan? Ich denke an Clare mit zwölf, lachend und voll feuchtem Sand auf einer Decke, in ihrem ersten Bikini am Strand. Oh, Clare, es tut mir Leid, ehrlich. Eine ältere schwarze Schwester kommt herein und überprüft Clares Muttermundweite.
    »So ist’s recht«, säuselt sie. »Sechs Zentimeter.«
    Clare nickt, lächelt und verzerrt dann das Gesicht. Sie hält sich den Bauch und krümmt sich vor Schmerzen, ihr Stöhnen wird lauter. Die Schwester und ich halten sie. Clare japst nach Luft, und dann beginnt sie zu schreien. Amit Montague kommt herein und eilt zu ihr.
    »Kind, Kind, Kind, seht...« Die Schwester gibt Dr. Montague ein paar Informationen, die mir nichts sagen. Clare schluchzt. Ich räuspere mich, sage heiser: »Wie wär’s mit einer Epiduralanästhesie?«
    »Clare?«
    Clare nickt. Leute drängen sich mit Schläuchen, Nadeln und Apparaten im Zimmer. Ich halte Clares Hand, beobachte ihr Gesicht. Wimmernd liegt sie auf der Seite, das Gesicht nass von Schweiß und Tränen, während der Narkosearzt eine Infusion anlegt und den Epiduralraum punktiert. Dr. Montague untersucht Clare und wirft einen sorgenvollen Blick auf den Monitor zur Überwachung der fetalen Herztöne.
    »Was ist?«, fragt Clare. »Etwas stimmt nicht.«
    »Das Herz schlägt sehr schnell. Ihr kleines Mädchen hat Angst. Sie müssen ruhig sein, Clare, dann wird das Baby auch ruhig, ja?«
    »Es tut aber so weh.«
    »Das liegt an ihrer Größe.« Amit Montagues Stimme klingt ruhig und tröstend. Der kräftige, walrossschnauzbärtige Narkosearzt sieht mich gelangweilt über Clares Körper hinweg an. »Aber jetzt geben wir Ihnen einen kleinen Cocktail, hm, etwas Analgetikum, etwas Narkotikum, bald werden Sie sich entspannen, und das Baby wird sich entspannen, ja?« Clare nickt zustimmend. Dr. Montague lächelt. »Und Henry, wie geht es Ihnen?«
    »Nicht sehr entspannt.« Ich bemühe mich zu lächeln. Was sie Clare auch verabreichen, ich könnte etwas davon gebrauchen. Ich sehe leicht doppelt; als ich tief durchatme, vergeht es wieder.
    »Wird schon besser, sehen Sie?«, sagt Dr. Montague. »Es ist wie eine Wolke, die vorüberzieht, der Schmerz verschwindet, wir bringen ihn irgendwohin und lassen ihn am Straßenrand zurück, ganz allein, und Sie und das kleine Mädchen bleiben hier, ja? Hier ist es angenehm, wir lassen uns Zeit, haben es nicht eilig...« Die Anspannung ist aus Clares Gesicht gewichen. Ihr Blick ist auf Dr. Montague gerichtet. Die Apparate biepen. Das Zimmer ist düster. Draußen geht die Sonne auf. Dr. Montague beobachtet den Monitor für die Herztöne. »Sagen Sie ihr, dass es Ihnen gut geht und ihr gut geht. Singen Sie ihr ein Lied vor, ja?«
    »Alba, wir schaffen das«, flüstert Clare, dann sieht sie mich an. »Sag das Gedicht von den Liebenden auf dem Teppich.«
    Ich stutze, und dann erinnere ich mich. Es ist mir peinlich, vor all den Leuten Rilke zu rezitieren,

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