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Die Frau, die vom Himmel fiel: Roman (German Edition)

Die Frau, die vom Himmel fiel: Roman (German Edition)

Titel: Die Frau, die vom Himmel fiel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mawer
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in Marseille schickt mich«, erklärt Alice.
    Die Frau spitzt die Lippen. »Ich hab ja eine Ewigkeit nichts mehr von ihr gehört. Was macht ihr Rheuma?«
    »Das macht ihr nur bei Schirokko zu schaffen. Ansonsten geht’s ihr gut.«
    Sie nickt. »Kommen Sie mit nach hinten.«
    Hinter der Bar führt eine Tür in ein kleines Zimmer, das als Lagerraum und Küche dient. An der Wand hängt das allgegenwärtige Bild von Marschall Pétain und ein weiteres von Maurice Chevalier. Ein Wandkalender wirbt für Peugeot-Fahrräder. Die Frau zieht einen Stuhl unter einem Tisch hervor, bleibt aber stehen und beobachtet, wie Alice sich hinsetzt, als würde hier eine Art Verhör stattfinden. So hatte Alice sich das nicht vorgestellt. Sie hatte etwas mehr erwartet, ein Gefühl von Willkommensein, einen Hauch von Kameradschaft, von geteilter Furcht und gemeinsamer Entschlossenheit. Alice wirft einen Blick zu der offenen Tür. Sie kann den Rücken des Barmanns sehen, der den Fluchtweg versperrt.
    »Ich bin Alice«, sagt sie.
    »Claire.«
    »Mir wurde gesagt, ich soll hierherkommen.«
    Die Frau beobachtet sie. Es ist unmöglich zu ergründen, was sie denkt. Schließlich sagt sie: »Ich hab von Ihnen gehört. Vor einem Monat. Seit wann sind Sie in der Stadt?«
    Eine kleine Welle Erleichterung, aber Erleichterung gemischt mit Vorsicht: Die können dich reinlegen, manipulieren, dich in Widersprüche verstricken, aus denen du nicht mehr rauskommst. »Seit zwei Tagen. Ich war im Südwesten. WORDSMITH . Kennen Sie WORDSMITH ?«
    Die Frau zuckt die Achseln. »Was wollen Sie hier?«
    »Ich muss jemanden rausholen lassen. Können Sie das arrangieren?«
    »Wieso von hier? Wenn Sie im Südwesten sind, ist es doch nicht weit bis zur spanischen Grenze.«
    »Es geht um Leute hier in Paris.«
    »Wie viele Passagiere?«
    »Zwei.«
    »Wer?«
    »Das kann ich nicht sagen.«
    »Sind Sie eine davon?«
    »Nein.«
    Die Frau nagt nachdenklich an ihrer Lippe, dreht sich dann zu dem Kalender an der Wand um. Es gibt ein paar Bleistifteinträge – Termine für Rechnungen, Lieferungen, solche Sachen. Aber das Auffälligste ist, dass es sich um einen Kalender handelt, bei dem über dem Datum mit Symbolen die Mondphasen vermerkt sind: ein schwarzer Punkt für Neumond, Sicheln für zunehmenden und abnehmenden Mond, ein weißer Kreis für Vollmond. Claire deutet auf den nächsten Vollmond. »Selbst wenn wir das machen können, müssen Sie mindestens zehn Tage warten. Schaffen Ihre Passagiere das?«
    »Ich denke ja.«
    »Ich hab eine Wohnung, die sie benutzen könnten, aber wer weiß, wie sicher die noch ist …«
    »Es geht auch so.«
    Die Glocke an der Bar ertönt, und ein paar Gäste kommen herein. Claire schiebt die Tür zu und senkt die Stimme. »Es ist gefährlich hier in der Stadt, wissen Sie das? Nicht wie auf dem Lande. Hier herrscht das Chaos. Dieses Lokal könnte überwacht werden.«
    »Ich hab niemanden bemerkt …«
    Die Frau lacht. »Das heißt nichts. Die lassen dich machen und nehmen dich hops, wenn es ihnen passt. Viele von uns sind nur im Einsatz, weil die sie lassen. Wissen Sie von PROSPER ?«
    »Ich hab etwas gehört.«
    »Tja, der Ring wurde zerschlagen. Dutzende Verhaftungen. Hunderte. Und noch weitere Ringe. INVENTOR , CINÉASTE .« Sie blickt sich in dem kleinen Raum um, als wäre sie überrascht, dass die Wände noch stehen. »Im Augenblick haben wir noch Glück.«
    »Einer meiner Passagiere ist von CINÉASTE .«
    Die Frau blickt ungläubig. »Das ist unmöglich. Die wurden alle verhaftet.«
    »Ihr Deckname ist Marcelle.«
    »Die Pianistin? Die muss doch dabei gewesen sein, als der Ring aufflog.«
    Alice schüttelt den Kopf. »Ich hab mit ihr gesprochen. Sie ist untergetaucht. Sie ist an dem Tag zu spät zu dem Treffen gekommen und hat gesehen, wie die anderen verhaftet wurden …«
    »Kennen Sie sie? Ich meine, würden Sie sie wiedererkennen?«
    »Natürlich. Wir sind zusammen ausgebildet worden.«
    »Wo?«
    »Schottland.« Aber die Frau will offenbar mehr hören. »In der Meoble Lodge, am LochMorar«, fügt sie hinzu, und Claire verdaut die zusätzliche Information, dreht und wendet sie im Kopf, wie ein Händler ein Stück Porzellan von allen Seiten begutachtet. Fälschung oder echt? Unversehrt oder beschädigt?
    »Und? Wie haben Sie sie gefunden?«
    »Marcelle? Ich fand, sie ist ziemlich verängstigt. Zumindest wirkt sie so.«
    »Ich meine, woher wussten Sie, wo sie war?«
    »Ach so, klar.« Alice schmunzelt über das Missverständnis, sucht

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