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Die Frau des Zeitreisenden

Die Frau des Zeitreisenden

Titel: Die Frau des Zeitreisenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Niffenegger
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ich nicht kenne, oder mir einen Vortrag hält. Aber er sagt nur: »Meine liebe Clare, dann würde ich deinen vielen Freundinnen begegnen.«
    »Was spricht dagegen? Unsere Geheimnistuerei geht mir langsam auf die Nerven.«
    »Überleg doch mal. Du bist sechzehn. Ich bin im Moment zweiunddreißig, also doppelt so alt wie du. Das würde natürlich keinem unangenehm auffallen, und deine Eltern würden es ganz bestimmt nie erfahren.«
    »Aber ich muss zu der Party.« Ich seufze. »Komm doch mit, du kannst im Auto warten, und ich bleibe nicht lang, danach können wir irgendwohin gehen.«
     
    Henry: Wir parken ungefähr einen Block von Ruths Haus entfernt. Ich kann die Musik bis hierher hören, Once in A Lifetime von den Talking Heads. Eigentlich würde ich Clare gern begleiten, aber es wäre unklug. Sie hüpft aus dem Auto und sagt: »Platz!«, als wäre ich ein großer, unfolgsamer Hund, dann geht sie unsicher auf ihren hohen Absätzen und im Minirock zu Ruth. Ich lasse mich nach unten sinken und warte.
     
    Clare: Kaum stehe ich in der Tür, wird mir klar, diese Party ist ein Fehler. Ruths Eltern sind eine Woche in San Francisco, ihr bleibt also wenigstens ein bisschen Zeit, um alles zu reparieren, sauber zu machen und sich Erklärungen auszudenken, aber ich bin trotzdem froh, dass es nicht mein Haus ist. Auch Ruths älterer Bruder Jake hat seine Freunde eingeladen, und insgesamt dürften um die hundert Leute da sein, die alle betrunken sind. Die Jungs sind in der Überzahl, und ich wünschte, ich hätte eine Hose und flache Schuhe an, aber daran ist nun nichts mehr zu ändern. Auf dem Weg in die Küche, wo ich mir etwas zu trinken holen will, sagt einer hinter mir: »Da ist ja Miss Rühr-mich-nicht-an!«, und macht ein obszönes Schlürfgeräusch. Ich wirble herum, und vor mir steht ein Typ, den wir Froschgesicht nennen (wegen seiner Akne), und glotzt mich an. »Hübsches Kleid, Clare.«
    »Vielen Dank, aber für dich ist es nicht gedacht, Froschgesicht.«
    Er geht mir in die Küche hinterher. »Du bist aber vielleicht unfreundlich, junge Dame. Da will man dir ein Kompliment für deine wunderschöne Garderobe aussprechen, und dir fällt nichts Besseres ein als mich zu beleidigen...« Er will einfach nicht die Klappe halten. Schließlich entwische ich ihm, indem ich Helen packe und als menschlichen Schild benutze, um aus der Küche zu kommen.
    »Scheiß Party«, sagt Helen. »Wo ist eigentlich Ruth?«
    Ruth hat sich oben in ihrem Zimmer mit Laura verschanzt. Im Dunkeln rauchen sie einen Joint und beobachten vom Fenster aus, wie ein paar von Jakes Freunden nackt im Pool schwimmen. Und schon sitzen wir alle gaffend am Fenster.
    »Mmm«, sagt Helen. »Davon hätte ich gern einen.«
    »Und welchen?«, fragt Ruth.
    »Den auf dem Sprungbrett.«
    »Ooh.«
    »Sieh dir Ron an«, sagt Laura.
    »Das ist Ron?« Ruth kichert.
    »Mann. Aber ohne das Metallica-T-Shirt und die ätzende Lederweste würde wahrscheinlich jeder besser aussehen«, sagt Helen. »Hey, Clare, du bist so ruhig.«
    »Mm? Ja, schon möglich«, entgegne ich schwach.
    »Ich kann’s kaum glauben«, sagt Helen. »Du bist ja völlig weggetreten vor Begierde. Ich schäme mich für dich. Wie kannst du dir so den Kopf verdrehen lassen?« Sie lacht. »Im Ernst, Clare, warum bringst du es nicht einfach hinter dich?«
    »Ich kann nicht«, antworte ich kläglich.
    »Natürlich kannst du. Du gehst nach unten und rufst >Fick mich!<, und schon reißen sich fünfzig Typen um dich.«
    »Du verstehst mich nicht. Ich will nicht... es geht nicht um...«
    »Sie will einen ganz besonderen«, sagt Ruth, ohne den Pool aus den Augen zu lassen.
    »Wen?«, fragt Helen.
    Ich zucke mit den Schultern.
    »Komm schon, Clare, spuck’s aus.«
    »Lasst sie in Ruhe«, mischt Laura sich ein. »Wenn Clare es nicht sagen will, ist es ihre Sache.« Ich sitze neben Laura, lehne den Kopf an ihre Schulter.
    Plötzlich springt Helen auf und sagt: »Bin gleich wieder da.«
    »Wo gehst du denn hin?«
    »Ich hab Champagner und Birnensaft mitgebracht, um Bellinis zu machen, aber alles im Auto vergessen.« Sie stürmt zur Tür hinaus. Ein großer Typ mit schulterlangem Haar macht einen Salto rückwärts vom Brett.
    »Olala«, sagen Ruth und Laura im Chor.
     
    Henry: Eine ganze Weile ist verstrichen, vielleicht eine Stunde oder so. Ich esse die Hälfte der Kartoffelchips und trinke die warme Cola, die mir Clare mitgebracht hat. Danach döse ich ein bisschen. Sie ist schon so lange weg, dass ich langsam

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