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Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Pavone
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klingt halbwegs plausibel, außerdem wäre es ohne Weiteres möglich. Dexter geht jeden Tag entweder in den Fitnessclub oder zum Tennis. Sein Vollzeitjob als Investmentmanager nahm ihn in Wahrheit bestenfalls ein paar Stunden am Tag in Beschlag. »Gib mir doch einfach deine Nummer.«
    »Weißt du was?« Die Frau legt den Kopf schief. »Gib du mir deine.« Sie zieht ein ledernes Notizbuch und einen dazu passenden Stift aus ihrer Handtasche, kleine Kostbarkeiten aus demselben Laden, in dem sie auch ihre Jacke gekauft hat. Diese Frau ist nach Paris gekommen und hat hier ein Vermögen ausgegeben, nur wenige Häuserblocks von Kates Zuhause entfernt. Kann das wirklich ein Zufall sein?
    »Mein Ladegerät ist verschwunden«, erklärt sie, »und ich will nicht, dass wir uns verpassen, nur weil sich mein Handy verabschiedet hat.«
    Kompletter Blödsinn , denkt Kate und muss um ein Haar auflachen. Aber es ist nur fair; wie soll man jemandem böse sein, weil er einen anlügt, wenn man selbst aus exakt denselben Gründen die Unwahrheit erzählt? Kate rattert ihre Telefonnummer herunter, worauf die Frau sie sorgfältig in ihr Notizbuch einträgt – obwohl Kate nur zu genau weiß, dass sie sie nicht aufzuschreiben braucht, um sie sich merken zu können.
    Es ist schon erstaunlich, wie viele Schichten der Unaufrichtigkeit sich zwischen ihnen auftürmen.
    »Ich rufe dich gegen fünf an, okay?«, sagt die Frau.
    »Wunderbar.« Sie umarmen einander ein weiteres Mal und tauschen ein aufgesetztes Lächeln.
    Die Frau macht kehrt und geht davon. Kate ertappt sich dabei, wie sie ihren Rücken anstarrt. Diesen Rücken, der ein ganzes Stück breiter ist als früher. Diese Frau war einmal sehr schlank. Vor nicht allzu langer Zeit.
    Kate dreht sich um und geht in die entgegengesetzte Richtung davon, weg von ihrem Zuhause, nur um nicht länger in ihrer Nähe sein zu müssen. Es kostet sie gewaltige Überwindung, ihr nicht nachzusehen, ihr nicht zu folgen. Sie weiß, dass sie es nicht tun sollte. Und dass sie es nicht könnte.
    »Oh, und Kate?« Die Frau hat kehrtgemacht und kommt ohne jede Eile auf sie zu.
    »Ja?«
    »Könntest du Dexter etwas von mir ausrichten?« Die Frau kommt näher.
    »Natürlich.«
    »Sag ihm« – mittlerweile trennen sie nur noch wenige Schritte von Kate –, »dass der Colonel tot ist.«

4
    »Also«, sagte Kate und sah von den Malbüchern auf, die sie vor den Jungs auf den Tisch gelegt hatte. Die ganze Familie saß beim Abendessen in einem halbwegs bezahlbaren Restaurant – seit drei Wochen ihre Antwort auf die tägliche Herausforderung, sich in einem neuen Leben in einem neuen Haus auf einem neuen Kontinent zurechtzufinden. »Du hast in letzter Zeit ziemlich viel gearbeitet.«
    Dexter zog die Augenbrauen hoch, sichtlich verblüfft angesichts ihres kritischen, vorwurfsvollen Tonfalls. »Es gab einige Dinge, die nicht warten konnten.«
    »Aber jetzt wird es ruhiger werden.« Kate ahnte bereits, dass sich ihre Behauptung nicht bewahrheiten würde, doch sie wollte hören, wie er abwiegelte. Zwar lief es seit dem Umzug ziemlich gut zwischen ihnen, trotzdem verbrachte er bei Weitem nicht so viel Zeit zu Hause bei ihr und den Jungs, wie sie gehofft hatte.
    »Eher nicht.«
    »Ich dachte, du könntest es ein bisschen ruhiger angehen lassen und uns ein bisschen helfen, uns hier einzuleben.«
    Sie hatten sich nach einer dreistündigen Besichtigungstour mit einem Immobilienmakler für ein großzügiges Apartment in der Altstadt entschieden. Die gemieteten Möbel waren innerhalb weniger Tage geliefert worden, sodass sie aus dem Hotel ausziehen konnten. Kate hatte angefangen, die potthässlichen Riesenkoffer auszupacken und ihre ebenfalls geliehenen Töpfe, Pfannen, Handtücher und Bettwäsche in Augenschein zu nehmen. Der Container mit ihren eigenen Sachen würde frühestens in einem Monat eintreffen.
    Kate war davon ausgegangen, dass Dexter ihr beim Auspacken helfen würde. Fehlanzeige. »Du hast versprochen, dass ich nicht alles allein machen muss, Dexter.«
    »Ich würde ja gern, aber ich muss nun mal arbeiten«, sagte er mit einem Seitenblick auf die Jungs.
    »Aber wieso unbedingt sofort?«
    »Weil ich mich dringend im Büro einrichten und ein Sicherheitssystem auf die Beine stellen musste. Ich musste Material besorgen, einen Elektriker und einen Tischler engagieren und ein Auge darauf haben, was sie machen. All das musste gleich als Erstes erledigt werden, damit ich mit einer wichtigen Aufgabe anfangen konnte, die nun

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