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Die Frau des Zeitreisenden

Die Frau des Zeitreisenden

Titel: Die Frau des Zeitreisenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Niffenegger
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etwas anzuvertrauen, irgendetwas, nur um ihre Reaktion zu sehen. Sie ist eine kleine philippinische Madonna. In einem liebenswürdigen, keinen Widerspruch duldenden Tonfall sagt sie: »Ach, Gomez, halt endlich die Klappe. Hallo Henry. Ich bin Charisse Bonavant. Hör nicht auf Gomez, den halt ich mir nur, um schwere Sachen zu tragen.«
    »Und wegen Sex. Vergiss den Sex nicht«, erinnert Gomez sie, dann sieht er mich an. »Bier?«
    »Gern.« Er forscht im Kühlschrank und reicht mir ein Blatz. Ich öffne den Deckel und nehme einen langen Schluck. Die Küche sieht aus, als wäre eine Mehlbombe darin explodiert. Clare bemerkt die Richtung meines Blicks. Plötzlich fällt mir ein, dass sie gar nicht kochen kann.
    »Das Werk ist noch im Entstehen«, sagt Clare.
    »Ein Installationsstück«, ergänzt Charisse.
    »Kann man es essen?«, fragt Gomez.
    Ich sehe sie nacheinander an, dann brechen wir alle in schallendes Gelächter aus. »Wer von euch kann eigentlich kochen?«
    »Niemand.«
    »Gomez kann Reis machen.«
    »Aber nur als Fertiggericht.«
    »Clare weiß, wie man Pizza bestellt.«
    »Und Thai - Thai kann ich auch bestellen.«
    »Und Charisse versteht sich aufs Essen.«
    »Klappe, Gomez«, sagen Charisse und Clare unisono.
    »Tja, was sollte es denn werden?«, erkundige ich mich und nicke zur Katastrophe in der Küche hin. Clare zeigt mir einen Zeitschriftenausschnitt mit einem Rezept für Hühnchen-Shitake-Risotto mit Kürbis und Pinienkerndressing. Es stammt aus Gourmand und enthält ungefähr zwanzig Zutaten. »Hast du alles da?«
    Clare nickt. »Einkäufen kann ich problemlos. Nur beim Zusammensetzen wird’s schwierig.«
    Ich sehe mir das Chaos genauer an. »Daraus ließe sich etwas machen.«
    »Du kannst kochen?«
    Ich nicke.
    »Er kocht! Das Essen ist gerettet! Trink noch ein Bier!«, ruft Gomez. Charisse wirkt erleichtert und lächelt mich herzlich an. Clare, die sich fast ängstlich im Hintergrund gehalten hat, kommt seitlich zu mir und flüstert: »Du bist nicht sauer?« Ich küsse sie einen kleinen Tick länger, als es sich in Anwesenheit anderer eigentlich schickt. Dann richte ich mich auf, ziehe die Jacke aus und rolle die Ärmel hoch. »Gebt mir eine Schürze«, befehle ich. »Du, Gomez, machst den Wein auf. Clare, putz bitte das verschüttete Zeug weg, sonst wird es Beton. Und Charisse, würdest du den Tisch decken?«
    Eine Stunde und dreiundvierzig Minuten später sitzen wir um den Esstisch und lassen uns Hühnchen-Risotto-Eintopf mit püriertem Kürbis schmecken. Das Ganze enthält viel Butter. Und wir sind sturzbetrunken.
     
    Clare: Die ganze Zeit, während Henry kocht, steht Gomez in der Küche und reißt Witze, raucht, trinkt Bier, und immer wenn es niemand sieht, schneidet er mir hässliche Grimassen. Schließlich erwischt Charisse ihn, fährt sich mit dem Finger über den Hals, und er hört auf. Wir unterhalten uns über ganz banale Sachen: Arbeit, Schule, wo wir aufgewachsen sind und die üblichen Themen, über die man redet, wenn man sich zum ersten Mal sieht. Gomez erzählt Henry von seinem Job als Anwalt, er vertritt missbrauchte und vernachlässigte Kinder, die unter staatlicher Vormundschaft stehen. Charisse ergötzt uns mit Erzählungen von ihren Abenteuern bei Lusus Naturae, einem winzigen Software-Unternehmen, das versucht, Computern beizubringen, die menschliche Sprache zu begreifen, und von ihrer Kunst, die darin besteht, Computerbilder zu schaffen. Henry erzählt Geschichten von der Newberry Library und den sonderbaren Menschen, die kommen und Bücher studieren.
    »Gibt es in der Newberry' wirklich ein Buch aus menschlicher Haut?«, fragt Charisse Henry.
    »Ja. The Chronicles ofNawat Wuzeer Hyderabed. Es wurde 1857 im Palast des Königs von Delhi gefunden. Komm irgendwann vorbei, dann hol ich’s dir heraus.«
    Charisse erschaudert und grinst. Henry rührt weiter den Eintopf. Als er »Futterzeit« sagt, stürzen wir alle an den Tisch. Gomez und Henry haben ständig Bier getrunken, während Charisse und ich an unseren Weingläsern genippt haben, die Gomez ständig nachgefüllt hat. Wir hatten alle nicht viel gegessen, aber wie betrunken wir sind, merke ich erst, als ich beinahe den Stuhl verfehle, den Henry mir hinhält, und Gomez sich beim Kerzenanzünden beinahe die Haare verbrennt.
    Gomez hält sein Glas hoch. »Auf die Revolution!«
    Charisse und ich heben unser Glas, und Henry schließlich auch. »Auf die Revolution!« Begeistert beginnen wir zu essen. Das Risotto ist sämig und

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