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Die Frau des Zeitreisenden

Die Frau des Zeitreisenden

Titel: Die Frau des Zeitreisenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Niffenegger
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Amelia sieht mich und zeigt auf die Tür. »Ich gehe eben zu Starbucks. Willst du Kaffee?«
    »Nein, lieber nicht. Aber vielen Dank.« Ich habe entsetzliche Kopfschmerzen. Ich strecke den Kopf in Robertos Büro und sage ihm, dass ich mich nicht wohl fühle. Er nickt mitfühlend, gestikuliert zum Telefonhörer, aus dem ihm in Lichtgeschwindigkeit Italienisch ins Ohr strömt. Ich packe meine Sachen und gehe.
    Für den Bücherknecht nur ein ganz normaler Bürotag.
Sonntag, 15. Dezember 1991 (Clare ist 20)
     
    Clare: Es ist ein wunderschöner Sonntagmorgen, und ich bin auf dem Heimweg von Henrys Wohnung. Die Straßen sind vereist, es liegen ein paar Zentimeter Neuschnee. Alles ist blendend weiß und sauber. Ich singe mit Aretha Franklin »R-E-S-P-E-C-T!«, biege von der Addison auf die Hoyne Avenue und siehe da, direkt vor dem Haus ist ein Parkplatz. Ein Glückstag. Ich parke ein, überwinde den glatten Gehweg und schließe, noch immer summend, die Tür zum Vorraum auf. Ich spüre dieses traumhafte Gefühl von Losgelöstheit, das ich allmählich mit Sex verbinde, mit dem Aufwachen im Bett neben Henry, mit dem Nach-Hause-Kommen zu allen erdenklichen Morgenstunden. Ich schwebe die Treppe hoch. Charisse wird in der Kirche sein. Ich freue mich schon auf ein langes Bad und die New York Times. Kaum öffne ich unsere Tür, wird mir klar, dass ich nicht allein bin. Gomez sitzt, eingehüllt in eine Rauchwolke, bei geschlossenen Jalousien im Wohnzimmer. Im Widerschein der roten Velourstapete und der roten Samtmöbel und des Qualms sieht er aus wie ein blonder polnischer Elvis Satan. Da er einfach nur dasitzt, gehe ich ohne ein Wort nach hinten zu meinem Zimmer. Ich bin immer noch sauer auf ihn.
    »Clare.«
    Ich drehe mich um. »Was?«
    »Tut mir Leid. Ich hatte Unrecht.« Zum ersten Mal erlebe ich, dass Gomez nicht die päpstliche Unfehlbarkeit für sich beansprucht. Seine Stimme ist ein tiefes Krächzen.
    Ich gehe ins Wohnzimmer und öffne die Jalousien. Die Sonne hat Mühe, durch den Qualm zu dringen, also kippe ich ein Fenster auf. »Mir ist schleierhaft, wie du soviel paffen kannst, ohne den Rauchmelder auszulösen.«
    Gomez hält eine Neun-Volt-Batterie hoch. »Ich steck sie wieder rein, wenn ich gehe.«
    Ich setze mich auf das Sofa und warte, dass Gomez mir den Grund für seinen Gesinnungswandel eröffnet. Er dreht sich wieder eine Zigarette. Schließlich zündet er sie an und mustert mich.
    »Gestern Abend war ich mit deinem Freund Henry zusammen.«
    »Ich auch.«
    »Ach. Was habt ihr gemacht?«
    »Wir waren im Facets, haben uns einen Film von Peter Greenaway angesehen, marokkanisch gegessen, sind zu ihm gegangen.«
    »Und du kommst gerade von ihm.«
    »Genau.«
    »Nun ja. Mein Abend verlief weniger kulturell, dafür aber ereignisreicher. Ich hab deinen strahlenden Freund in der Gasse beim Vic überrascht, als er Nick gerade zu Brei geschlagen hat. Heute früh hat mir Trent erzählt, dass Nick eine gebrochene Nase hat, drei gebrochene Rippen, fünf gebrochene Handknochen, Weichteilverletzungen und sechsundvierzig Stiche. Und einen neuen Schneidezahn braucht er auch.« Ich bin ungerührt. Nick ist ein aufgeblasener Grobian. »Du hättest das sehen sollen, Clare. Dein Freund hat Nick wie einen leblosen Gegenstand behandelt. Als wäre Nick eine Skulptur, die er bearbeitet. Völlig systematisch. Nur überlegt, wo die größte Wirkung erzielt werden kann, und zack. Normalerweise wär ich absolut begeistert gewesen, wenn es nicht Nick getroffen hätte.«
    »Und warum hat Henry Nick verprügelt?«
    Gomez ist unbehaglich zumute. »Es könnte Nicks Fehler gewesen sein. Er hackt gern auf... Schwulen rum, und Henry war angezogen wie die kleine Miss Mückel.« Ich sehe es vor mir. Armer Henry.
    »Und dann?«
    »Dann sind wir in den Army-Shop eingebrochen.« So weit, so gut.
    »Und?«
    »Und dann haben wir bei Ann Sather zu Abend gegessen.«
    Ich muss lauthals lachen. Gomez grinst. »Und er hat mir die gleiche vortreffliche Geschichte erzählt wie du.«
    »Und warum glaubst du ihm?«
    »Na ja, er ist so verdammt lässig. Ich hab gemerkt, dass er mich in- und auswendig kennt. Er hat mich durchschaut, aber es war ihm egal. Und dann ist er - verschwunden, und ich stand da und musste es einfach glauben.«
    Ich nicke voller Mitgefühl. »Sein Verschwinden ist ziemlich beeindruckend. Das weiß ich noch von früher, als ich es zum ersten Mal sah, damals war ich noch klein. Er schüttelte mir die Hand und Puff, war er weg. Hey, aus welcher

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