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Die Frau des Zeitreisenden

Die Frau des Zeitreisenden

Titel: Die Frau des Zeitreisenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Niffenegger
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beinahe davon, und sie klatscht sich ständig mit der Hand auf den Kopf, damit er nicht wegweht, bis sie ihn schließlich abnimmt und ihren Korb darauf stellt.
    Henry war seit fast zwei Monaten nicht mehr hier; bis zum nächsten Datum auf der Liste sind es noch drei Wochen hin. Wir nähern uns der Zeit, in der ich ihn über zwei Jahre nicht sehen werde. Früher, als ich klein war, ging ich mit Henry ganz ungezwungen um, ihn zu sehen war nichts Besonderes. Nun aber bedeutet jeder seiner Besuche, dass er einmal weniger hier ist. Außerdem hat sich zwischen uns etwas geändert. Ich will etwas von ihm ... ich will, dass Henry etwas sagt oder tut, was mir zeigt, dass nicht alles nur ein ausgemachter Witz war. Das will ich. Mehr nicht. Das und nichts anderes.
    Grandma Meagram sitzt in ihrem blauen Ohrensessel am Fenster, ich sitze mit der Zeitung im Schoß auf der Fensterbank. Wir haben das Rätsel etwa zur Hälfte gelöst. Meine Aufmerksamkeit lässt nach.
    »Lies das noch mal, Kind«, sagt Grandma.
    »Zwanzig senkrecht. Frommer Vogel. Acht Buchstaben, der zweite ist ein >a<, der letzte ein >1<.
    »Kardinal.« Sie lächelt, ihren starren Blick auf mich richtend. Für Grandma bin ich ein dunkler Schatten vor einem etwas lichteren Hintergrund. »Gar nicht schlecht, was?«
    »Ja, großartig. So, probier mal das: neunzehn senkrecht, >Streck den Ellbogen nicht so weit hinaus.< Zehn Buchstaben. Der zweite ist ein >u<.«
    »Burma Shave. War vor deiner Zeit.«
    »Arrgh. Ich krieg das nie fertig.« Ich stehe auf und strecke mich. Ich muss unbedingt einen Spaziergang machen. Das Zimmer meiner Großmutter ist zwar gemütlich, aber man fühlt sich schnell beengt. Die Decke ist niedrig, die Tapete mit blauen Blümchen gemustert, die Tagesdecke aus blauem Chintz, der Teppich ist weiß und es riecht nach Puder, Gebiss und alter Haut. Grandma Meagram sitzt gepflegt und kerzengerade da. Ihre Haare sind wunderschön, weiß, aber noch mit einem Hauch von dem Rot, das ich von ihr geerbt habe, und zu einem perfekten Nackenknoten eingerollt und gesteckt. Grandmas Augen sind wie blaue Wolken. Seit neun Jahren ist sie nun blind, sie hat sich gut daran gewöhnt; solange sie im Haus ist, kommt sie zurecht. Sie wollte mir schon öfter die Kunst des Kreuzworträsellösens beibringen, aber mir mangelt es an Interesse, um mich allein bis zum Ende durchzukämpfen. Früher schrieb Grandma die Lösungen mit Tinte. Henry liebt Kreuzworträtsel.
    »Heute ist ein schöner Tag«, sagt Grandma, lehnt sich im Sessel zurück und reibt sich die Knöchel.
    Ich nicke und sage dann: »Ja, aber ein bisschen windig. Mama ist unten im Garten, ihr fliegt ständig etwas weg.«
    »Typisch Lucille«, sagt Grandma, ihre Mutter. »Weißt du was, Kind, ich möchte einen Spaziergang machen.«
    »Genau das hab ich eben auch gedacht«, sage ich. Lächelnd streckt sie mir die Hände entgegen, und ich ziehe sie sanft aus dem Sessel. Ich hole unsere Mäntel und binde Grandma einen Schal ums Haar, damit der Wind es nicht zerzaust. Dann gehen wir langsam die Treppe hinunter und zur Haustür hinaus. Auf der Einfahrt wende ich mich zu Grandma. »Wohin möchtest du?«
    »Gehen wir zum Obstgarten«, sagt sie.
    »Das ist ziemlich weit. Da, Mama winkt uns, wink mal zurück.« Wir winken Mama zu, die jetzt ganz hinten am Brunnen steht. Unser Gärtner Peter ist bei ihr. Er schweigt und blickt zu uns, wartet darauf, dass wir weitergehen, damit sie ihre Diskussion, in der es vermutlich um Narzissen und Pfingstrosen geht, zu Ende führen können. Peter streitet gern mit Mama, letztendlich aber setzt sie immer ihren Willen durch. »Bis zum Obstgarten sind es anderthalb Kilometer.«
    »Aber Clare, mit meinen Füßen ist alles in Ordnung.«
    »Gut, dann gehen wir zum Obstgarten.« Ich hake sie unter und wir machen uns auf den Weg. Am Wiesenrand angelangt, frage ich: »Schatten oder Sonne?«, und sie antwortet: »Oh, natürlich Sonne«, also nehmen wir den Weg, der quer durch die Wiese zur Lichtung führt. Im Gehen beschreibe ich ihr die Umgebung.
    »Wir kommen am Feuerhaufen vorbei. Ein paar Vögel sind drin - oh, jetzt fliegen sie davon!«
    »Krähen. Stare. Und Tauben«, sagt sie.
    »Ja. Jetzt sind wir an der Pforte. Vorsicht, der Weg ist ein bisschen matschig. Da sind Hundespuren, ein ziemlich großer Hund, vielleicht Joey von den Allinghams. Inzwischen ist alles schon ziemlich grün. Hier ist die Heckenrose.«
    »Wie hoch ist das Gras auf der Wiese?«
    »Ungefähr dreißig Zentimeter. Es ist

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