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Die Frau des Zeitreisenden

Die Frau des Zeitreisenden

Titel: Die Frau des Zeitreisenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Niffenegger
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du mit zu mir. Und wenn du morgen dann noch lebst, könntest du mir einen Riesengefallen tun und mich zum Weihnachtsessen bei meinen Eltern in Glencoe begleiten und auf den Namen Rafe hören.«
    »O Gott, Mia. Allein die Vorstellung bringt mich schon auf Selbstmordgedanken. Sorry.«
    Sie beugt sich über die Bar, redet beschwörend auf mich ein. »Komm schon, Henry. Steh mir bei. Du bist ein vorzeigbarer junger Mensch männlichen Geschlechts. Verdammt, du bist sogar Bibliothekar. Du wirst nicht gleich panisch, wenn meine Eltern anfangen zu fragen, wer deine Eltern sind und auf welchem College du warst.«
    »Ich fürchte doch. Ich werde auf der Stelle zur Damentoilette rennen und mir die Halsschlagader aufschneiden. Was bringt das denn schon? Selbst wenn sie mich mögen, heißt das nur, dass sie dich in den nächsten Jahren mit der Frage quälen, was eigentlich aus dem netten jungen Bibliothekar geworden ist. Und was passiert, wenn sie den echten Rafe kennen lernen?«
    »Darüber muss ich mir bestimmt keine Sorgen mehr machen. Ach komm. Ich beglücke dich auch mit Akrobatensex, dass dir Hören und Sehen vergeht.«
    Seit Monaten weigere ich mich, Ingrids Eltern kennen zu lernen. Ich habe mich geweigert, morgen zum Weihnachtsessen bei ihnen zu erscheinen. Ich denke nicht im Traum daran, es für Mia zu tun, zumal ich sie kaum kenne. »Mia. An jedem anderen Tag im Jahr gern - aber mein Ziel heute Abend ist, einen Grad der Trunkenheit zu erreichen, dass ich kaum noch hochkomme, geschweige denn, dass er noch hochkommt. Ruf deine Eltern an und sag ihnen, Rafe muss sich die Mandeln rausnehmen lassen oder so was.«
    Sie geht ans andere Ende der Bar, um drei verdächtig junge Collegebübchen abzufertigen. Dann hantiert sie eine Weile mit Flaschen herum, mixt etwas Kompliziertes und stellt ein großes Glas vor mich hin. »Da. Geht aufs Haus.« Der Drink ist erdbeerfarben.
    »Was ist das?« Ich trinke einen kleinen Schluck. Schmeckt wie 7-Up.
    Mia schenkt mir ein boshaftes kleines Lächeln. »Eine Erfindung von mir. Wenn du dich betrinken willst, das ist der schnellste Weg.«
    »Aha. Gut, vielen Dank.« Ich proste ihr zu und trinke das Glas leer. Ein Gefühl der Wärme und des absoluten Wohlgefühls durchströmt mich. »Meine Güte. Mia, das musst du dir patentieren lassen. Du könntest in ganz Chicago kleine Limonadenstände aufmachen und das Zeug in Pappbechern verkaufen. Damit wirst du Millionärin.«
    »Noch einen?«
    »Klar.«
    Als vielversprechender Juniorpartner im Familienbetrieb DeTamble & DeTamble - Alkoholiker auf freiem Fuß, ist es mir bisher nicht gelungen herauszufmden, wo das äußerste Limit meiner Alkoholverträglichkeit liegt. Ein paar Drinks später sieht Mia mich besorgt über die Bar hinweg an.
    »Henry?«
    »Jaha?«
    »Es reicht.« Vermutlich hat sie Recht. Ich will ihr nickend zustimmen, aber es ist zu anstrengend. Stattdessen gleite ich langsam und beinahe anmutig zu Boden.
    Viel später erwache ich im Mercy Hospital. Mia sitzt neben mir am Bett. Ihre Wimperntusche ist übers ganze Gesicht verlaufen. Ich hänge am Tropf und es geht mir schlecht. Sehr schlecht. Um nicht zu sagen, schlechter als schlecht. Ich drehe den Kopf und übergebe mich in eine Schüssel. Mia wischt mir den Mund ab.
    »Henry...«, flüstert Mia.
    »Hey. Was zum Teufel.«
    »Henry, tut mir ehrlich Leid...«
    »War nicht deine Schuld. Was ist passiert?«
    »Du bist ohnmächtig geworden, und da hab ich nachgerechnet -wie viel wiegst du?«
    »Achtzig Kilo.«
    »Das darf nicht wahr sein. Hattest du was zu Abend gegessen?«
    Ich überlege kurz. »Ja.«
    »Na ja, das Zeug, das du getrunken hast, hatte zwanzig Prozent. Und dann waren noch die zwei Whiskey... aber irgendwie warst du topfit, und plötzlich hast du schrecklich ausgesehen und bist umgekippt, und dann dachte ich nach, und mir wurde klar, dass du ziemlich viel Alkohol intus hast. Also rief ich einen Krankenwagen, und nun bist du hier.«
    »Vielen Dank. Oder auch nicht.«
    »Henry, könnte es sein, dass dir irgendwie nicht viel am Leben liegt?«
    Ich überlege. »Ja.« Ich wende mich zur Wand und tue, als ob ich schlafe.
Samstag, 8. April 1989 (Clare ist 17, Henry 40)
     
    Clare: Ich sitze in Grandma Meagrams Zimmer und löse mit ihr das Kreuzworträtsel in der New York Times. Es ist ein schöner kühler Aprilmorgen, im Garten kann ich die roten Tulpen im Wind wippen sehen. Mama ist auch draußen, sie pflanzt drüben bei den Forsythien etwas kleines Weißes ein. Ihr Hut fliegt

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