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Die Frau, die zu viel fühlte - Roman

Die Frau, die zu viel fühlte - Roman

Titel: Die Frau, die zu viel fühlte - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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über Sie. Wie soll ich das sagen? Es lag ein überwältigendes Maß an Liebe und Bewunderung darin. Es war, mal sehen, es war wie jemand, der einen Dienst in einem fremden Land ableistet, ein Soldat im Krieg vielleicht, und sich nach dem Tag seiner Heimkehr sehnt, die Umarmung auf einem Bahnhof, das Schließen von Jalousien. Das Meer gehörte immer mit dazu, ein Strand, Spiele …«
    »Wer war sonst noch da? Wer wartete darauf, dass sie heimkehrte?«
    »Das habe ich doch bereits gesagt, nicht? Das Heimkommen, na ja, Sie und Ihre Schwester, Hester, nicht, Sie waren immer da. Aber Ihre Eltern waren ebenfalls da, und Sie haben mir doch bereits gesagt, nicht, dass sie damals schon tot waren? Stimmt das?«
    »Schon vor langer Zeit, ja. Unser Vater verließ uns, und unsere Mutter wurde zuerst seelisch krank, und dann bekam sie Krebs.«
    »Hin und wieder war ihr das auch bewusst. Aber dann war es wieder, als würde sie sich irgendein jenseitiges Leben vorstellen. Sie war nicht religiös, oder?«
    »Nein, oder es war nie ein Thema. Ansonsten wäre es doch zur Sprache gekommen, nicht wahr?«
    Darauf antwortete sie nicht. Die ruhige Sachlichkeit ihrer Stimme hatte irgendetwas unter strenger Kontrolle gehalten. Sie schaute mich an, als forderte sie, dass wir unsere Liebe für und unsere Sorge um Julie ganz einfach miteinander teilten. Nicht mehr und nicht weniger.
    »Am besten, Mr. Bridgewell, machen wir jetzt eine Pause. Heute Nachmittag vielleicht. Es gibt noch ein Thema zu besprechen. Jetzt schaffe ich es nicht mehr. Diese verflixten Pillen …«

VIII
    Ich sitze in diesem überhitzten Zimmer und schreibe meine Erinnerungen an mein letztes Gespräch mit Margaret Hayes nieder. Ich will alles frisch und präsent haben, damit ich es an Hester und auch Sheila weitergeben kann. Es schneit, aber nur leicht, und blaue Lücken tauchen allmählich über dem Cascade Mountain auf, der hoch über der Main Street thront wie eine riesige Mahnung an die Trivialität und Flüchtigkeit der Dinge. Ich versuche, ihn mit Julies Augen zu sehen, als sie ihr Paradies für immer verließ, die zischende Schlange bereits an den Fersen. Es ist schwer darzustellen, was Mrs. Hayes mir über sie gesagt hat. Wie viel einfacher ist es doch, Ideen und Argumente auszudrücken, vor allem in der Kritik, als dem ganz normalen, privaten menschlichen Leben gerecht zu werden.
    Sie wartete mit dem Rücken zur Tür auf mich. Ich machte Kaffee und setzte mich aufs Sofa. Ihr Sessel war so verrutscht worden, dass sie ins Feuer starren, ich sie dabei aber nur im Profil sehen konnte. Hin und wieder tupfte sie sich mit einem Tuch, das sie fest in der Faust hielt, Feuchtigkeit von den Mundwinkeln. Sie rührte ihren Kaffee nicht an, und als sie zu reden begann, zitterte ihre Stimme, und sie musste abbrechen und noch einmal ansetzen. Dann wurde ihre Stimme ruhig, fast monoton, als würde sie aus irgendeinem Routinebericht vorlesen.
    »Ich will versuchen, direkt zum Punkt zu kommen. Stellen Sie die Fragen, wie sie Ihnen kommen. Ich bin es in Gedanken immer und immer wieder durchgegangen, habe mich auf diesen Tag vorbereitet.«
    Dann zögerte sie lange und drehte sich noch weiter von mir weg. »Bitte fahren Sie fort«, sagte ich.
    »Eines Tages kam ein gutaussehender, junger Mann zu mir und fragte, ob Julie hier sei. Er hatte einen ausländischen Akzent. Ein Brasilianer, wie ich später erfuhr. Irgendein Musiker. Sehr vielversprechend, hieß es. Er sagte, es könne sein, dass Julie in ihrem Zimmer etwas liegengelassen habe, und fragte, ob er danach suchen dürfe. Er war sehr höflich, und ich erlaubte es ihm. Bald darauf kam er mit einem kleinen, braunen Paket aus dem Zimmer, dankte mir mit einem charmanten Lächeln und ging wieder.«
    Sie verstummte und starrte Julies kleines Zimmer an, als würden die Erinnerungen verschwimmen, und sie könne ihnen nicht mehr trauen. Sie schüttelte leicht den Kopf, faltete dann entschlossen die Hände im Schoß und redete weiter.
    »An diesem Abend kam Julie, und als ich es ihr erzählte, schien sie nicht im Geringsten besorgt. ›Das war Paulo‹, sagte sie eifrig. ›Er ist mein Geliebter. Mochten Sie ihn?‹ Ich fragte sie, ob sie mir von ihm erzählen wolle, aber sie wandte sich ab und ging zu den Bücherregalen. Ihre Augen glänzten, und sie hatte hastig gesprochen. Sie war offensichtlich verliebt. Sie fragte, ob wir uns ein Buch über Turner anschauen könnten, das sie vor ein paar Tagen vom Regal genommen hatte. Es war einer unserer

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