Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Pavone
Vom Netzwerk:
besonders gut gewesen.
    »Eine Autobahn ist so etwas wie ein Highway«, erklärte Kate betont geduldig, um ihren Ausbruch wieder wettzumachen. Die instinktive Freundlichkeit ihrer beiden Jungs wärmte Kate das Herz, das im Vergleich zu ihrem geradezu unmenschlich kalt war. Ihre Kinder beschämten sie.
    Die tief stehende Sonne blendete sie einen Moment lang, als sie in südwestliche Richtung blickte, um sich in den Kreisverkehr einzufädeln.
    »Mami, ist das die Autobahn?«
    »Nein. Aber gleich nach dem Kreisverkehr kommen wir auf die Autobahn.«
    »Mami, was ist ein Kreisverkehr?«
    »Ein Kreisverkehr«, erklärte sie, »ist eine Straße, auf der die Autos im Kreis fahren.«
    Sie hasste Kreisverkehre, weil sie geradezu dazu einluden, jemandem seitlich in den Wagen zu fahren. Außerdem hatte sie jedes Mal das Gefühl, als würden die Kinder gleich aus ihren Sitzen gerissen, während die Einkaufstüten im Kofferraum übereinanderpurzelten. Zack, und schon kullerten die Kirschtomaten überall herum, und die Äpfel bekamen Stoßflecken.
    In Lateinamerika waren die Straßen geradezu abenteuerlich gewesen, und sie war sie wie ein Henker entlanggebrettert. Damals hatten auch keine Kinder auf dem Rücksitz gesessen.
    »Mami, wieso fahren alle Autos im Kreis?«
    Hier gab es an jeder Ecke einen Kreisverkehr. Die Fenstergriffe sahen in jedem Haus anders aus, die Spülungen waren direkt in die Wand über der Toilette eingebaut, und in sämtlichen Häusern gab es diese großen Lichtschalter, schmiedeeiserne Treppengeländer und auf Hochglanz polierte Steinböden. Jede Lampenfassung, jede Schraube schien exklusiv auf die Bedürfnisse des Bauherrn zugeschnitten zu sein.
    »Weil«, sagte sie, sorgsam darauf bedacht, die Geduld nicht schon wieder zu verlieren, »es eben praktisch ist. Und in Luxemburg fahren die Leute nun mal gern im Kreis.«
    Was machte man eigentlich mit seinen Kindern, wenn man sie ständig um sich hatte? In Washington hatte sie sich lediglich an den Wochenenden um sie gekümmert, an den Wochentagen waren sie in der Vorschule und in der Obhut des Kindermädchens gewesen. Damals hatte sie sich immer gewünscht, mehr Zeit mit ihnen zu verbringen.
    Aber jetzt? Inzwischen hatte sie sie jeden Tag nach der Schule, jeden Abend, jeden Morgen und das ganze Wochenende um sich. Wie sollte man Kinder bei Laune halten, ohne sein Leben auf dem Boden liegend und mit Lego spielend zu verbringen? Ohne dass sie sich ständig gegenseitig die Köpfe einschlugen, das Wohnzimmer in Schutt und Asche legten oder ihre Mutter in den Wahnsinn trieben?
    Nun, da es so war, wie sie es sich immer gewünscht hatte, wurde sie von schweren Zweifeln geplagt. Und genau davor hatte sie sich bei diesem ganzen Abenteuer am allermeisten gefürchtet.
    »Mami, sind wir jetzt auf der Autobahn?«
    »Ja, Schatz, jetzt sind wir auf der Autobahn.«
    Ein Lämpchen auf dem Armaturenbrett blinkte. Der Bordcomputer übermittelte ständig Nachrichten auf Deutsch, schrecklich lange Wörter, manchmal blinkend, die sie ignorierte, auch wenn es ihr schwerfiel. Es war ein Mietwagen. Bisher hatten sie die Aufgabe, sich einen neuen Wagen zu kaufen, noch nicht in Angriff genommen.
    »Mami?«
    »Ja, Schatz?«
    »Ich muss mal Kaka.«
    Sie sah auf das GPS-Display. Noch zwei Kilometer. »Gleich, Schatz, wir sind in ein paar Minuten zu Hause.«
    Sie erreichte das Autobahnende und fuhr die Straße an der Bahnlinie entlang, vorbei an einem stehenden Hochgeschwindigkeitszug und dem Bahnhof mit der Turmuhr. Von hier aus kannte sie den Weg. Sie schaltete das GPS ab und nahm es aus der Halterung. Anders lernte man es nicht.
----
    »Ihr Mann hat also vier Jahre dort gearbeitet, bevor er zu der Bank kam?«, hatte Adam mit gezücktem Stift gefragt, ohne den Blick von seinem Notizblock zu lösen.
    »Genau.«
    »Ein Jahr vor dem Börsengang ist er aus der Firma ausgeschieden?«
    »Ja.«
    »Das erscheint mir kein, äh, besonders intelligentes Timing zu sein.«
    »Dexter war noch nie ein großer Finanzstratege.«
    »Offensichtlich nicht. Und dann diese Bank. Was hat er dort genau gemacht?«
    »Er war für die Sicherheit der Computersysteme zuständig. Sein Job bestand darin herauszufinden, wie Hacker versuchen könnten, sie zu knacken, und es zu verhindern.«
    »Was für Systeme?«
    »Die Konten. Er hat die Konten geschützt.«
    »Das Geld also.«
    »Genau.«
    Adam sah sie zweifelnd an. Kate wusste, dass er – wie alle anderen auch – Dexter und ihrem Umzug nach Luxemburg mit großem

Weitere Kostenlose Bücher