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Die Frau die nie fror

Die Frau die nie fror

Titel: Die Frau die nie fror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Elo
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wäre nicht allein. War kürzlich schon jemand hier und hat sich die Sea Wolf angesehen?«
    »Aber sicher doch. An seinen Namen erinnere ich mich nicht mehr, aber vor einer Woche hat einer ganz genau dieselben Fragen gestellt.«
    »Über die Farbabplatzer?«
    »Ja, und noch eine Menge Sachen mehr. Falls Sie’s ganz genau wissen wollen: Er hat sich erheblich smarter angestellt als Sie.«
    »Was waren das für Fragen?«
    Er bleibt stehen, dreht sich um und sieht mich empört an. »Keine Ahnung, Lady.«
    »War er hier, bevor der Rumpf neu gestrichen wurde?«
    »Bin nicht sicher. Daran kann ich mich nicht mehr erinnern.« Er genießt den kleinen Schlagabtausch.
    »Wie hat er ausgesehen?«
    »Sie sind eine echte Nervensäge, wissen Sie das?«
    »Hören Sie, ich bin neu im Geschäft, fange gerade erst an, und ich bin den ganzen weiten Weg hier rausgekommen. Geben Sie mir doch was, das ich mit zurück ins Büro nehmen kann. Schadet doch nichts, oder?«
    Er seufzt tief. »Mittelgroß, braune Haare, Brille.« Er zuckt gleichgültig die Achseln.
    »Hatte er einen lahmen Arm?«
    Der Mann blinzelt verständnislos.
    »Sein rechter Arm, hat er ihn dicht an der Seite gehalten?«
    »Lassen Sie mich nachdenken. Ich glaube … ja, ja, ich erinnere mich an so was. Er hat ihn nicht viel bewegt. Wenn ich mich recht entsinne, hatte er die Hand immer in der Tasche.«
    »Hat er gesagt, für wen er arbeitet?«
    »Jackson Hartwell Marine Insurers. Sie wissen schon, die ganz große Versicherung.« Seine Augen verengen sich. »Und für wen arbeiten Sie?«
    »Für mich selbst. Bin Freiberuflerin.«
    Er lacht freudlos. »Sie haben keine Chance!«
    *
    Ein Kind rennt weg und zieht einen Ballon hinter sich her. Eine Mutter, die einen Kinderwagen schiebt, brüllt ihm hinterher, es solle stehen bleiben. Frauen mit Aktentaschen, völlig unpassend gekleidet in Rock und Turnschuhen. Ein junger Mann lehnt an einem Brezelwagen.
    Ich bummele die Hafenpromenade entlang, die vor dem hohen, gläsernen Palast des Bundesgerichts vorbeiführt, genieße den Anblick und denke über den Typen nach, der auf Neds Beerdigungsfeier war, diesen Larry Sowieso. Gerade als ich mich frage, ob ich den Zettel mit seiner Nummer noch habe, klingelt mein Handy.
    »Hey, du hast mich angerufen. Ich hatte ja darauf gehofft. Soll ich rüberkommen?« Es ist Johnny.
    »Och, nein.«
    »Nein?«
    »Ja. Ich meine, nein.«
    Pause. »Warum hast du mich denn angerufen?«
    Schnell nachdenken. »Ich hab mich verwählt.«
    »Wirklich? Bist du sicher? Du hast meine Nummer in deinem Handy gespeichert? Ich fühle mich geschmeichelt. Vielleicht wolltest du mich sehen und hast dann kalte Füße bekommen. Vielleicht kann ich dich immer noch dazu überreden.«
    »Ich glaube nicht.«
    »Wo bist du gerade?«
    »Draußen, spazieren.«
    »Unten am Hafen?«
    »Mhm-mh.«
    »Was machst du da unten?«
    »Wie ich schon sagte. Ich mache einen kleinen Spaziergang.«
    »Wir könnten uns zum Mittagessen treffen.«
    »Hab schon gegessen.«
    »Alles klar, Pirio. Diesmal lasse ich dich ziehen. Aber du kannst mich wieder anrufen, wenn du magst. Jederzeit. Verwähl dich, was auch immer. Kein Thema.« Er trinkt irgendwas, schluckt. »In ein paar Wochen fahre ich mit meiner Frau und den Kindern raus zu ihrer Familie nach Michigan. Da hab ich überhaupt keinen Bock drauf. Zehn Tage die pure Hölle. Ein­gesperrt auf dem Land, scheißlangweilig. Die Schwiegereltern glotzen mich immer an, als wär ich ein Aussätziger.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Ich brauche dich auch. Das versuche ich zu sagen.«
    »Ich habe nie gesagt, dass ich dich brauche.«
    »Und ich kann nur hören, was du sagst.«
    »Du verschwendest deine Zeit, Johnny. Das wird nichts.«
    »Müsste ja kein Mensch was von erfahren. Nur du und ich, Babe, unser eigenes kleines Ding.«
    In meinem Inneren spüre ich ein leichtes Ziehen. Es könnte Lust sein, von der automatischen Sorte, die ausgelöst wird, wenn man zufällig jemanden über Sex reden hört oder wenn man zufällig einen sehr attraktiven Mann oder eine Plakatwand mit einem sehr attraktiven Mann darauf sieht. Es könnte aber auch etwas viel Gefährlicheres sein: ein Liebesbedürfnis.
    Verdammt. Ich lasse mich auf eine der Bänke entlang der Promenade fallen und versuche, aus mir schlau zu werden. Aber, nein, es ist nicht das brennende Verlangen, das ich früher empfunden habe, sondern nur ein ramponierter kleiner Hoffnungsschimmer wie der, der sich hartnäckig am Boden der Büchse der Pandora

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