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Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Pavone
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schüttelten sie der Sachbearbeiterin für die Neuaufnahmen die Hand, die ihnen zusicherte, dass die Jungs im neuen Schuljahr einen Platz bekämen.
    Danach gingen sie ins Café Flore, um eine Kleinigkeit zu essen und etwas zu trinken. Auf dem Rückweg kamen sie an einer agence immobilière vorbei, deren Schaufenster mit Hochglanzfotos von Apartments zugepflastert war. Sie stellten sich vor und fuhren zur Wohnungsbesichtigung.
    Am nächsten Morgen unterschrieben sie die Aufnahmeformulare für die Schule und den Mietvertrag.
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    Luxemburg war wie ausgestorben, als sie im August zurückkehrten, zumindest war weit und breit kein Expat zu sehen. Kates Freundinnen waren allesamt mit ihren Familien in die Ferien gefahren – die Amerikaner nach Amerika, die Europäer in ihre Ferienhäuser am Meer.
    Kate ging durch die Altstadt, vorbei an den vertrauten Verkäuferinnen in den Geschäften, den Standbesitzern auf dem Markt auf der Place Guillaume, den Kellnerinnen und Palastwachen – all diesen Menschen, deren Namen sie nicht kannte und die dennoch zu einem Teil ihres Lebens geworden waren. Eigentlich sollte sie ihnen Auf Wiedersehen sagen, jedem Einzelnen von ihnen.
    Sie wünschte, ihre Freundinnen wären hier. Sie sehnte sich danach, mit Claire und Cristina und Sophia in einem Café zu sitzen und einen letzten Kaffee zu trinken, sie ein letztes Mal zu umarmen. Aber wahrscheinlich war es besser so. Sie hasste Abschiede.
    Mit einem in Wachspapier geschlagenen Sandwich kehrte sie nach Hause zurück, um die Spielsachen der Jungs zu sortieren und zu entscheiden, welche sie behalten, verschenken oder wegwerfen würden. Dexter war währenddessen ein letztes Mal mit ihnen zum Spielplatz gegangen.
    Beim zweiten Mal würde es einfacher werden. Die Dinge, die ihr am Anfang schwergefallen waren, würden ihr nun leichter von der Hand gehen und die schönen Dinge noch mehr Spaß machen. Im Grunde war es wie beim zweiten Kind – die Erfahrung des ersten Mals machte alles weniger beängstigend, weniger kompliziert, weniger anstrengend.
    Trotz allem würden sie eine Art Wohnsitz in Luxemburg behalten müssen, eine Adresse, um den Anschein zu wahren, immer noch hier zu wohnen. Eine Adresse für das Finanzamt – das kleine Bauernhaus in den Ardennen, das sie für tausend Euro im Monat gemietet hatten, war perfekt dafür geeignet. In der Ecke standen einige Kartons, die dorthin gebracht werden mussten, mit billigen Lampen, ausrangierten Tellern und sonstigem Hausrat. Und einer verschließbaren Kassette mit einer Million Euro in bar.
    Das restliche Geld des Colonel hatten sie nicht angerührt. Es lag noch immer auf dem Nummernkonto. Wahrscheinlich für immer. Vierundzwanzig Millionen Euro.
    Kate blickte aus dem Fenster auf die atemberaubende Aussicht, jenes Stück Europa, das für eine kurze Weile ihre Heimat gewesen war. Tränen stiegen ihr in die Augen. Und plötzlich überkam sie ein Gefühl der Verzweiflung, weil dieser Lebensabschnitt jetzt zu Ende war. Weil ihr Leben unaufhaltsam auf das Ende zusteuerte.

32
    Heute, 19:32 Uhr
    Die Erinnerungen beginnen zu verblassen, und Kates Glaube daran, dass die Ereignisse tatsächlich stattgefunden haben, gerät immer heftiger ins Wanken. Das Ganze ist so absurd, dass sich niemand wundern würde, wenn sie sich alles nur eingebildet hätte. Ihr ganzes Leben.
    Anderthalb Jahre ist es her, seit Kate und Julia im eisigen Regen auf der Aussichtsplattform gestanden haben, beide bewaffnet und wütend und unsicher, ob eine von ihnen gezwungen sein würde, die andere zu töten.
    Und nun sitzen sie sich in diesem Pariser Café gegenüber und trauen sich kaum, einander anzusehen, wie verlegene Liebende nach ihrer ersten gemeinsamen Nacht.
    Julia lehnt sich an Bill, als ziehe sie sein Körper geradezu magnetisch an. Etwas an ihnen ist anders, an der Art ihres Zusammenseins. Möglicherweise ist es natürlicher als damals in Luxemburg.
    »Tja«, sagt Julia, »und was läuft bei euch so?« Sie richtet die Frage an Kate, nun, da die Männer ihre Unterhaltung über Waffengeschäfte und Verstümmelungen beendet haben.
    Kate sieht zu Dexter hinüber. Er erwidert ihren Blick nicht, bietet ihr keinerlei Hilfe an. Er scheint sich pudelwohl zu fühlen, als bestünde keinerlei Gefahr, dass diese Begegnung irgendwie unangenehm verlaufen könnte. Als könnte ihnen nichts passieren. Was Kate in ihrer Vermutung darüber, was wirklich zwischen den beiden geschehen ist, noch bestärkt. Inzwischen würde sie ihre Hand

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