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Die Frau die nie fror

Die Frau die nie fror

Titel: Die Frau die nie fror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Elo
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verspreche, dass alles, was Sie mir sagen, einem guten Zweck dient und dass ich Ihnen wirklich bald verraten werde, welcher Zweck das ist, könnten Sie sich dann vielleicht vorstellen, mir alles zu erzählen, was Sie über Ned Rizzo und die Molly Jones wissen, und auch alles darüber, was da draußen passiert ist, soweit Sie sich noch erinnern?«
    »Ich hab’s schon mal gesagt: Entweder tauschen wir unsere Informationen aus, oder es läuft gar nichts. Aber ich bin bereit, Ihnen ein bisschen entgegenzukommen. Sie können die Iden­tität Ihres Mandanten geheim halten, wenn Sie mir verraten, warum Sie sich letzte Woche die Sea Wolf im Trockendock angesehen haben.«
    Er sieht erschrocken aus. »Sie wissen von der Sea Wolf ?«
    »Ich hab zuerst gefragt.«
    »Wie viel wissen Sie?« Er wird ganz weiß.
    »Eine Menge«, lüge ich.
    Seine Augen sind stechend, fragend und beunruhigt.
    Ich blinzele und schlucke. Ich habe nie länger als ein paar Runden Poker durchgehalten – wenn ich Angst bekomme, sieht man es mir sofort an. Und jetzt habe ich auf einmal Angst. Weil er Angst hat. Ich merke, dass ich meinen Zeh gerade in einen trüben Tümpel tauche, dass ich Angst habe, ganz hineingezogen oder aber allein am schlammigen Ufer zurückgelassen zu werden – und beides gefällt mir nicht.
    Larry stößt einen tiefen Seufzer aus, scheint jetzt zu kapitulieren. »Die Sea Wolf ist von einer Fahrt mit einem beschädigten Rumpf zurückgekehrt. Ich habe versucht, etwas über die Ursache herauszufinden.« Es ist völlig klar, dass er nicht mehr rausrückt als das, was ich auch schon vom Chef des Trockendocks gehört haben könnte.
    »Haben Sie etwas herausgefunden?«
    »Nein.«
    »Warum hat es Sie so interessiert?«
    Er grinst ungeduldig. »Kommen Sie. Hören wir mit den Spielchen auf. Sie und ich, wir wissen doch beide, dass der Schaden von einem Zusammenstoß auf See herrühren könnte. Wir denken doch dasselbe, oder?«
    »Nein. Sie denken, dass die Sea Wolf das Schiff war, das die Molly Jones zerstört hat. Aber da irren Sie sich.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Es war nicht die Sea Wolf .«
    »Woher wissen Sie das?«, fragt er ehrlich überrascht.
    »Die Molly Jones wurde von einem größeren Schiff gerammt. Einem viel größeren. Und es war auch nicht rot.«
    Er runzelt die Stirn. »Da können Sie sich aber nicht sicher sein.«
    »Doch, ich bin sicher.«
    Er lehnt sich zurück, verschränkt die Arme vor der Brust und starrt mich an, als wäre ich ein zwar nervtötendes, aber doch kalkulierbares Problem. »Wissen Sie, wie unzuverlässig die Aussagen von Augenzeugen sind? Eine Frau schwört, dass der Mann, der sie angegriffen hat, eins siebzig groß war und ein Sweatshirt trug. Hinterher stellt sich heraus, er war eins fünfundachtzig und trug ein T-Shirt. Passiert ständig. Niemand glaubt mehr wirklich an das, was Augenzeugen sagen. Es ist quasi ein Witz. Sie glauben, Sie wissen, was Sie gerammt hat? Irrtum. Sie waren mitten auf dem Atlantik, hatten eine Scheißangst und wollten Ihr Leben retten. Wie sollen Sie da wissen, welche Farbe das Schiff hatte? Im Nebel – wie können Sie da seine genaue Größe beurteilen?«
    »Mir war kalt, und ich war nass, aber blind war ich nicht. Ich weiß, was ich gesehen habe. Und tun Sie nicht so, als glaubten Sie tatsächlich, alle Augenzeugenberichte seien wertlos. Wenn ich Ihnen erzählt hätte, das Schiff sei rot gewesen, hätten Sie mir geglaubt, denn genau das wollen Sie hören.«
    »Ich bitte Sie, Piria.«
    »Pirio.«
    »Pirio, Pirio. Kommen Sie. Hören Sie, ich bin hier nicht der Feind.«
    »Ach ja, wirklich? Wer dann?«
    »Sie müssen mir vertrauen. Ich verspreche –«
    Ich hebe eine Hand, damit er aufhört zu reden. »Warten Sie. Sagen Sie’s nicht. Vertrauen Sie mir. Das ist fast immer ein schlechtes Zeichen. Und wissen Sie, was ich fast genauso verstörend finde? Ich verspreche. Das geht auch meistens nach hinten los.« Ich schreibe meine Nummer auf eine Serviette. »Ich vertraue Ihnen überhaupt nicht, Larry Wozniak. Sie haben irgendetwas damit zu tun, was der Molly Jones passiert ist. Sie versuchen, Ocean Catch mit einem Rechtsanspruch auszupressen, indem Sie die Sea Wolf mit einer Tragödie verknüpfen, an der sie gar nicht beteiligt war. Das ist ziemlich übel.« Ich schiebe die Serviette zu ihm rüber. »Aber ich sage Ihnen eines: Falls Sie wirklich ehrlich darüber sprechen wollen, warum Sie ein Interesse an all diesen Dingen haben, dann können Sie mich anrufen. Und dann

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