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Die Frau, die vom Himmel fiel: Roman (German Edition)

Die Frau, die vom Himmel fiel: Roman (German Edition)

Titel: Die Frau, die vom Himmel fiel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mawer
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versuche, heute Nachmittag zeitig zurück zu sein.« Er wirft ihr noch einen Blick zu, ehe er die Tür schließt. »Pass auf dich auf, ja? Paris ist ein gefährliches Pflaster.«
    Sie lauscht auf das Schließen der Wohnungstür. Im Esszimmer wartet Marie, die den Tisch mit einem kargen Frühstück gedeckt hat – etwas Graubrot und ein schmieriges, gelbes Zeug, das keine Butter ist. Aber es gibt Kaffee, richtigen Kaffee aus dem Päckchen, das Alice ihr gegeben hat. Es ist nicht klar, ob ihr dieses Geschenk bei Marie Sympathie eingebracht hat. Die Frau beobachtet sie scharf, als befürchte sie, dass Alice silberne Löffel klaut. »Wird Mademoiselle zum Abendessen da sein? Monsieur Clément hat angedeutet …«
    »Ich werde zum Abendessen da sein, ja. Ich bleibe ein paar Tage.«
    »Und Sie haben keine Lebensmittelkarte?«
    Alice blickt hilflos und gibt als Entschuldigung vor, sie hätte alles zu Hause gelassen, was dumm von ihr gewesen sei. Die Frau schnaubt. »Das macht meine Arbeit noch schwerer.«
    »Ich weiß. Aber ich musste überstürzt aufbrechen. Die Freundin, die mich dringend sehen will …« Sie lässt den Rest unausgesprochen, aber es genügt als Andeutung: irgendwelche Frauenprobleme – ein Liebhaber vielleicht oder sogar ein Ehemann auf Abwegen; oder eine Schwangerschaft, ungewollt und unerwartet. »Ich weiß, Monsieur Clément würde es niemals annehmen, aber wenn etwas Geld eine Hilfe wäre …«
    Die Haushälterin verzieht keine Miene. »Das wäre nicht richtig. Sie sind schließlich unser Gast.«
    »Aber Sie könnten ein paar Dinge auf dem Schwarzmarkt besorgen. Richtige Butter vielleicht. Monsieur Clément muss es ja nicht erfahren.«
    »Auf dem Land gibt es bestimmt Butter, nicht wahr?«
    »Manchmal ja. Die Bauern behalten einen Teil zurück, und wer die richtigen Leute kennt …«
    Die Frau nickt. »Mein Cousin hat einen Hof in der Normandie. Wir bekommen einiges von ihm, aber es wird allmählich immer schwieriger.«
    Das Nicken besiegelt die Angelegenheit. Die Geldübergabe erfolgt mit der Diskretion einer illegalen Geschäftsabwicklung an der Straßenecke, als könnte selbst hier in der Wohnung die Polizei zuschauen.
    Von dem Moment an, als sie das Haus verlässt, geht sie davon aus, dass sie verfolgt wird. Geht immer vom Schlimmsten aus, hat einer der Ausbilder sie gewarnt: Pessimisten sind die besten Agenten. In der Umgebung der Sorbonne mischt sie sich unter die Studenten auf dem Weg zu ihren Vorlesungen, geht sogar in einen der Innenhöfe und nimmt einen anderen Ausgang, um zu sehen, ob sie einen möglichen Verfolger aus der Menge locken kann. In der Rue Saint-Jacques überprüft sie in Schaufenstern das Spiegelbild von der anderen Straßenseite, sucht nach Leuten, die herumtrödeln, nach irgendwem, der sie beobachten könnte. An der Métrostation auf dem Boulevard Saint-Germain steigt sie auf einer Straßenseite die Treppe hinab und kommt auf der anderen Seite wieder ans Tageslicht, achtet darauf, ob irgendwer das Gleiche tut. Niemand folgt ihr. Sie ist absolut sauber, eine gescheite, freie Frau in dieser ängstlichen Stadt. Sie geht zurück zur Métro, wo sie sich in das Gewühl auf dem Bahnsteig mischt und dann in den nächsten Zug steigt, der in nördlicher Richtung die Seine unterquert. Einige Stationen später wechselt sie die Linie und fährt weiter in den Osten der Stadt, weg von Clément, weg von Marian Sutro.
    Yvettes Adresse ist ein Mietshaus nicht weit vom Friedhof im 20 . Arrondissement, ein graues vierstöckiges Gebäude mit einem Mansardendach und bröckelnden Stuckverzierungen an der Fassade, eins von den Häusern, an denen der Zahn der Zeit nagt, seit sie nach Haussmanns Plänen errichtet wurden. Alice schaut sich um, als sie mit forschen Schritten an der Adresse vorbeigeht. Ein clochard wühlt in Mülltonnen; zwei Leute sitzen an einem Fenstertisch im Café direkt gegenüber; ein junges Pärchen steht auf dem Bürgersteig und streitet sich wegen irgendwas mit typisch pariserischer Heftigkeit; eine Frau führt ihren Hund Gassi; ein Zeitungsverkäufer bietet Le Matin und Les Nouveaux Temps an. Ein Stück weiter die Straße hinunter ist ein Markt mit einigen wenigen klapprigen Ständen, an denen gebrauchte Kleidung und Eisenwaren feilgeboten werden – Nähmaschinenteile, Rohrleitungsstücke, Töpfe und Pfannen, Dinge, die von Nutzen sein könnten in einer Welt, wo alles wiederverwertet wird und nichts neu ist. Leute suchen in dem Plunder herum. Alice sieht sich ein paar alte

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